Müllheim Bestellung nur mit dem Smartphone

Volker Münch
Bei der Müllheimer Sportgala konnten Speisen und Getränke nur per „WhatsApp“-Messenger bestellt werden. Das hat einige Besucher ziemlich verärgert. Foto: Pixabay/Thomas Ulrich

Das Bestellungssystem für Getränke und Speisen per Messengerdienst „WhatsApp“ während der Sportgala im Müllheimer Bürgerhaus sorgte für Irritationen, teilweise auch für Ärger. Die Mitarbeiter des Landesdatenschutzbeauftragten sehen den Einsatz kritisch.

Viele Gäste waren am vergangenen Freitagabend überrascht worden, als sie vom Moderator der Sportgala erfuhren, dass sämtliche Getränke und Speisen nur via Messengerdienst „WhatsApp“ geordert werden konnten. Eine Alternative gab es nicht. Gäste, die selbst nicht über diesen Messengerdienst verfügen, sollten sich, so die Bitte des Moderators, mit anderen Tischnachbarn zusammentun. Eine Erklärung fand sich auch auf der kleinen Speise- und Getränkekarte. So sollte bei der ersten Bestellung ein Foto vom Ticket, von der Tischnummer und Platz, die Bestellung wie auch der Name an die WhatsApp-Nummer des Restaurants übermittelt werden. Bezahlt wurde am Ende der Veranstaltung an einer zentralen Kasse im Foyer des Bürgerhauses – so der Plan. Das führte bei vielen Gästen zu großem Staunen und kritischen Stimmen.

Beigeordneter sieht noch Gesprächsbedarf

Von dieser Art der Bestellung überrascht wurden nicht nur der Bürgermeister, sondern auch Beigeordneter und Geschäftsführer der Bürgerhaus-Betriebs GmbH, Günter Danksin, der das Restaurant an die „Esskultur“ verpachtet hat. „Mich hat das ehrlich gesagt irritiert. Da gibt es noch Gesprächsbedarf“, antwortete er auf Nachfrage.

Von einigen Gästen ins Gespräch gebracht wurde auch eine mögliche datenschutzrechtliche Relevanz. Es ging um die Frage, kann man zwangsläufig ein Bestellsystem ohne Alternativen bei einer Veranstaltung einsetzen? Werden womöglich datenschutzrechtliche Voraussetzungen berührt? In jedem Fall warf diese Praxis, das war von vielen Gästen im Nachhinein zu hören, kein gutes Licht auf die Gastronomie des Abends.

„Wir haben das wirklich unterschätzt und nehmen die Kritik ernst“, sagte Christiane Reissmann, eine der Geschäftsführerinnen des Restaurants „Esskultur“.

Service soll Veranstaltung nicht stören

Allerdings hätten die Organisatorin des Abends von der Stadtverwaltung wie auch der Verantwortliche des Veranstaltungsmanagements des Kulturdezernats vom Bestellsystem gewusst. Schließlich sei der Wunsch an die Restaurantbetreiber herangetragen worden, möglichst geräuschlos und rasch den Service abzuwickeln, um das Programm möglichst wenig zu stören. Man habe dieses System in den vergangenen Monaten mehrmals bei kleinen wie größeren Veranstaltungen getestet und bisher nie eine negative Kritik erhalten, betonen Reissmann und ihr Geschäftsführerkollege Christian Sprießler. Er erklärte, man habe dafür auch eine Business-Version von „WhatsApp“ genutzt, sodass auch aus Sicht der „Esskultur“ gewährleistet gewesen sei, dass kein Datenabfluss an den Meta- Konzern zu befürchten sei.

Personalmangel ist nicht die Ursache

Personelle Probleme, das unterstreichen beide Geschäftsführer, hätten bei der Entscheidung die App einzusetzen, keine Rolle gespielt. Für künftige Veranstaltungen wolle man über zusätzliche Lösungen wie etwa eine Bestelltheke nachdenken, aber auf den Einsatz der App keinesfalls verzichten. Kein Thema ist die App für den regulären Restaurantbetrieb, da bleibt es bei der Bestellaufnahme durch das Servicepersonal, hieß es weiter.

Kritisch betrachtet die Behörde des Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit Baden-Württemberg den Einsatz von „WhatsApp“, wie Pressesprecher Cagdas Karakurt nach Prüfung durch die Fachreferenten mitteilt. Um diesen Einzelfall beurteilen zu können, müssten allerdings tiefer gehende Untersuchungen angestellt werden. Eine grundsätzliche Einschätzung zum Gebrauch des Messengerdienstes im Dienstleistungsbereich sei aber möglich. Karakurt weist auf die Tatsache hin, dass der WhatsApp-Betreiber, der Meta Konzern, die Adressbücher der Nutzer auslese, sodass „Daten von allen Personen aus dem Adressbuch, auch Nichtnutzer, an den Konzern übermittelt werden“ und dann für eigene Zwecke weiterverarbeitet würden. „Ein Unternehmen, welches WhatsApp einsetzt, ist nach Auffassung der Behörde hierfür (mit-)verantwortlich.“

Kritisch betrachtet die Landesbehörde den Zwang, diese App für Bestellungen nutzen zu müssen. Deshalb empfiehlt der Landesdatenschutzbeauftragte, auf datenschutzkonforme, wie eigene Apps zurückzugreifen.

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