Maulburg Für eine neue, starke Volksbank

Markgräfler Tagblatt
Ehrungen bei der Vertreterversammlung der VR-Bank Schopfheim-Maulburg: (von links) Rainer A. Haag, Ewald Schulz und Ludwig Asal.Fotos: Hans-Jürgen Hege Foto: Markgräfler Tagblatt

VR-Bank: Vertreterversammlung stimmt Verschmelzung mit der Volksbank Dreiländereck zu

Die Kuh ist vom Eis: Andreas Philipp, Aufsichtsratsvorsitzender der VR-Bank Schopfheim-Maulburg, konnte nach dem überzeugenden Votum der Vertreterversammlung am Dienstag in der Alemannenhalle zufrieden feststellen: „Die Verschmelzung unserer Bank mit der Volksbank Dreiländereck kann aus unserer Sicht zustande kommen.“

Von Hans-Jürgen Hege

Maulburg. 43 Stimmberechtigte (93,5 Prozent) machten getreu dem Slogan der Bank „den Weg frei“ in eine laut Vorstandsvorsitzenden Bernhard Schlageter „erfolgreiche Zukunft für eine neue, starke Volksbank“ und nur drei zeigten der Fusion die rote Karte. Sie sehen im Vertragswerk „eine Übernahme“, halten den für mindestens fünf Jahre zugesagten Bestand der jetzigen VR-Bank-Filialen für zu kurz, befürchten, dass den bisherigen Gemeinden Steuern fehlen werden und vermissen Perspektiven.

Kritik an Fusion

Vor 20 Jahren sei die VR-Bank Maulburg eine Ehe mit der Volksbank Schopfheim eingegangen, jetzt folge die Übernahme durch die Volksbank Dreiländereck und in zehn Jahren drohe die Zwangshochzeit mit der Volksbank in Freiburg. „Wo bleiben die Vorteile für die Mitglieder?“, wollte einer wissen und ein weiterer Vertreter gab zu Protokoll, dass er schon jetzt nach Kontakten zu der Lörracher Bank die Kundennähe vermisst habe, die er in Schopfheim und Maulburg so sehr schätzte.

Vorstandsvorsitzender Bernhard Schlageter sprach von der Vision einer starken Genossenschaftsbank, die auch bei den Steuerzahlungen versuchen werde, das bisherige Niveau zu halten, das, daraus machte Schlageter keinen Hehl, „ohne Fusion steil nach unten gegangen wäre.“ Er versicherte, dass die Mitarbeiter vor Ort „sicherlich mindestens genauso viel entscheiden können wie bisher.“ Ines Niederschuh werde die VR-Bank im dreiköpfigen Vorstand mit Günther Heck als Vorsitzendem und Marco Kückmann vertreten. Dem zehnköpfigen Aufsichtsrat werden, wenn die Lörracher Vertreter zustimmen, Andreas Philipp, Alexander Graf und Friedrich Brüderlin angehören. Das Verhältnis sei also 3:7. Und das, so Schlageter, entspreche exakt den Bilanzzahlen und damit der Größenordnung beider Geldinstitute.

Jahresabschluss 2020

Vorstandsmitglied Ines Niederschuh hakte mit ihrem Bericht „trotz schwierigster Rahmenbedingungen“ ein erfolgreiches, von der Corona-Pandemie geprägtes Jahr ab. Die Bilanzsumme nahm um 18,9 Prozent auf 655 Millionen Euro zu, die Entwicklung der Kundeneinlagen und Forderungen an Kunden übertrafen die Planungen deutlich. Das betreute Kundenvolumen wurde um 100 Millionen Euro auf insgesamt 1,2 Milliarden Euro ausgeweitet, was Ines Niederschuh als deutlichen Vertrauensbeweis der Kunden in die genossenschaftliche Finanzgruppe wertet. Die Kundenanlagen bei den Verbundpartnern stiegen um elf auf 148 Millionen Euro, das bilanzielle Anlagevolumen der Kunden wurde um rund 41 Millionen auf 428 Millionen Euro erhöht. Die bilanziellen Kundenforderungen stiegen um rund 36 Millionen Euro auf 497 Millionen Euro, das betreute Kundenkreditvolumen um 44 Millionen auf rund 647 Millionen Euro (7,3 Prozent). Außerdem wurden Neukredite im Wert von rund 115 Millionen Euro zugesagt, darunter 15 Corona-Kredite mit einem Volumen von 3,7 Millionen Euro.

„Die Zeit war nicht leicht für uns, aber wir haben sie gemeistert“, betonte Niederschuh, deren Personal im Bereich Zinsüberschuss gegenüberdem Vorjahr einen Zuwachs von 455 000 Euro auf 8 949 000 Euro verbuchte. Beim Provisionsüberschuss verzeichnete ihre Bank zwar einen Rückgang um 320 000 Euro. Unterm Strich habe man aber damit noch immer über dem geplanten Zielwert gelegen, stellte Ines Niederschuh fest.

In Relation zur Bilanzsumme sei das Jahresergebnis der Bank allerdings deutlich zurückgegangen, obwohl es um 134 000 Euro über dem des Vorjahres liege. Der Jahresüberschuss wiederum liege mit 1 146 000 Euro „etwa auf Vorjahreshöhe“ und erlaube es der Bank, das „bilanzielle Eigenkapital um rund 2,4 Millionen Euro auf 54,1 Millionen Euro zu stärken.“

Unter der Prämisse, als Genossenschaftsbank nicht größtmögliche Gewinne zu erzielen, sondern Erträge zu erwirtschaften, die eine erforderliche Eigenkapitalbildung ermöglichen, habe die VR-Bank prima abgeschnitten. Dafür würden die Mitglieder mit der Ausschüttung einer Dividende belohnt. Im aktuellen Fall schlug der Vorstand im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat eine Zahlung von drei Prozent vor, der die Vertreter ausnahmslos zustimmten. Damit, so Ines Niederschuh, fließen in den nächsten Tagen insgesamt 146 937,26 Euro auf die Konten der Mitglieder.

Abschied

Nach insgesamt 25 Jahren im Vorstand der VR-Bank nahm Bernhard Schlageter bei der Vertreterversammlung seinen Hut. Den Vertretern, die der „Verschmelzung“ zuvor zugestimmt hatten, dankte Schlageter für den überwältigenden Vertrauensbeweis. Er versicherte den Zuhörern, dass die neuen Verantwortlichen alles daran setzen werden, die Erfolgsgeschichte beider Banken fortzuschreiben. Schon zu Beginn seiner Lehrzeit bei einer Genossenschaftsbank in Tunsel sei ihm beigebracht worden, dass „dienen vor verdienen“ komme. Und diese These sei im Laufe all der Jahre Mittelpunkt seines Denkens und Handelns gewesen. Allen Weggefährten, Kunden und Mitarbeitern habe er versucht, den gleichen Respekt zu zollen. Er sei Chef eines tollen Teams gewesen, auf das er sich jederzeit habe verlassen können. Deshalb scheide er mit einem lachenden, aber auch mit einem weinenden Auge aus seinem Amt.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Philipp versuchte, ihm den Abschied etwas zu versüßen, indem er Familie Schlageter hilft, in die Luft zu gehen. Beim Flug mit dem Zeppelin kann sich Bernhard Schlageter die Welt von oben ansehen.

Ehrungen

Ausgeschieden aus dem Aufsichtsrat sind Ludwig Asal und Ewald Schulz. Rainer A. Haag, der Prüfungsgruppenleiter des baden-württembergischen Genossenschaftsverbandes aus Karlsruhe, überreichte den beiden verdienten Aufsichtsräten nach 24 (Asal) beziehungsweise zwölf Jahren (Schulz) Unterstützung die silberne Ehrennadel des Genossenschaftsverbandes beziehungsweise Ehrenurkunde für langjährige ehrenamtliche Tätigkeit in einer genossenschaftlichen Organisation.

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