Maulburg Preisdekorierter Bühnenprofi

Markgräfler Tagblatt
Hat den Schalk im Nacken: Der alemannische Liedermacher Uli Führe. Foto: Ines Bode Foto: Markgräfler Tagblatt

Konzert: Uli Führe tritt mit dem Programm „Muul uf“ im Maulburger Dorfstübli auf

Der alemannische Liedermacher Uli Führe kennt die Problemchen der Leute ganz genau, denn es sind seine eigenen.

Von Ines Bode

Maulburg. Erfahrung und Beobachtung packt Uli Führe ins Repertoire, und der Dank des Publikums ist ihm sicher – so war es auch beim Gastspiel im Dorfstübli. Dort trat Führe mit dem Programm „Muul uf“ auf.

Der Titel „Musikalischer Komödiant“ ist nicht mehr taufrisch, trifft jedoch das Naturell des Freiburgers im Kern: Führe komponiert, textet und spielt, um alles mit einer gehörigen Portion Schalk zu servieren. Allein die Mimik des preisdekorierten Bühnenprofis vermag Bände zu sprechen.

Los ging es beim Maulburger Konzert mit der Klage über die „Sekte mit de gsenkte Chöpf“. Nirgends sei man sicher vor Handygeplapper. „Hemmungslos“ werde in der Bahn das Blasenleiden erörtert. Auf der Straße starre jeder aufs Display, ständig werde man angerempelt, „nit nur vo de Junge“, so Führe. Zuvor pries er selbstverständlich sein nagelneues Gerät.

Ironie zeigt er auch in der Vaterrolle. Zuerst ziehe man den Sprössling mit Bio-Obst, Öko-Brot und Chopin groß, und dennoch folgen Ballerspiele und Polizeikontakt. Statt zu antworten, „rülpsen sie einen am Morge b‘soffe a“, klagte Führe in „Mir häns nur gut g‘meint“, einem Song mit Hitpotenzial, bei dem mancher Tränen lachte. Passend dazu folgte „Google weiß bscheid“. „Woher kenne di mi?“, fragt man sich angesichts der Werbeflut.

Saftige Ausdrücke spickten die Verse, ebenso jene, die der „Vaterbörse“ galten. „Single sucht Singlin“ sang der Protagonist aufgeräumt. Im Stück über Charlotte, Carmen und Geli war ihm keine perfekt. Noch schlimmer stand es um die Jugendliebe Tina. Trotz allem stand Führe ein Lächeln ins Gesicht geschrieben – wegen des zarten Feuers.

Mehr noch, nämlich wildes Spiel und wilder Gesang, umgab die Akkorde zum Tempolimit. Raserei sei hierzulande, in Nordkorea und auf Hawaii erlaubt. „Lkw und Caravan – weg vo miner Autobahn“, trillerte Führe sich in Rage, um gleich noch das Motorgeräusch mitzuliefern.

An dieser Stelle war man schon mittendrin im künstlerischen Erbe des Lörrachers Manfred Marquardt. Schon 1981 habe der Kollege Umweltbewusstsein gezeigt. Kluge Texte seien entstanden, etwa „Di Erschte un die Letschte“, von Führe vertont und kürzlich auf CD gebannt. Zur Interpretation, etwa von „Diggi Nuss“ und „Meng mol“, legte er die Gitarre beiseite und bediente sich des „Echo-Apparätle“ (Loopstation). Jubel gab es beim „Nachgebet vo me OB“. Besonders lautstark geriet der Beifall bei leisen Songs, etwa von Opa Max oder bei vertonten Hebel-Versen. Echauffieren wiederum konnte sich Führe hörbar über die Alemannen. Erst halten sie die Kinder an, hochdeutsch zu sprechen, dann werde der Rückgang des Dialekts beklagt. „Muul uf“! Trotz Tragik, Wörter seien auf der roten Liste, „gehöre bald zu de Vermisste“, kam der Witz nicht zu kurz – und der Wortakrobat zum Schlussapplaus.

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