Malsburg-Marzell Windverhältnisse wie an der Nordsee 

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Lidar-Windmessanlage: Die Bürgerwindrad-Blauen-Genossenschaft beauftrage im Jahr 2017 eine vielversprechende gutachterliche Windmessung am Blauen. Foto: zVg

Rückblick: Zehn Jahre Genossenschaft Bürgerwindrad Blauen / Um Fläche beworben 

Malsburg-Marzell. Auf den Tag genau vor zehn Jahren wurde die Energiegenossenschaft „Bürgerwindrad Blauen Erneuerbare Energien eG“ gegründet. Einige Monate vor der Gründung hatten eine Handvoll Bürger den Verein „Bürgerwindrad Blauen“ ins Leben gerufen mit dem Ziel, Windkraftanlagen auf dem Hausberg zu errichten und damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Auslöser waren einerseits die Atomkatastrophe in Fukushima, anderseits die Veröffentlichung des Windatlas’ von Baden-Württemberg, der zeigte, dass auf dem Hochblauen Windverhältnisse wie an der Nordsee herrschen. In kürzester Zeit hatte der Verein über 100 Mitglieder. Es herrschte Aufbruchstimmung und das gute Gefühl, hier in der Region einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können, heißt es in einer Mitteilung des Vorstandsteams.

Bald schon kam die Erkenntnis, dass für Errichtung und Betrieb eines Windparks eine Unternehmensform her musste. Die Vereinsmitglieder entschieden sich für eine Genossenschaft als demokratische Form der Beteiligung. Mit einem Beitrag von 500 Euro werden Interessenten aufgenommen.

Das primäre Ziel der Genossenschaft lässt sich schon aus dem Namen herauslesen – Windräder in Bürgerhand auf dem Hochblauen. Die Präambel hebt aber auch hervor, dass das Unternehmen offen für andere Standorte und andere erneuerbare Energiequellen ist. Die Genossenschaft habe sich für Malsburg-Marzell als Sitz entschieden, weil die Gemeinde die Idee von Anfang an unterstützt hat, heißt es.

Die Errichtung eines Windparks auf dem Hochblauen erwies sich jedoch als schwierig. Widerstand regte sich in fast allen Anliegergemeinden. Dabei standen emotionale Gründe wie die Verschandelung des Landschaftsbilds im Vordergrund.

„Es wurde blockiert, wo immer es ging. Ausweisungen von Flächennutzungsplänen verliefen im Sand, weder die ForstBW noch die Gemeinden als Eigentümer der meisten Waldflächen auf den Blauen stellten Flächen bereit“, berichtet der Vorstand.

Sonnenenergie anstatt Windkraft

Die Genossenschaft konzentrierte sich daraufhin auf Sonnenenergie. 2014 wurde die erste Photovoltaikanlage in Kandern in Betrieb genommen. Im Jahr 2017 folgte gemeinsam mit der Bürgerenergie Dreiländereck und den EWS Elektrizitätswerken Schönau der Solarpark Herten, der größte Solarpark in Südbaden. 2018 kam die Anlage auf dem Dach des Recyclinghofs Herten hinzu.

Seit einem Jahr habe sich die Stimmung gegenüber der Windkraft gewandelt. Dank der Fridays-for-Future Bewegung, dem Pariser Klimaabkommen und der Hochwasserkatastrophe in Deutschland sei die Erkenntnis gestiegen, dass mehr getan werden müsse.

Die neue Landesregierung beschloss, im Staatsforst Flächen für 500 Windräder bereitzustellen – dazu gehört auch der Blauen. Im Oktober hat die ForstBW die ersten Flächen zur Pacht ausgeschrieben und die Genossenschaft Bürgerwindrad Blauen hat sich gemeinsam mit den Genossenschaften BEGS Bürgerenergie Südbaden und der EWS Elektrizitätswerke Schönau beworben. Die Bürgermeister der Gemeinden Malsburg-Marzell, Schliengen und Müllheim unterstützten diese Bewerbung mit Empfehlungsschreiben. Es gilt, sich gegen elf weitere Interessenten durchzusetzen. Bis Februar will die ForstBW eine Entscheidung treffen.

„Wir hoffen, dass die ForstBW auch Kriterien wie regionale Präsenz und Bürgerbeteiligung berücksichtigt“, sagt der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Hengelage. „Die Zusage für Pachtflächen wäre das schönste Geschenk zum zehnjährigen Bestehen“, meint Peter Schalajda, Vorstandssprecher und treibende Kraft des Unternehmens. Wie auch die anderen Vorstandsmitglieder, Manfred Steinbach und Matthias Lautenbach, treibt er das Projekt ehrenamtlich voran.

„Ich bin dem Vorstand, und allen voran Peter Schalajda, unendlich dankbar für sein Engagement“, sagt Hermann Schulze, Vorsitzender des Aufsichtsrats. „Wir blicken mit Zuversicht in die Zukunft und sind stolz auf unseren Beitrag zu Energiewende und Klimaschutz hier in der Region“, ergänzt er.

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