Maulburg Auf der Spur der leiseren Töne

Markgräfler Tagblatt
Zogen die Stecker und spielten „unplugged“ im Maulburger „Dorfstübli“: Die Musiker von „Station Four“. Foto: Gerd Lustig Foto: Markgräfler Tagblatt

Konzert: Die Band „Station Four“ spielt im Dorfstübli in Maulburg

Von Gerd Lustig

Er ist schon ein kleines Multitalent, dieser Heiko Trefzger. Der Frontmann der Band „Station Four“ spielt Piano/Keyboard, Akkordeon und Mundharmonika, ebenso singt er. Tritt der inzwischen 44-Jährige auf der Bühne, dann steht er förmlich unter Strom. Dann ist Action angesagt, und zwar mit Leidenschaft, Herzblut für die Musik und voller Energie. Es geht aber auch ein bisschen anders – wenn es sein muss.

Inzwischen sind er wie auch seine drei weiteren Mitstreiter von „Station Four“ auf die Spur der leiseren Töne gekommen, also die Musik darzubieten, ohne die sonst unausweichlichen Verstärker, Verzerrer und Synthesizer auszupacken. Nicht immer, aber immer öfter wandelt die Band, die normalerweise harte, laute und knackige Rockriffs anschlägt, auf dem Trip der Akustik-Musik. Und so war es auch mal wieder beim Auftritt im „Dorfstübli“ in Maulburg.

Aber gleich vorweg: Wenn eingefleischte Rockmusiker den Stecker ziehen, sprich: unplugged spielen, ist das immer so eine Sache. Dem einen gefällts, weil ihn gerade die eher intimere Atmosphäre der leiseren Töne faszinieren, dem anderen, der eher auf die lauteren Riffs steht, fehlt da schon ein bisschen was, was die Intensität und die Power der Songs angeht.

Es ist ein Stück weit eine Gratwanderung und eine Art Glaubens- und Einstellungssache. „Akustik & Storytelling“ hat das Quartett als Motto für den Abend gewählt. Unterm Strich darf das Experiment durchaus als gelungen durchgehen. Und das, auch wenn es zugegebenermaßen schon ein wenig gewöhnungsbedürftig ist, wenn beispielsweise bei einem Deep-Purple-Klassiker wie „Black Night“ die Gitarrenriffs a la Ritchie Blackmore unter anderem auch vom Akkordeon kommen. Das wirkt schon ein wenig brav und bieder. Solche Kracher aus dem Bereich Hardrock brauchen einfach das Wuchtige, das Voluminöse. Ansonsten fehlt da halt was.

Doch die Band hatte ja auch für diesen Unplugged-Abend andere Lieder auf Lager, jene also, die nicht unbedingt die volle Dröhnung brauchen, sondern allein durch Melodie und fingerfertiges Gitarrenspiel wirken. Alles in allem war es daher ein schöner Abend. Dabei kamen nicht nur die Besucher auf ihre Kosten. Vielfach wurde textfest mitgesungen. Auch „Dorfstübli-Hausherr“ Tobias Hohenstatter hatte gut lachen. Denn mit gut 80 Zuhörern und fast ausverkaufter Hütte stieß das Konzert auf sehr guten Zuspruch.

Wer dabei war, erlebte einen Abend durch die Rockgeschichte der 1960er und 1970er Jahre der etwas leiseren Art. Da gabs Titel von Cream, den Rolling Stones, den Kinks und CCR ebenso wie von Lynyrd Skynyrd, Eric Clapton, Deep Purple oder Jethro Tull. Heiko Trefzger, Nico Brugger (Gitarre), der für den in Gitarrenrente gegangenen Uwe Tittmann zur Band stieß, Björn Bellmann (Bass, Gesang) und Tobi Koch (Schlagzeug) hattens drauf.

Mucksmäuschenstill wurde es hin wieder bei Titeln wie „Heart of Gold“ von Neil Young. Beinahe andächtig lauschten die Fans bei „Wish you were here“ von Pink Floyd, bei dem der Gitarrist glänzte. Ansonsten gab es auch mal mitreißende Eigeninterpretationen, neu arrangiert und teilweise ungewöhnlich instrumentiert. Letztlich avancierte auch das neu konzipierte „Hey Joe“ von Jimi Hendrix zu einem kleinen Höhepunkt. Hier konnte Rockröhre Heiko Trefzger seine Stimme, die bei den leiseren Tönen durchaus noch Luft nach oben gehabt hätte, ein wenig ausleben.

Dazwischen wartete der Frontmann immer mal wieder mit kleineren Geschichtchen und Anekdoten der Band auf. Warum endeten drei Auftritte von „S 4“ im Krankenhaus? Was führte zu einem wirklich unterirdischen Konzert? Warum schnitten „The Kinks“ mit Rasierklingen ihre Lautsprecher auf? Wie kam es zum Foto von Mike Low und Heiko am Abgrund des Vesuvs? Auf all diese, leicht skurril anmutende Fragen gab es an diesem Abend eine Antwort.

Und letztlich hatte die Band noch ein besonderes Zuckerl parat. Mike Low aus Basel, inzwischen ein Freund der Band, weilte nicht nur mit seiner Familie im Publikum, sondern er gab auch einige Kostproben seines Könnens am Klavier auf der Bühne. Als „Spezial Guest“ erwies sich dieser Low als guter Texter, Arrangeur, Klavierspieler und Sänger zugleich. Seine Stücke und seine Performance kamen beim Publikum sehr gut an. Das eine oder andere Mal verdiente er sich auch spontanen Sonderapplaus. Und hätte er sich nicht am Finger verletzt, wer weiß, hätte er bestimmt noch ein Zugaben draufgepackt.

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