Maulburg „Du hast dich nie verbiegen lassen“

Markgräfler Tagblatt
Wechsel im Maulburger Gemeinderat: Bürgermeister Jürgen Multner (Mitte) verabschiedete am Montagabend Ina Pietschmann und verpflichtete Markus Trefzer als deren Nachfolger. Foto: Harald Pflüger Foto: Markgräfler Tagblatt

Gemeinderat: Ina Pietschmann verabschiedet / Markus Trefzer als Nachfolger verpflichtet

Ein Wechsel am Ratstisch bestimmte am Montagabend die Tagesordnung des Maulburger Gemeinderats. Aus beruflichen Gründen verließ Ina Pietschmann (SPD) das Gremium. Nachgerückt für Pietschmann ist Markus Trefzer.

Von Harald Pflüger

Maulburg. Aufgrund ihrer Berufung zur Geschäftsführerin des AWO-Kreisverbandes hatte Ina Pietschmann bereits im November ihre Entlassung aus dem Gemeinderat beantragt.

Eine Nachfolge zu finden, gestaltete sich indes schwierig. Das klappte erst im vierten Anlauf. Hansjürgen Scheer lehnte einen Wiedereinzug in den Gemeinderat, dem er bereits zehn Jahre lang angehört hatte, ab. Willy Fix kam als Nachrücker ebenfalls nicht in Frage, da er aus dem SPD-Ortsverein und der Partei ausgetreten ist. Dem Ortsverein den Rücken gekehrt hat auch die frühere Vorsitzende Doris Radtke; sie hat sich dem Ortsverein Zell angeschlossen. Ein Nachrücken kommt für sie unter anderem auch deshalb nicht in Frage, weil sie den Wegzug aus Maulburg plant. Nachrücken wird deshalb Markus Trefzer, der von Bürgermeister Jürgen Multner per Handschlag verpflichtet wurde.

In seiner Laudatio würdigte Bürgermeister Jürgen Multner das bürgerschaftliche und kommunalpolitische Engagement Ina Pietschmanns. Die Gemeinderätin war 2009 für Peter Widdess in ein reines Männergremium nachgerückt und bei der folgenden Kommunalwahl mit einem eindrücklichen Ergebnis in ihrem Amt bestätigt worden.

Während ihrer neun Jahre im Gemeinderat habe Ina Pietschmann an rund 350 Sitzungen teilgenommen und als zweite stellvertretende Bürgermeisterin bei einigen offiziellen Veranstaltungen die Gemeinde Maulburg gut repräsentiert, so Bürgermeister Jürgen Multner in seiner Laudatio. Die Hilfe und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen sei ihr ein besonderes Anliegen, ebenso die Schaffung von Strukturen und Angeboten, um der Vereinsamung von alten Menschen entgegenzuwirken. Darüber hinaus habe sich Ina Pietschmann stets für Vereine und Organisationen stark gemacht und sich im Dorffestkomitee engagiert.

Bürgermeister Multner nannte Ina Pietschmann eine Frau des Volkes, die mit offenen Augen und Ohren durch die Gemeinde gehe. Durch ihr außerhalb des Gemeinderats gepflegtes Engagement habe sie den direkten Draht zu den Menschen und sei so über deren Sorgen, Nöte und Probleme informiert.

Er wisse, dass sie mit einem weinenden Auge aus dem Gemeinderat ausscheide, so Multner, der auf eine realistische Chance auf ein kommunalpolitisches Comeback bei den Kommunalwahlen 2019 hinwies. „Ich würde mich freuen“, meinte das Gemeindeoberhaupt und dankte ihr für die konstruktive Zusammenarbeit. Als Erinnerung an die Zeit im Gemeinderat gab es das bleiverglaste Wappen der Gemeinde Maulburg.

Sie gehe nicht gerne, bekannte Ina Pietschmann. Vermissen werde sie die Möglichkeit, mitgestalten zu können, weniger vermissen werde sie die endlosen, sich im Kreis drehenden Diskussionen sowie die Profilierungsversuche eines früheren Gemeinderats. Ina Pietschmann ermutigte die Zuhörer, sich politisch zu engagieren.

SPD-Fraktionssprecher Christian Leszkowski erinnerte der damalige Wunsch Ina Pietschmanns, ein Mandat zu übernehmen, an Altkanzler Gerhard Schröder („Da will ich rein“). Sie habe es geschafft und der Männerwelt auch eine weibliche Sicht auf die Dinge vermittelt. Auch wenn Ina Pietschmann nun das Mandat niederlegt, bleibt dem Fraktionssprecher ein Trost – sie wird Maulburg und dem Ortsverein erhalten bleiben.

Im Namen der Freien Wähler – und auch der CDU – würdigte Christof Schwald die kommunalpolitische Arbeit der scheidenden Gemeinderätin. Ina Pietschmann sei immer ehrlich und konstruktiv gewesen und habe sich nicht verbiegen lassen. Er bedauere ihr Ausscheiden, so Schwald.

Nach dem Ausscheiden von Ina Pietschmann aus dem Gemeinderat musste ein zweiter Bürgermeisterstellvertreter neu gewählt werden; Ina Pietschmann hatte dieses Amt bisher inne (siehe extra Bericht).

Neu besetzt werden mussten durch das Ausscheiden von Ina Pietschmann und das Nachrücken von Markus Trefzer durch die SPD-Fraktion auch die Ausschüsse.

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