Malsburg-Marzell 40 Kilogramm schwerer Stein verursacht schweres Unglück

Weiler Zeitung

Lokalgeschichte Teil 4: Vereinigte Granitwerke Seebach und Kandern, Gebrüder Thiele: Familiengeschichte und neue Absatzmärkte

Von Volker Scheer

Malsburg-Marzell. Die beiden Söhne von Georg Thiele, Walter und Hans Helmut, werden Soldaten. Der ältere, Walter, wird später Arzt, ist zuletzt Chefarzt am Krankenhaus in Waldshut. Hans Helmut stürzt 1941 als Oberleutnant zur See im Flug über Dänemark ab.

Die Tochter von Walter Thiele wird ebenfalls Ärztin und richtet im großelterlichen Haus in der Hammersteiner Straße eine Praxis als Kinderärztin ein.

1938 kommt auch der Neffe Hans Thiele, Sohn von Ernst in Ottenhöfen, nach Kandern und tritt nach seinem Kriegsdienst 1949 als Teilhaber in die „Steinbruchbetriebe Gebr. Thiele“ ein. Er wohnt zunächst in der Bahnhofstraße, bis er das Anwesen Groos in der Karl-Berner-Straße erwerben kann.

Nachdem er 1930 seine Frau und 1938 das einzige Kind Lotte verloren hat, heiratet Johannes Thiele am 27. November 1939 in Kandern die aus der Malsburger Tantenmühle stammende Lina Bürgelin. Sie schenkt ihm eine Tochter, die ebenfalls Lotte genannt wird und im elterlichen Anwesen am Böscherzenweg lebt.

Während des Zweiten Weltkriegs sind die meisten Mitarbeiter im Feld oder dienstverpflichtet, wie zum Beispiel der Schlosser Karl Benischke von 1942 bis 1947 in der Mechanischen Werkstätte Müller-Hauert in Kandern.

Nach der Währungsreform kommt der Betrieb allmählich wieder in Gang und es arbeiten 25 Mann. Es gelingt, im Rheinland und im Ruhrgebiet Absatz zu finden und in bescheidenem Rahmen kann auch wieder in die Schweiz geliefert werden. Holland kommt neu als Abnehmer hinzu. Dorthin werden die Steine zum Teil vom Rheinhafen in Weil am Rhein aus verschifft.

Am 25. Juli 1951 erschüttert ein schwerer Unfall die Bewohner der Gemeinde Malsburg: Ein 40 Kilogramm schwerer Stein fällt beim Transport von der Seilbahn aus 20 Meter Höhe und durchschlägt das Vordach des Hauses Vollmer in Lütschenbach. Der zweieinhalb Jahre alte Manfred Vollmer wird tödlich getroffen, Vater Ernst Vollmer, Ratsschreiber in Malsburg, erleidet schwere Kopfverletzungen.

Um Arbeitsplätze zu sichern, wurde aus Kostengründen auf umfangreiche Sicherungsmaßnahmen an der Transportbahn verzichtet. Statt zu 60 Tagen Haft wird der 70-jährige Teilhaber zu 3000 DM, der 43-jährige statt 20 Tagen zu 1000 DM Strafe verurteilt.

Beim „kleinen“ Jubiläum am 21. Februar 1953 im Gasthaus „zum Kranz“ sind wieder 85 Mann beschäftigt, darunter sieben Mitarbeiter, die von Anfang an dabei waren, 15 weitere können für ihre 25-jährige Zugehörigkeit geehrt werden. Als Erinnerungsgabe überreicht der Betriebsratsvorsitzende Willi Gädike der Betriebsführung einen in Bronze gearbeiteten, auf einem Granitsockel stehenden Steinhauer mit Hammer und Meißel und hebt besonders das gute Einvernehmen hervor, das im Betrieb stets zwischen Betriebsführung und Belegschaft herrsche.

Im gleichen Jahr ist die neue große Kantine im Lütschenbacher Steinbruch fertiggestellt.

Am 20. Juni verpflichten sich die Steinbruchbetriebe Thiele, Dörflinger und Seider in Malsburg, Kandern zur Böschungsbefestigung am Schwimmbad 400 Tonnen Pflastermaterial zum Selbstkostenpreis zu liefern.

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