Müllheim Mit weichen Knien genießen

Weiler Zeitung

Erlebnisbericht: Eine Fahrt mit dem Heißluftballon im Markgräflerland / Angst überwunden

Frisch ist es an diesem frühen Samstagmorgen. Die Sonne zieht gerade erst am Horizont auf. Meine Hände sind trotzdem nass, und mein Herz pumpt ganz schön. Der Magen ist flau. Aber jetzt gibt’s kein Zurück mehr. Auf das Kommando von Manuela Ackermann klettern wir nacheinander über die Brüstung in den Korb. Dann geht es gen Himmel. Der Müllheimer Segelflugplatz unter uns entfernt sich – Stück für Stück.

Von Claudia Bötsch

Müllheim. Routiniert steht die Ballonpilotin am Brenner, der den Korb nach oben treibt. Als ich zur Kamera greife, merke ich, dass meine Hände zittern. Ich schnappe nach Luft. „Du musst auf den Horizont schauen“, rät sie mir. Das hilft.

Tief durchatmen und traumhafte Aussichten genießen

Sanft steigt der Ballon hinauf. In einigen hundert Metern Höhe geht es über Felder, Wiesen und Markgräfler Dörfer. Wir haben den Blauen im Rücken. Zu hoch geht es heute indes nicht – „der Wind würde uns sonst in schlechtes Gelände führen“, erläutert die 30-jährige Pilotin. Puh! Ich bin froh. Bis zu drei Kilometer hoch können Ballone sonst steigen. Daran mag ich gar nicht denken. Tief durchatmen.

Langsam freunde ich mich mit dem ungewöhnlichen Gefährt an. Ich schaue in die freundlichen Gesichter von Fanny und Valentin, den beiden anderen Passagieren im Korb. Auch das ist beruhigend.

Schön friedlich ist es oben in der Luft. Und herrlich leise. Die Stille wird nur vom Zischen des Brenners unterbrochen. Meine Augen wandern in der Landschaft umher. Die Aussichten sind fantastisch. Das Markgräflerland von oben: ein ganz besonderes Erlebnis. Das entschädigt für alle Überwindung.

Derweil steht Manuela Ackermann am Brenner. Hoch konzentriert und mit festem Blick. Aber immer wieder mit einem Lächeln auf den Lippen. Vor allem, wenn sie von ihrer großen Leidenschaft erzählt.

Leidenschaft von Kindesbeinen an

Mit sechs Jahren stand sie zum ersten Mal im Heißluftballon, mit ihrer Mama. Weil sie zu klein war, um über den Korbrand zu schauen, lugte sie durch das Einstiegsloch. 24 Jahre ist das jetzt her – die Faszination hat sie seitdem nie mehr losgelassen.

Manuela Ackermann kommt aus einer Ballonfahrer-Familie. Vor zehn Jahren hat sie selbst den Ballonfahrerschein gemacht – mehr als 250 Alleinfahrten liegen inzwischen hinter ihr. Wirkliche Routine gibt es beim Ballonfahren trotzdem nicht: „Jede Fahrt ist anders“, betont Ackermann, die am Schluchsee wohnt und ihre Brötchen im Personalwesen verdient. Das sei auch der besondere Reiz am Ballonfahren. „Es macht einfach unheimlich viel Spaß. In der Luft genieße ich die Schönheit der Landschaft und die Ruhe“, schwärmt die 30-Jährige.

„Vor allem mache ich aber gerne anderen Leuten eine Freude.“ Für manchen Passagier sei es ein großer Herzenswunsch, einmal mit dem Korb über die Landschaften zu schweben – Ackermann erzählt beispielsweise von einem kleinen Mädchen, das an Krebs erkrankt war.

Mit 93 Jahren einen Lebenstraum erfüllt

Oder von einer 93-jahrigen „zierlichen, aber zähen Schwarzwälderin“, die auf Krücken ging, aber unbedingt einmal in ihrem Leben Ballonfahren wollte. „Mir ist immer noch ein Rätsel, wie sie in den Korb steigen konnte“, erinnert sie sich an den besonderen Fahrgast zurück. „Beim Ballonfahren mache ich mir und anderen eine Freude – das ist einfach perfekt“, findet sie.

„Ich mache mir und anderen eine Freude – perfekt“

„Toll ist es auch, wenn ich Leute wie dich mitnehme, die trotz Höhenangst in den Ballon steigen und denen es letztlich gelingt, ihre Angst zu überwinden.“

Rund 20 Fahrten macht Manuela Ackermann pro Jahr. Dafür nimmt sie auch in Kauf, regelmäßig an den Wochenenden in aller Frühe aus dem Bett zu krabbeln, um mit Sonnenaufgang in die Lüfte steigen zu können – so wie beim Müllheimer Ballonfestival, zu dem sie mit Mutter und Bruder sowie ihrem Freund Michael angereist ist, der sie als Fahrer des Verfolger-Fahrzeugs beim aufwendigen Hobby unterstützt.

Was über die Passagierfahrten eingenommen wird, wird dafür verwendet, den Ballon in Schuss zu halten und neues Equipment zu kaufen.

Gehört auch dazu: Taufe mit Urkunde und Sekt

Auf einem Feld bei Bad Krozingen setzt die Pilotin schließlich zur Bilderbuchlandung an. Trotz der atemberaubenden Fahrt: Ich bin froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Ein schnelles Erinnerungsfoto – dann wird gemeinsam zusammengepackt. Auf dem Segelflugplatz wartet noch die Taufe mit Sekt und Urkunde – die gehört nämlich fest zur Ballonfahrertradition dazu.

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