Müllheim Die Frustrationsgrenze ist überschritten

Weiler Zeitung

Lockdown: Belastung von Einzelhandel, Gastronomie, Kultur und Amateursport als ungercht empfunden

Müllheim. Angesichts der erneuten Verlängerung des Lockdowns liegen die Nerven beim Einzelhandel mittlerweile blank. Auch bei Peter Kirsch, Vorstandssprecher des Müllheimer Gewerbevereins und Mitinhaber der Buchhandlung Beidek, ist die „ Frustrationsgrenze nun aber überschritten“, schreibt er in einem offenen Brief an die Bundes- und Landesregierung, die Abgeordenten, die Stadt, den Börsenverein des Deutschen Buchhandels, den Einzelhandelsverband sowie die Industrie- und Handelskammer.

„Die jüngsten Beschlüsse unserer Regierung lassen einen verzweifeln: nur immer Lockdown-Verlängerungen können auf Dauer nicht der Ausweg aus der Corona-Krise sein. Sie müssen auch nach Alternativen suchen. Das müssen wir Kleinunternehmer schon immer – und jetzt erst recht. Was hat dagegen die Regierung außer immer neuer Lockdown-Verlängerungen gemacht? Pannen über Pannen: es seien nur die Impfstoffbeschaffung oder die Meldesoftware der Gesundheitsämter genannt.

Ein echter, ,harter’ Lockdown, in welchem wirklich alles einschließlich Industrie, Großhandel und Handwerk für drei Wochen heruntergefahren wird, würde dem Virus schnell die Verbreitungsmöglichkeit nehmen. Also entweder das – oder Öffnung mit Schutz- und Teststrategie“, schreibt Kirsch und beklagt die ungerechte und einseitige Belastung von Einzelhandel, Gastronomie, Kultur und Amateursport.

Von den von Bundeswirtschaftsminister Altmaier angekündigten zig Milliarden komme „ bei uns nichts an“, stellt er fest. „Währenddessen verkaufen die Lebensmitteldiscounter und Drogeriemärkte munter und massenhaft unsere Sortimentsteile, die sie zum Teil extra ausgebaut oder gar erst aufgenommen haben“, macht der Buchhändler seinem Ärger Luft.

Im kleinteiligen Einzelhandel seien nicht die Infektionsherde. „Wir sind mit allen Schutzmaßnahmen ausgestattet (Masken, Desinfektionsmittel, Trennscheiben, Kundenanzahlbegrenzung und Luftreiniger). Das sieht in den großen Märkten oft anders aus“, stellt er fest. Zudem fragt er, warum Buchhandlungen im dichter besiedelten Berlin und zwei weiteren Bundesländern mit höheren Inzidenzen die Öffnung erlaubt sei. „Ein schon vor der Pandemie marodes großes Handelsunternehmen wie Karstadt-Kaufhof bekommt noch 460 Millionen Euro. Uns bisher gesunden Kleinen lässt man dagegen am ausgestreckten Arm verhungern“, schreibt Kirsch und verweist darauf, dass viele kleine Selbstständige ihre Rücklagen angreifen müssen, die sie für die Rente eingeplant haben.

„Die Kontaktbeschränkungen zur Verhinderung der Ausbreitung vor allem auch der neuen Mutationen sind notwendig, aber die bis jetzt geltenden und weiter beschlossenen Maßnahmen und Einschränkungen sind meines Erachtens nicht mehr gerechtfertigt und auch nicht wirksam. Durch die Schließung der kleinen Einzelhändler wird nicht eine einzige Infektion in einem Pflegeheim verhindert“, schreibt Kirsch.

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