Maulburg Ein Seemann mit sozialer Ader

Markgräfler Tagblatt
Wird heute 100 Jahre alt: Manfred Knipphals ist der älteste Bürger Maulburgs. Foto: Ralph Lacher Foto: Markgräfler Tagblatt

Manfred Knipphals: Der Kieler, der in Maulburg heimisch wurde, feiert heute 100sten Geburtstag

Maulburg (os). Es sei nicht ganz einfach gewesen, als Seemann in Maulburg auf dem „trockenen Lande“ aufgenommen und heimisch zu werden, erzählt Manfred Knipphals.

Vor 78 Jahren war er erstmals in Maulburg - der Liebe wegen, und seit 71 Jahren ist er ein Maulburger und nun der älteste Bürger der Wiesentalgemeinde.

Geboren wurde er am 28. Juni 1918 in Kiel. „Das war schon ein Ding, wie ich nach Maulburg gekommen bin in die Heimat meiner späteren Ehefrau Irma Renk“, erzählt der rüstige Jubilar. Kennen und lieben gelernt hatte er die zwangsverpflichtete Arbeiterin in seiner norddeutschen Heimat Kiel. Da war er auf Heimaturlaub vom Dienst bei der Marine in Nordfrankreich. Bis man schließlich heiraten konnte, so erzählt er mit einem Schmunzeln, habe es dreier Anläufe bedurft, die in einer Fernheirat mündeten. „Und als ich 1947 aus der Kriegsgefangenschaft nach Maulburg kam, haben wir hier kirchlich und endgültig geheiratet.“

Nicht nur an diese Episode aus seinen jungen Jahren erinnert er sich bestens, sondern auch an die glücklichen Jugendjahre in Kiel. Dort ging er zur Schule, machte später eine Maschinenschlosserlehre in einer großen Werft. „Da habe ich die Liebe zur Seefahrerei entdeckt“, erzählt er weiter. Und so war der Wechsel zur christlichen Seefahrt nur konsequent - dieser führte den jungen Mann nach Südafrika, Westindien und weitere, damalige britische und französische Kolonien in Süd- und Mittelamerika. 1940 wurde er zur Marine eingezogen und tat bis 1944 Dienst auf Minensuchschiffen vor der französischen Atlantikküste. Nach Kriegsende war er in französischer, britischer und US-amerikanischer Gefangenschaft - bis im Frühjahr 1947 die Entlassung nach Maulburg erfolgte.

Hier schulte er noch einmal um, nachdem er im Bahnbetriebswerk in Haltingen Arbeit als Schlosser gefunden hatte. Später war er Heizer („ein echter Knochenjob“), dann wurde er Lokführer auf Dampfloks, später folgten weitere Umschulungen auf E-und Dieselloks. Und mit dieser fuhr er bis zur Pensionierung 1978 im südbadischen Raum Güterzüge.

Längst hatte er da mit viel Eigenleistung in der Bündtenfeldstraße ein Eigenheim gebaut, wo der Familie auch der Sohn geboren wurde. In der Maulburger Heimat wurde das Nordlicht auch deshalb recht bald heimisch, weil er sich Vereinen anschloss. Er schoss in der Schützengesellschaft lange Jahre mit dem Luftgewehr, gehört dem TuS an und hatte vor allem einen Draht zur Sozialdemokratie. Seit 60 Jahren ist er SPD-Mitglied, seit 58 Jahren gehört er dem AWO-Ortsverein an.

Danach gefragt, was ihm an seinem Leben besonders positiv in Erinnerung ist, nennt er die glücklichen Jahre des Neuanfangs in Maulburg, das Hineinwachsen in die Dorfgemeinschaft und die gute Nachbarschaft hier. Die Nachbarsfamilie kocht für und mit ihm, kauft für ihn ein und ermöglicht es so, dass er weiter in den eigenen vier Wänden leben kann.

Diese gute Nachbarschaft habe auch über die belastenden Verluste der schon 1994 verstorbenen Ehefrau, des körperbehinderten Sohnes vor fünf und der zweiten Lebenspartnerin vor zwei Jahren hinweg geholfen, sagt Manfred Knipphals.

Die soziale Ader, die AWO- und SPD-Mann Manfred Knipphals auszeichnet, zeigt sich auch in dem Unterfangen, dass er sich für die Zeit nach seinem 100. Geburtstag vorgenommen hat: „In der Zeitung habe ich von einer querschnittsgelähmten Frau gelesen, die das zur Teilhabe am Leben draußen benötigte Handbike von der Krankenkasse nicht bezahlt bekommt. Sie will ich finanziell unterstützen“, sagt Manfred Knipphals.

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