Malsburg-Marzell Weit mehr als der Märchen-Unhold

Birgit-Cathrin Duval
Johannes Beyerle zeigt Unterschiede zwischen Wolf und Hund mit Hilfe seiner Hündin Marusch auf. Die Schüler hören interessiert zu und haben viele Fragen. Foto: Birgit-Cathrin Duval

Das Schulprojekt „Wolfsgeschichten“ greift das Thema Wolf interaktiv und gestaltend auf.

Der Wolf stand im Mittelpunkt eines Vormittags, den die Erst- und Zweitklässer im alten Schulhaus in Vogelbach erlebten. Historikerin Kathryn Babeck und der Künstler Johannes Beyerle wollen mit ihrem Schulprojekt „Wolfsgeschichten“ einen spielerisch-interaktiven Zugang zum Thema schaffen, aufklären und informieren, welche Rolle der Wolf in der Geschichte und Mythologie spielt.

Das von Babeck erarbeitete Bildungsprojekt richtet sich insbesondere an Schulen, wobei die Inhalte den jeweiligen Jahrgangsstufen angepasst werden. Für die beiden Klassen war es eine willkommene Abwechslung zum Schulalltag, befanden sie sich doch in jenem Klassenzimmer, in dem einst ihre Oma oder ihr Opa die Schulbank drückten.

Im Rudel unterwegs

Die Erst- und Zweitklässler wurden über alte Gewannnamen, die in Kandern und Malsburg bestehen und auf die frühere Existenz von Wölfen hinweisen, an das Thema herangeführt. Konzentriert und mit vielen Rückmeldungen verfolgten sie die Bild-Ausführungen und erfuhren, dass Wölfe keine Einzelgänger sind, sondern in einem Familienverbund leben, der Rudel genannt wird. Anschaulich vermittelte Johannes Beyerle anschließend die Unterschiede zwischen Wolf und Hund anhand seiner Hovawarthündin Marusch. Dabei stellte er den Größenunterschied zum Wolf anhand eines Tierschädels von Fuchs und Dachs dar. Beyerle ging auf die Ernährung des Wolfes ein. Wölfe jagen in der Regel schwache und kranke Tiere und leisten so auch einen Beitrag für Waldgesundheit.

Anschließend zeichnete er auf einer alten Schultafel mit wenigen Kreidestrichen die Silhouette eines Wolfes auf. Auf einem großen Stück Packpapier durften die Kinder anhand der Vorlage selber Wölfe zeichnen.

Schüler zeichnen Wölfe

Das Abzeichnen kennt Kathryn Babeck aus ihrer Marzeller Schulzeit beim Lehrer Heinz Baumgartner, der seine Schüler viel zeichnen ließ. „Dadurch beschäftigt man sich auf eine intensivere Weise mit dem Objekt“, weiß Babeck aus eigener Erfahrung. Aufwendige Materialien werden keine gebraucht, Bleistift und Papier genügen, da der Prozess des Zeichnens im Vordergrund stehe.

Die gezeichneten Wölfe waren groß oder klein, manche gar unheimlich, „so wie im Märchen“, oder glichen eher Hunden „mit Wolfsschnauze“.

Wie aber kam es dazu, dass der Wolf in unseren Märchen auftauchte? Das wurde im dritten Teil des Projekts analysiert.

Angriffe tollwütiger Wölfe auf Menschen oder das Fressen von Nutztieren waren mit ein Grund, weshalb Wölfe im Mittelalter gejagt wurden. Wölfe wurden in Kleidung gesteckt und öffentlich aufgehängt. Beyerle zeigte anhand von Fotografien von Wolfsgruben, wie Wölfe gefangen wurden. Anhand des „Rotkäppchen“-Märchens erklärten Babeck und Beyerle, weshalb der Wolf zum „bösen Wolf“ wurde. Dem Wolf wurde als Inbegriff des Bösen alles Unheilbringende zugeschrieben, unter anderem, dass er Kinder rauben und fressen würde.

Eine ganz andere Rolle wird dem Wolf in der Kultur der indigenen Völker in Amerika zugedacht. Der Wolf ist dort kein Untier, sondern vielmehr Bruder und Beschützer. Er dient als Vorbild, wie man im Familienverbund miteinander umgeht. Mit einem indianischen Märchen eines Jungen, der von seiner Familie verstoßen und von den Wölfen aufgenommen wird, endete der Vormittag, bevor es zum Abschluss selbst gemachte Pizza gab.

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