Müllheim Neue Konzepte für die Pflege gesucht

Alexander Anlicker
Potenzial sieht der Kreisverband bei der Tourenplanung. Foto: zVg/DRK-KV Müllheim

Vor einem Jahr haben Pflegedienste und der Bürgermeistersprengel wegen des Personalmangels in der ambulanten Pflege Alarm geschlagen. Der DRK-Kreisverband Müllheim will nun die Pflegeberufe attraktiver machen und in Zusammenarbeit mit der Helios-Klinik ausbilden.

Qualifiziertes Personal ist immer noch rar und auch die Wartelisten für die Pflegebedürftigen sind lang, erklärt der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Müllheim, Fabian Delugas, auf Nachfrage. Im Gespräch mit unserer Zeitung stellen Delugas und Florian Köhler, Bereichsleiter Wohlfahrt und Soziales, sowie die neue Pflegedienstleiterin Claudia Deichsel mögliche Lösungsansätze vor.

„Wir wollen weg von ,alles ist schlecht’ und hin zur Frage, wie wir den Beruf attraktiver machen“, betont Köhler. Die neue Sichtweise habe schon erste Erfolge. Eine Mitarbeiterin lasse sich zur Praxisanleiterin ausbilden, dann könne das DRK ab Herbst wieder selbst ausbilden, sagt Köhler. Man blicke mit einer neuen Brille auf den ambulanten Dienst und es werden Dinge hinterfragt, erklärt Delugas. Verantwortlich dafür ist Claudia Deichsel, die seit 1. Oktober neue Pflegedienstleiterin im DRK-Kreisverband ist. Sie ist sowohl zuständig für die ambulante als auch die Tagespflege.

Work-Life-Balance

Deichsel empfindet den Pflegeberuf als attraktiv. „Es ist eine äußerst sinnstiftende Tätigkeit. Man arbeitet am Menschen, muss kreativ sein und hat eine hohe Verantwortung, wenn man draußen alleine unterwegs ist“, betont sie. Es brauche einen gewissen Überblick und man müsse auch unerwartete Situationen managen.

Aktuell sei man mit 39 Wochenarbeitsstunden als tarifgebundener Arbeitgeber nicht ganz so attraktiv, gesteht Kreisgeschäftsführer Delugas und zeigt sich überzeugt, dass sich dass in den nächsten Tarifverträgen ändern wird. Es gehe aber nicht nur um das Thema „Work-Life-Balance“.

„Wir versuchen das Thema Tourenplanung anders zu machen“, sagt Delugas. Die Pflegekräfte sollen anspruchsvolle Tätigkeiten wahrnehmen und nicht wegen Stützstrümpfen rausfahren müssen, erklärt er. Ein Thema seien geteilte Dienste und komprimierte Dienste. Beispielsweise sollen die Touren auf Mütter abgestimmt sein. Diese sollen ihre Touren fahren können, solange die Kinder in der Schule oder Kita sind. Bei den komprimierten Diensten könne das Arbeitspensum dann an drei Wochentagen erledigt werden. Trotz aller Flexibilisierung der Arbeitszeit, weiß Delugas, dass auch weiterhin am Wochenende gearbeitet werden müsse.

Zukunftsüberlegungen

„Wir wollen als DRK-Kreisverband weiterhin Pflege betreiben“, sagt Delugas und weiß den Kreisvorstand dabei hinter sich. Beim Thema Ausbildung will der Kreisverband einen Vertrag mit der Helios-Klinik schließen, um die Kapazitäten der örtlichen Pflegeschule zu nutzen. Dann müssten die Auszubildenden nicht nach Freiburg fahren, sagt er. Eine weitere Überlegung sei, eine fachspezifische Nische zu suchen, dass könne die Palliativpflege sein oder die Intensivpflege von Kindern.

Nische suchen

Darüber hinaus will der Kreisverband gemeinsam mit dem Landesverband Badisches Rotes Kreuz ein Zukunftsprojekt entwickeln, ergänzt er. Als Beispiel nennt er das Stichwort Gesundheitskiosk, um Pflege und Beratung zu bündeln.

Angehörige schulen

Vielleicht könne man auch die Angehörigen schulen, meint der Kreisgeschäftsführer und verweist auf die frühere Ausbildung zur Schwesternhelferin. „Muss eine Pflegekraft immer rausfahren oder kann man Leute abholen und zur Pflegefachkraft bringen“, fragt Delugas. Auch verweist er auf Möglichkeiten wie Online-Sprechstunden per Tablet.

Konzept entwickeln

„Wir sind auf der Suche nach Studierenden im Pflegemanagement, um solche Konzepte zu entwickeln“, sagt er abschließend.

  • Bewertung
    0

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading