Müllheim Mit blauem Auge davongekommen

Weiler Zeitung

Hagel:  Schäden an Autos und Dächern / Weinlese wird Herausforderung / Winzer hoffen auf trockene Tage 

„Zuerst war ein unheimliches Geräusch zu hören, als ob ein Flugzeug im Anflug ist. Dann hat es ordentlich geklappert“, beschreibt ein Augenzeuge das Hagel-Unwetter vom Sonntagabend. Die Folge waren Schäden an Autos, Oberlichtern sowie Dächern und in der Landwirtschaft.

Müllheim (anl/mps). Es war kurz vor 21 Uhr, als das Unwetter über die Region um Müllheim tobte und mit Hagelkörnern von teilweise mehr als fünf Zentimetern Größe Unheil über den Landstrich brachte. Die von Frankreich kommende Gewitterfront wütetet besonders über Müllheim, im Weilertal, in den Rebanlagen um Britzingen und Buggingen.

Die Müllheimer Feuerwehr wurde in einen Industriebetrieb gerufen, wo mehrere Oberlichter in den Produktionshallen zerschlagen wurden und Wasserschäden an den teuren Maschinen drohten. Um die beschädigten Dachfenster kümmerte sich am Ende eine Müllheimer Dachdeckerfirma. Ferner mussten von den Feuerwehren zwei Bäume beseitigt werden, die auf den Straßen lagen.

An manchen Hausdächern wurden Dachziegel gelockert oder komplett zerschlagen. Dabei entstand hoher Sachschaden. Zahlreiche Autos weisen Einschläge auf, an einzelnen Fahrzeugen zerbarsten sogar Scheiben durch die Hagelkörner.

Weniger vom Hagel, aber dafür mehr von den Sturmböen war die Neuenburger Feuerwehr betroffen. Im Ortsteil Grißheim musste ein auf die Landstraße L 134 gestürzter Baum beseitigt werden, und am Montagmorgen kam die Kettensäge nochmals auf einem Kinderspielplatz zum Einsatz, wie Gesamtkommandant Andreas Grozinger auf Nachfrage berichtet.

Ein Britzinger Winzer hatte der Feuerwehr noch in der Nacht berichtet, dass er von einem Verlust von mindestens 80 Prozent ausgehe. Am Montagmorgen geisterten erste Meldungen von 70 bis 80 Prozent Ernteausfall für die Winzer durch die sozialen Netzwerke und Online-Medien. Am Nachmittag stellte sich die Lage schon etwas entspannter dar.

Die Winzer seien mit dem sprichwörtlichen „blauen Auge“ davongekommen, lautete unisono die Antwort der Verantwortlichen der Winzergenossenschaften.

„Wir haben großes Glück gehabt. Ich habe zuerst gedacht, dass es schlimmer ist“, sagt Rainer Zeller, Vorstandsvorsitzender der Winzergenossenschaft Britzingen, die wohl am stärksten betroffen ist. „Der Regen sei Gift für die Wunden, welche die Hagelkörner an den Trauben geschlagen hat. Ich hoffe, dass es heiß wird und die Trauben abtrocknen“, erklärt er. Der Hagel beschert dem Nebenerwerbswinzer auch in seinem Hauptberuf als Versicherungsmakler einiges an Arbeit. Bis zum Nachmittag seien bereits 50 Schadensmeldungen bei ihm eingegangen, berichtet er am Telefon.

Regen ist Gift für angeschlagene Trauben

Auf Gemarkung Auggen fielen die Schäden nicht ins Gewicht, in Laufen seien die Schäden mit einem möglichen Ernteausfall von 20 bis 30 Prozent jedoch etwas höher, sagt Thomas Basler, Geschäftsführer des Winzerkellers Auggener Schäf. Auch er hofft auf schönes Wetter. Der Herbst werde jedoch nicht einfach, da die angeschlagenen Trauben anfällig für Pilzbefall (Boytritis) seien.

Gelassen sieht es auch Thomas Benz, Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Hügelheim. Er beziffert zwar den Schaden in den Hügelheimer Reben auf 30 bis 40 Prozent, allerdings in der Summe aller drei Hagelereignisse der vergangenen vier Wochen. Der Schaden sei da, aber es werde bei den Hauptsorten wie Gutedel und Spätburgunder keinen Engpass geben, sagt Benz. Höchstens bei einzelnen Sorten, wie Muskateller, könne es knapp werden.

„Uns hat der Hagel nur am Rande gestreift“, gibt Michael Nußbaumer, Kellermeister der Ersten Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim, Entwarnung.

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