Müllheim Der Mensch steht im Mittelpunkt

Weiler Zeitung
Kommunal-, landes- und bundespolitische Prominenz war zum Festakt in die Martinskirche gekommen. Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Jubiläums-Festakt: 50 Jahre Christophorus Gemeinschaft / Kleine Anfänge und stetiger Wandel

Die Christophorus Gemeinschaft feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Anlass genug für einen Festakt in der Müllheimer Martinskirche.

Von Dorothee Philipp

Müllheim/Kandern. Joachim Walter, Geschäftsführer der Einrichtung mit Dependancen in Müllheim, Kandern und Niederweiler, erinnerte an die kleinen Anfänge und den stetigen Wandel, in dem sich die Christophorus-Gemeinschaft zu der eindrucksvollen Institution entwickelt hat, die sie heute ist.

Geschichte

Das Gründer-Ehepaar Elisabeth und Albert Wallat sei damals 1968 schon in einem Alter gewesen, in dem viele an den Ruhestand denken, als sie beschlossen, einen seelenpflegebedürftigen Jungen bei sich aufzunehmen, weil man keinen geeigneten Heimplatz für ihn finden konnte. Bald kamen andere Kinder zu der Wohngruppe dazu, es entstand eine kleine Sonderschule mit Wohnheim, erinnerte Walter. Später, als aus den Kindern Erwachsene wurden, kamen Werkstätten und Wohngemeinschaften dazu, es entstand ein starkes Netzwerk, in dem Menschen mit Behinderung eine echte Heimat fanden.

Runderneuerung

Derzeit sei ein großer Runderneuerungsprozess im Gang, sagte Walter und verwies auf das Neubauprojekt „Inklusives Wohnquartier“ in Niederweiler, für das das Land Zuschüsse in Höhe von vier Millionen Euro zugesagt hat. „Unser Konzept ist die Ernährung der Seele und nicht das bloße Anbieten und Abrufen von Leistungen“, beschrieb Walter die Philosophie der Gemeinschaft, die vom anthroposophischen Menschenbild geprägt ist.

Da die Kunst im Alltag in der Gemeinschaft eine große Rolle spielt, hatte man auch das Stuttgarter Kammerorchester eingeladen, das den Festakt mit einem herrlichen Konzert mit Werken von Mozart, Mendelssohn und Brahms umrahmte.

Leitbild

Müllheims Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich erinnerte an das Leitbild Albert Wallats, der immer gefordert hatte: „Im Mittelpunkt steht der Mensch“. Es gelte auch für die Überlegungen, wie sich eine Stadtgemeinschaft in den kommenden Jahrzehnten entwickeln solle. Die Politik könne dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen für eine am Menschen orientierte Gemeinschaft entstehen, die Menschen selbst müssten diese aber dann füllen.

Siemes-Knoblich lobte das geplante Wohnquartier als „Lebensraum und Begegnungsstätte“. Zwei Landkreise

Dorothea Störr-Ritter, Landrätin im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, lenkte das Augenmerk auf das neue Bundesteilhabegesetz, das die Einzelnen noch mehr in den Mittelpunkt stelle. Dass mit Marion Dammann auch die Landrätin des Kreises Lörrach anwesend war, lag daran, dass die Christophorus-Gemeinschaft Standorte in beiden Landkreisen unterhält, im Lörracher Fall ist das die Werksiedlung Kandern. Die Entwicklung der Gemeinschaft in den fünf Jahrzehnten weise über die Grenzen hinaus und zeuge von Pioniergeist und Willen. „Aus kleinen Anfängen ist etwas Großes und Wichtiges geworden“, sagte Dammann.

Christian Renkert, Bürgermeister von Kandern, lobte die Christophorus-Gemeinschaft für ihre gute Vernetzung mit den örtlichen Vereinen. „Sie haben Spuren hinterlassen“, sagte er.

Ein Grußwort sprach auch Holger Wilms vom Bundesverband Anthroposophisches Sozialwesen Baden-Württemberg, der die feste Verankerung der Gemeinschaft in der Region lobte.

Partnerschaftlicher Ansatz

In Ihrer Festrede ging Bärbl Mielich, Grünen-Landtagsabgeordnete und Staatssekretärin im Sozialministerium, auf den Paradigmenwechsel im Umgang mit und in der Wahrnehmung von Menschen mit Behinderung ein, der sich in Deutschland jetzt beobachten lasse.

Sie lobte die Christophorus-Gemeinschaft dafür, dass hier schon früh der partnerschaftliche Ansatz gepflegt wurde, anstatt dass man für die Menschen mit Handicap dachte und handelte, ohne sie selbst zu Wort kommen zu lassen. „Ihr Durchhaltevermögen war großartig“, lobte die Politikerin mit Blick auf den großen Erfolg, den die Gemeinschaft in ihrer Entwicklung hatte.  www.werksiedlung.de

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