Maulburg Drei Flüchtlinge, drei Erfahrungen

Markgräfler Tagblatt
Eine Praktikumsstelle bei einem Maulburger Frisör hat eine Frau aus Syrien gefunden. Foto: Harald Pflüger Foto: Markgräfler Tagblatt

Integration: Pfarrer im Ruhestand Karlfrieder Walz führt Beispiele an

Maulburg. Die Maulburger Flüchtlingsunterkunft soll in absehbarer Zeit geschlossen werden. Familien und Einzelpersonen werden in eine so genannte Anschlussunterbringung umziehen. Dies soll ein weiterer Schritt der Integration werden.

Manche können in Wohnungen wechseln, andere ziehen von einer Unterbringung in eine andere, etwas geräumigere Unterbringung um, sind aber wieder isoliert als Flüchtlinge unter Flüchtlingen. Wichtig sind für den Pfarrer im Ruhestand, Karlfrieder Walz, deshalb Kontakte zu Deutschen.

Anhand von Beispielen zeigt Karlfrieder Walz sehr unterschiedliche Erfahrungen auf dem Weg zur Integration auf.

Für eine muslimische Lehrerin, die als Flüchtling im Rahmen des Familiennachzugs mit ihren drei Kindern nach Deutschland kam, versuchte Walz ein Praktikum in einem konfessionell gebundenen Kindergarten zu vermitteln. Die Lehrerin trägt ein Kopftuch. Die Kindergartenleitung sagt gerne zu, aber nur unter der Bedingung, dass sie das Kopftuch abnimmt. Das wiederum mochte die syrische Lehrerin nicht. Es sei Teil ihrer Identität, sagt sie. Deshalb versucht es der Ruhestandspfarrer nun bei einem anderen Kindergarten.

Eine andere Frau aus Syrien hat Erfahrung als Friseurin. Ein Maulburger Friseurgeschäft nahm sie gerne als Praktikantin. Sie trägt kein Kopftuch, ist offen und bedient auch Männer, die zum Haare schneiden kommen. „Die Chefin und die Praktikantin verstehen sich gut“, so Walz. Die freundliche Ausstrahlung und das gute Miteinander ergänzen sich da, wo es mit der deutschen Sprache noch hapert. Und so freut sich Karlfrieder Walz über die guten Schritte auf diesem Weg zur Integration.

Es kommt laut Walz aber auch vor, dass ein arabischer Flüchtling Schwierigkeiten in der deutschen Arbeitswelt hat und die Probezeit nicht besteht, weil es ihm schwerfällt, Frauen als Vorgesetzte anzuerkennen. Die von Männern dominierte Kultur der arabischen Welt verhindere das, so Walz. Trotzdem lohnt es sich in seinen Augen, Geflüchtete zu begleiten und mit ihnen Schritte auf dem Weg zur Integration zu gehen. Dankbar würden sie die Hilfe annehmen.

„Wenn die Zulus in Südafrika danke sagen, dann tun sie es mit diesen Worten: Mögest du auch morgen nicht müde werden Gutes zu tun“, sagt Karlfrieder Walz, der viele Jahre seiner seelsorgerischen Tätigkeit im Ausland verbracht hat.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading