Müllheim Es fehlen Bahnen und Ausbilder

Weiler Zeitung

Neuschwimmerausbildung: Schwimmausbildung ist nach Corona-Zwangspause große Herausforderung

Rechtzeitig zum Sommerbeginn haben die Schwimmbäder nach der Corona-Zwangspause wieder geöffnet. Gut zwei Jahrgänge haben in dieser Zeit nicht schwimmen gelernt und reihen sich jetzt bei Schwimmkursen in der Warteschlange ein.

Von Alexander Anlicker

Müllheim/Neuenburg am Rhein. Die Ortsgruppe Müllheim-Neuenburg der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hat am Wochenende einen Schwimmkurs im Müllheimer Freizeit- und Familienbad gestartet. Der Kurs war nach etwas mehr als einer Stunde ausgebucht. Meike Brosi, seit Anfang März neue Leiterin Ausbildung der DLRG-Ortsgruppe, hat sich mit unserer Zeitung über das Thema Neuschwimmerausbildung unterhalten.

Frage: Die Corona-Pandemie dauert nun schon anderthalb Jahre. Die Schwimmbäder waren eine lange Zeit geschlossen, so dass kein Übungsbetrieb möglich war. Bekommen wir zwei Jahrgänge voller Nichtschwimmer?

Die Gefahr besteht aus unserer Sicht durchaus, die DLRG hat das Problem aber auf Bundesebene erkannt und versucht hier gegenzusteuern. Mit der vor wenigen Wochen gestarteten Sommerkampagne der DLRG werden die Ortsgruppen materiell und finanziell unterstützt. Das hat es uns ermöglicht, kurzfristig einen Kurs zur Neuschwimmerausbildung (Seepferdchen) im Freizeit- und Familienbad in Müllheim zu starten. Bei der Anmeldung hat sich unsere Vermutung dann bestätigt, der Bedarf ist enorm. Nach knapp anderthalb Stunden waren die 30 Kursplätze belegt, die Warteliste steht schon wieder bei über 30 Interessenten. Gefreut hat mich persönlich auch, dass die Landesregierung den Bedarf erkannt hat und dieser Tage ein Sofortprogramm zur Verbesserung der Schwimmfähigkeit gestartet hat. Das bestärkt uns, für den Sommer weiter nach Kapazitäten in den Schwimmbädern zu suchen.

Frage: Wie viele Trainingsgruppen und Kinder hatte die DLRG-Ortsgruppe Müllheim-Neuenburg vor Corona in ihrer Kindergruppe?

Vor Corona hatten wir am Dienstagnachmittag sowie donnerstags und freitags im Hallenbad Neuenburg sechs Trainingsgruppen mit jeweils zwischen zehn und 20 Kindern. Diese haben entsprechend dem Alter und Können auf verschiedene Schwimmabzeichen hingearbeitet und diese im Frühjahr abgelegt.

Frage: Die Schwimmbäder haben zwar vergangenen Sommer von Juni bis Oktober geöffnet, allerdings waren die Zeiten eingeschränkt und auch die Zahl der Schwimmer pro Bahn. Wie viele Kinder aus ihren Schwimmgruppen konnten wenigstens ein bisschen trainieren?

Im vergangenen Sommer hatten wir nach den Sommerferien mit dem Schwimmtraining gerade wieder gestartet, als uns die zweite Infektionswelle in die nächste Zwangspause geschickt hat. Zwischenzeitlich hatten wir eine Bahn im Neuenburger Hallenbad. An den fünf Terminen, an denen wir trainieren konnten, war dies für knapp ein Zehntel der Kinder möglich.

Frage: Das Freizeit- und Familienbad in Müllheim und das Hallenbad in Neuenburg haben ja seit wenigen Tagen wieder geöffnet. Wie groß ist die Nachfrage nach Schwimmkursen bei der DLRG?

Die Nachfrage ist enorm. Seit einer Woche kommen täglich mindestens fünf E-Mails mit Kurs-Anfragen. Der Schwerpunkt liegt bei weiteren Seepferdchen-Kursen, genauso kommen aber auch Anfragen für ältere Kinder die gerne wieder ins Schwimmtraining kommen möchten. Außerdem melden sich zur Zeit diverse Lehrkräfte die einen Rettungsschwimmkurs besuchen möchten um Schwimmunterricht in der Schule durchführen zu können. 

Frage: Was macht die DLRG, damit die Fünf- bis Siebenjährigen doch noch Schwimmen lernen?

Wir als Ortsgruppe versuchen möglichst viele Kurse für Seepferdchen und das bronzene Schwimmabzeichen anzubieten. Problem sind aber wie eben gesagt die Ausbilder und die Kapazitäten in den Bädern. Der Bundesverband hat eine Förderkampagne aufgelegt um die Gruppen vor Ort zu unterstützen.

Frage: Das Angebot war aufgrund der Warteliste schnell ausgebucht. Sind weitere Kurse geplant?

Wir versuchen es möglich zu machen, können zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nichts genaueres sagen, die Gespräche laufen.

Frage: Und wo können Eltern ihre Kinder anmelden?

Eltern können ihre Kinder über unsere Internetseite muellheim.dlrg.de auf die Warteliste für einen Seepferdchenkurs setzen lassen. Dann bekommen sie eine E-Mail, sobald wir genaueres wissen. 

Frage: Haben Sie genügend Ausbilder und genügend Schwimmbadkapazitäten, um das aufzufangen?

Aktuell haben wir weder das eine noch das andere. Oftmals scheitert es wirklich an den Arbeitszeiten der möglichen Trainer. Hinzu kommt, dass die Kurse für Fünf- oder Sechsjährige nicht um 20 Uhr stattfinden können, sondern nachmittags stattfinden müssen. Und nachmittags arbeiten dann wieder unsere möglichen Trainer. Selbst wenn wir mittags um 15 Uhr eine Bahn bekommen, ist nicht sichergestellt, dass wir für diese Uhrzeit auch einen Trainer haben.

Frage: Was muss man mitbringen um die Anfängerschwimmausbildung machen zu können?

Einfühlungsvermögen ist für mich eine Grundvoraussetzung. Zudem sollte man sich genau mit dem Thema auskennen, wissen welche Übungen man mit den Kindern machen kann. Beispielsweise um zu üben, mit dem Kopf ins Wasser einzutauchen. Dass kann man in Ausbilder-Kursen beim Landesverband der DLRG lernen. Auch müssten die Ausbilder im Notfall Hilfe leisten können, daher braucht es das Rettungsschwimmabzeichen in Silber.

Frage: Wäre jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um in kurzer Zeit auch möglichst viele Schwimmausbilder auszubilden?

Wünschenswert wäre aus Sicht unserer Ortsgruppe, dass nicht nur bald wieder Lehrgange stattfinden, sondern vielleicht auch zusätzliche und zeitlich gestraffte Ausbilderkurse. Es wäre wichtig, möglichst schnell neue und gut ausgebildete Ausbilder zu bekommen.

Frage: Wie war/ist die Situation bei den älteren Kindern und Jugendlichen, in der Jugendgruppe?

Ich habe am Freitag das erste Mal mit unseren älteren Jugendlichen trainiert. Ich weiß nicht wer mehr Spaß hatte, die Jugendlichen im Wasser oder ich als Trainer am Beckenrand Die Jugendlichen haben sich gefreut, sich endlich wieder zu sehen und zu schwimmen. 

Die 34-jährige ist verheiratet und Mutter von drei Mädchen. Sie studierte Religions- und Sozialpädagogik und arbeitet im Schuldienst.

Ehrenamtlich engagiert sie sich im Wasserrettungsdienst, in der Ausbildung und in der Jugendarbeit der DLRG. Seit März ist sie Leiterin Ausbildung der DLRG-Ortsgruppe Müllheim-Neuenburg.

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