Maulburg Dichterwettstreit unterhält und gibt Denkanstöße

Christoph Schennen
Beim Poetry Slam (vorne von links): Moderator Ansgar Hufnagel, der Gewinner Gregor Biberacher, hinten: Benno Brockmann, Marit Linder und Hannah Grünebaum Foto: Christoph Schennen

Vier Freiburger sorgten mit ihren Texten für einen kurzweiligen Poetry Slam-Abend im Dorfstübli.

Jeweils zwei Männer und Frauen haben am Freitag am Poetry Slam, einem modernen Dichterwettstreit, im Dorfstübli teilgenommen. In der ersten Runde durften Hannah Grünebaum, Marit Linder, Gregor Biberacher und Benno Brockmann einen sieben Minuten langen Text vortragen, ehe in der zweiten Runde die drei Verlierer noch einmal gegeneinander antraten. Moderiert wurde der Abend von Ansgar Hufnagel.

Sieger der ersten Runde wurde Benno Brockmann mit einem Vortrag, in dem er erklärte, warum er „vom trostlosen Trott des Alltäglichen“ müde ist. Bröckmann feilt an seinen Texten, bis sie passen, erklärte er einer Zuhörerin.

Nachwuchs auch am Start

Hanna Grünebaum schilderte in ihrem ersten Text eine Reise von Paris nach Freiburg, in deren Verlauf sie überlegt, ob es nicht billiger wäre, wenn sie – in ein Paket versteckt – reisen würde. In ihrem zweiten Text warf sie einen Blick in die Vergangenheit und fragte sich, was aus einer alten Schulfreundin geworden ist.

Marit Linder ist wie Grünebaum eine junge Nachwuchspoetin, die in ihrem ersten Text das liebevolle Miteinander mit einem Freund oder einer Freundin schilderte und in ihrem zweiten Text melancholisch über das Leben sinniert.

Ausuferndes Gelage

Gregor Biberachers war der Extrovertierteste von allen Poetry-Slammern an diesem Abend. Seine Performance erinnerte an einen Theatermonolog. Zunächst nahm er die Zuhörer mit in ein festliches Gelage, „wo der Festsaal so aussieht, als hätte Hydra gehaust.“ Der Wein fließt in Strömen und sorgt bei den Feiernden für einen „entgrenzten Rausch“. Auch die Vergänglichkeit schwebte im Raum, wenn Biberacher bemerkte, dass „der Tod früh genug“ komme.

Im zweiten Vortrag beschrieb er, warum er sauer ist. „Ich bin so sauer, Zitronen besuchen einen Workshop bei mir.“ Dieses Gefühl überkomme ihn beim Kauen von Center Shocks im Supermarkt, wo er sich angesichts von 42 Nusssorten nicht für eine entscheiden kann, aber auch beim Monopoly-Spiel, wenn eine Mitspielerin die Schlossstraße gekauft hat. Er endete mit den Worten: „Dies war ein ätzender Text, er stößt sauer auf. Aber eigentlich bin ich gerne sauer. Denn sauer macht lustig.“

Elefant im Porzellanladen

Im Finale standen sich die beiden Männer gegenüber. Brockmann wendete sich gegen Verschwörungstheoretiker, die „Bild“-Zeitung und gegen jeglichen „hanebüchenen Unsinn“. Warum wollen CDU, CSU und AfD Schutzbedürftige abschieben, gewähren aber politisches Asyl für Realitätsflüchtlinge?

Er warnte vor den Umtrieben der Neofaschisten: „Wenn man den Elefanten im Wohnzimmer zu lange ignoriert, zieht er in den Porzellanladen um.“

Gregor Biberacher gewann mit einem Text, in dem er schilderte, wie eine Person in einem Märchenwald auf eine Fee trifft, die „fleexibel“ ist, für ihren Job durchs „Feegefeuer“ geht und 25 Jahre in der Verwaltung beschäftigt war weil sie „unfeeig“ war.

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