Müllheim 100 Jahre alt und noch immer gut drauf

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Ihren 100. Geburtstag kann Maria Frieda Müller am heutigen Donnerstag in Müllheim feiern. Als „Schwester Friedel“ ist sie über Müllheim hinaus bekannt. Foto: Siegfried Feuchter

Wer hat „Schwester Friedel“ in Müllheim und in den Umlandgemeinden nicht gekannt? Jetzt kann die ehemalige langjährige Krankenschwester am damaligen Müllheimer Kreiskrankenhaus einen nicht alltäglichen Geburtstag feiern: Maria Frieda Müller wird am heutigen Donnerstag 100 Jahre alt.

100 Jahre bedeuten schöne, aber auch harte und entbehrungsreiche Zeiten. Die Jubilarin ist eine Frau, die ihr bewegtes Leben mit großer Willens- und Schaffenskraft sowie mit ausgeprägter Hilfsbereitschaft, Bescheidenheit, viel Humor und Lebensfreude bis ins hohe Alter stets selbstbestimmt gemeistert hat. Auch wenn manches nicht mehr so leicht fällt und Altersbeschwerden ihr zu schaffen machen, so ist Maria Frieda Müller immer noch gut drauf. Sie lebt noch im eigenen Haus, wobei sie von einer ihrer Töchter tatkräftig unterstützt wird.

Der Mutter von drei erwachsenen Kindern, Oma von sieben Enkeln und siebenfache Uroma bedeutet der familiäre Zusammenhalt sehr viel. Er hat sie bis heute getragen, ebenso ihr Glaube. „Er gab mir immer Kraft“, sagt die Frau, die mit ihrem freundlichen, gewinnenden Wesen viele Sympathien gewonnen hat. „Ich hatte das große Glück, sehr viel von unserer Mimi, wie wir sie in der Familie nennen, mit auf den Lebensweg zu bekommen und von ihren Erfahrungen zu lernen“, betont ihre älteste Enkelin.

Wie schafft man es, so alt zu werden? Ein Geheimrezept hat die Jubilarin nicht. „Ich habe immer gearbeitet, früher in der Landwirtschaft, dann im Krankenhaus und im Garten, mich um die Familie gekümmert, Enkel gehütet und abends auch mal ein Gläschen Wein getrunken“, sagt die hochbetagte Frau, die mit 90 Jahren noch am Steuer ihres Autos saß und heute noch jeden Tag ihren Blutdruck selbst misst.

Maria Frieda Müller, geborene Wetzel, stammt aus Eschbach. Zusammen mit einem Bruder und einer Schwester wuchs sie nach dem Ersten Weltkrieg im elterlichen Hof auf. Nach dem Schulabschluss war damals ein Pflichtjahr obligatorisch. Die junge „Friedel“ absolvierte 1938 dieses Jahr in einem Landwirtschaftsbetrieb in Weinstetten bei Bremgarten und musste dabei kräftig mitanpacken – bei einem Monatslohn von fünf Mark. Des Weiteren ging sie nach Schönau in ein Gasthaus, um das Kochen zu erlernen. Dabei legte sie die Strecke ins Wiesental über das Wiedener Eck mit dem Fahrrad zurück.

Kriegsverwundete versorgt

Ihre stete Hilfsbereitschaft zeigte sich auch darin, dass sie neben ihrer ersten beruflichen Tätigkeit im Rüstungsbetrieb „Vego“ in Freiburg freiwillig beim DRK Kriegsverletzte versorgte. Und mit 19 Jahren, kurz vor Weihnachten, musste sie als Krankenschwester nach Bad Imnau ins Lazarett. Es erwartete sie herausfordernde Aufgaben, denn es galt, Kriegsverletzte zu pflegen, ihnen Trost zu spenden, Optimismus zu versprühen und zahlreiche schwerverwundete Soldaten mit auf ihrem letzten Weg zu begleiten. „Das werde ich nie vergessen. Noch heute sehe ich Verwundete vor mir, wie sie geweint haben. Das war schlimm“, erzählt sie. Zwei Jahre war sie fürsorgliche und beliebte Schwester im Lazarett, dann war ihre unermüdliche Arbeitskraft zu Hause gefragt. Denn Mutter und Schwester mussten allein die Landwirtschaft umtreiben, da Vater und Bruder im Krieg waren. Zurück in Eschbach, stellte sie sich wieder in den Dienst des Roten Kreuzes.

1946 lernte sie ihren späteren Mann, Ernst Müller aus Müllheim, der im Krieg ein Bein verloren hatte, kennen und lieben. Zwei Jahre später war Hochzeit. Müllheim wurde zur neuen Heimat. Mit ihrem Mann, der 1979 starb, konnte sie noch Goldene Hochzeit feiern. „Wir hatten eine schöne Zeit und waren immer zufrieden“, blickt die hochbetagte Frau dankbar zurück.

Gute Seele der Klinik

Als die drei Kinder aus dem Gröbsten raus waren, ging Maria Frieda Müller 1960 als Krankenschwester ins Kreiskrankenhaus Müllheim. Sie erwarb sich schnell den Ruf einer guten Seele. „Schwester Friedel soll kommen“ wurde während ihrer rund 25-jährigen Tätigkeit zum geflügelten Wort. Es war Ausdruck großer Wertschätzung für die erfahrene Krankenschwester mit viel Einfühlungsvermögen und Beleg ihrer Beliebtheit. Die Arbeit im Krankenhaus und der Dienst am Menschen haben ihr viel bedeutet und viel gegeben. Und auch während ihres Ruhestands, als die gesellige Frau täglich in der Stadt anzutreffen war, gerne Leute traf und ein Schwätzchen hielt, wurde sie immer wieder mit „Schwester Friedel“ angesprochen.

Da Maria Frieda Müller seit ein paar Jahren auf den Rollator angewiesen ist, hat sich ihr Bewegungsradius stark verkleinert. Jetzt geht sie nur noch selten aus dem Haus, allein schon gar nicht mehr. Rate- und Quizsendungen im Fernsehen verfolgt sie sehr gerne.

Und natürlich freut sie sich, wenn Kinder, Enkel und Urenkel zu Besuch kommen. Besonders heute an ihrem großen Tag. „Feiern kann ich nicht mehr groß, aber ich lass mich von der Familie feiern“, sagt die Hundertjährige voller Vorfreude.

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