Der Gemeinderat hat sich beim Forsteinrichtungsplan für ein mittleres Szenario entschieden. Es sieht vor, 200 Hektar Alteichen in den nächsten 70 Jahren zu verjüngen, also rund 25 bis 30 Hektar in zehn Jahren. Bei diesem Tempo steige die Fläche mit alten Eichen noch von 64 auf 87 Hektar in 40 Jahren. „Wir haben versucht, die Verjüngung kleinflächig zu halten“, erklärte Kilian. So werden auf Flächen von rund 3000 Quadratmetern Buchen entnommen, damit junge Eichen nachwachsen können.
Professor Ulrich Kohnle von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg erläuterte den Zusammenhang zwischen der Wachstumsgeschwindigkeit von Eichen und Buchen mit der Lichtintensität. Ohne ausreichendes Licht würden die jungen Eichen von den Buchen zurückgedrängt.
Eichen dominierte Mischwälder seien keine Naturwälder, sondern Kulturgut, ergänzte Kohnle. Die Eichen seien seit dem Mittelalter als Bauholz und zur Schweinemast stark gefördert worden.
Die Alternativen
„Uns geht es um eine Verschiebung der Zielsetzung, die Erholungsfunktion und den Naturschutz stärker berücksichtigen“, betonte Hubert Kohler von der Bürgerinitiative „Rettet den Eichwald“. Sie fordert eine Ausweisung von 100 Hektar Eichwald als Schonwald oder als Waldrefugium. Zudem könne der Eichwald auch touristisch als Heilwald ausgewiesen werden. Darüber hinaus sollten die Verjüngungszeiträume gestreckt werden.
Natur ihren Lauf lassen
Dr. Lutz Fähser, Leitender Forstdirektor im Ruhestand und Experte in naturnaher Waldbewirtschaftung, plädierte dafür, der Natur ihren Lauf zu lassen. „Die Natur verjüngt sich von alleine“, erklärte er. Er schlug vor, auf Verjüngungshiebe zu verzichten und gegen den Verbiss an jungen Bäumen die Jagd zu fördern. Der Zieldurchmesser der Eichen solle zudem auf 100 Zentimeter erhöht werden, um einen hohen Anteil von Methusalem-Bäumen zu erreichen. Letztere seien auch weniger anfällig gegenüber dem Klimawandel und steigenden Temperaturen als junge Eichen.
Ähnlich sah es der Forstwirt und Greenpeace-Sprecher Volker Ziesling aus Speyer. Aktionismus sei nicht der richtige Weg, er riet dazu, den Wald zunächst zu beobachten. Natürliche Prozesse abzuwarten, sei besser als technokratische Ansätze. „Wir müssen den Wald so bewirtschaften, dass er mit Blick auf die Klimafolgen den größtmöglichen Nutzen bringt“, sagte er mit Verweis auf die kühlende Funktion der Wälder. Den Freizeitaspekt des Waldes erläuterte Andy Selter, Professor für Forst- und Umweltpolitik an der Universität Freiburg. Er hatte darüber bereits im Gemeinderat referiert.
Müllheim (anl). „Ich bin enttäuscht, dass so wenige Gemeinderäte da sind“, sagte Müllheims Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich am Ende der Info-Veranstaltung zum Müllheimer Eichwald in scharfen Worten. Nur drei der vier Ratsfraktionen waren anwesend, nur die Grünen nahezu vollständig.
Darüber entscheiden, ob und wie die Ziele des Forsteinrichtungsplans geändert werden, müsse der Gemeinderat. „Ich selbst werde das nicht mehr entscheiden“, sagte Siemes-Knoblich mit Blick auf ihre zu Ende gehende Amtszeit. Sie habe bei der Veranstaltung viel über das eine oder andere Vorgehen gelernt und sehe die Verwaltung gut gerüstet für eine erneute Diskussion im Rat.