Zum Auftakt ließ Klingler eine dreisätzige „Sonatine“ von Ravel erklingen und eroberte mit seinem genialen Spiel sogleich die Herzen der Hörer. Das feingesponnene „Modéré“, die glockenhaften Klangbilder des „Mouvement de Menuet“ und das dramatisch inszenierte „Animé“ überzeugten und begeisterten.
Beim Vortrag von Robert Schumanns „Papillons“ opus 2 war die Fähigkeit des Pianisten gefragt, unterschiedliche Stimmungsbilder zu erzeugen. Mit Verve setzte er die tänzerischen, beschwingten, heftigen und lieblichen Flatterbewegungen der Schmetterlinge in geradezu optische Bilder um. Elegant und kapriziös gestaltete Klinger danach Edvard Griegs kurzes Intermezzo „Schmetterling“ op. 43 Nr. 1. Auch der französische Komponist Jules Massenet war von diesen Tieren fasziniert: Die geheimnisvollen, nocturnen Klänge der „Papillons noirs“ und die heiteren Flüge der „Papillons blancs“ setzte Klingler in einem fantastischen und zugleich atemberaubenden Kontrastprogramm aus nächtlicher und tagheller Klangmagie um. Die Schmetterlinge, die der Barockkomponist Francois Couperin in seinem heiteren Stück „Les Papillons“ beschworen hat, erinnerten in der souveränen Gestaltung an das Cembalo, dass zu seiner Zeit noch das beherrschende Tasteninstrument war. Klingler schloss den Zyklus seiner Darbietungen mit Maurice Ravels Suite „Valses nobles et sentimentals“, einer Hommage des Komponisten an den großen Romantiker Franz Schubert. In diesem Konzertfinale evozierte Martin Klinger einen großartigen Facettenreichtum an Stimmungen. Die acht Sätze ließen diverse Walzerformen anklingen, manche in traditionellen, wieder andere in bizarren Klangvariationen, mal impressionistisch mal expressiv. Der Applaus verlangte nach einer Zugabe, die der Pianist mit einem Walzer von Ravel, gewidmet Alexandre Borodin, gerne gewährte. Das nächste Konzert für den Steinway-Flügel findet am Freitag, 13. Oktober ab 20 Uhr mit Helmut Lörscher statt.