Müllheim Pläne für Schloss spalten Gemüter

Weiler Zeitung
Geschichtsträchtige Immobilie im Fokus: Wer wird künftig im Heitersheimer Schloss das Sagen haben? Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Immobilie: Investoren wollen Privatschule einrichten – eine Bürgerinitiative will das verhindern

Vor vier Jahren hat der Orden der Vincentinerinnen als Eigentümer des Malteserschlosses der Stadt Heitersheim signalisiert, das Schloss verkaufen zu wollen. Die Stadt hat ein Vorkaufsrecht für die geschichtsträchtige Immobilie und auch eine Mitsprache bei der künftigen Nutzung. Getan hat sich lange nichts. Jetzt wurde bekannt, dass der Freiburger Verleger Christian Hodeige zusammen mit zwei chinesischen Investoren plant, das Schloss zu kaufen und darin eine Privatschule für 300 Schüler einzurichten.

Von Dorothee Philipp

Heitersheim. Hier soll nach einer dreijährigen Oberstufenzeit ein internationaler, dem Abitur beziehungsweise Baccalauréat entsprechender Abschluss erworben werden können.

25 Millionen für Erwerb und Umbau zu Privatschule

Die Investoren sprechen von einer Investitionssumme von bis zu 25 Millionen Euro, die sie in Erwerb und Umbau des Schlosses stecken wollen. Diese Pläne spalten derzeit die Heitersheimer Öffentlichkeit: Während ein Teil des Gemeinderats und Bürgermeister Martin Löffler die Pläne der Investoren begrüßen, fordert eine neu gegründete, inzwischen 210 Mitglieder zählende „Bürgerinitiative Malteserschloss“ (BIM), dass das Schloss in öffentlicher Hand verbleiben und die Stadt ihr Vorkaufsrecht wahrnehmen soll. Mit der Gründung einer gemeinnützigen GmbH wurde jetzt am Dienstag der Weg zu einer Stiftung frei gemacht, deren Ziel der Kauf des Schlosses sein wird.

Bürgerinitiative will das Schloss ebenfalls kaufen

Die BIM sei alleinige Gesellschafterin mit der Stellvertretenden Vorsitzenden der BIM, Daniela Fünfgeld als Geschäftsführerin, erklärte Zsolt Pekker, der Vorsitzende der BIM, im Rahmen eines Mediengesprächs. Der Weg über eine GmbH zu einer Stiftung sei nicht ungewöhnlich und mit dem Regierungspräsidium als zuständige Behörde abgestimmt. „Wir wollen über diese vorläufige Konstruktion auch die Stadt mit ins Boot holen und sind bereit, Anteile an sie abzutreten“, betonte Fünfgeld. Auch weitere Teilhaber wie öffentliche Körperschaften, kirchliche oder gemeinnützige Einrichtungen seien willkommen. Später könne die GmbH als Verwaltungsgesellschaft der Stiftung auftreten, die die Nutzung des Schlosses in einem öffentlichen Rahmen organisiere. Als erfolgreiches Beispiel für die Verwaltung einer Immobilie im öffentlichen Eigentum nannte sie den seit Jahren florierenden Gewerbepark Breisgau.

Bereits jetzt habe die BIM Vorverträge mit etwa 20 Stiftern abgeschlossen, die bei der Gründung der Stiftung Kapitaleinlagen in siebenstelliger Höhe zugesagt haben. Die so gesammelten Mittel sollen vollständig in Erwerb und Unterhalt des Schlosses fließen, was nach Stiftungsrecht durchaus möglich sei. Der Kaufpreis der Immobilie wird derzeit mit vier bis fünf Millionen Euro angegeben, die Bausubstanz sei gut. Erst in jüngster Zeit seien für Brandschutzmaßnahmen und andere Sanierungen rund fünf Millionen Euro investiert worden, sagte Pekker.

Alternative Nutzung des Schlosses

Die spätere Vermietung der rund 9000 Quadratmeter Nutzfläche sei das kleinste Problem, es hätten sich bereits „reichlich Interessenten“ gemeldet, darunter gemeinnützige Organisationen wie der Malteserhilfsdienst und auch berufliche Einrichtungen, erläuterte Fünfgeld. „Wir könnten jetzt schon 70 bis 80 Prozent der Flächen vermieten“. Auch die Stadt könne profitieren, da der Platz im Rathaus knapp wird und auch Bauhof und Stadtgärtnerei erweitert werden müssten. Bei einem Umzug von Teilen der Verwaltung aufs 55 000 Quadratmeter große Schlossareal würde mitten in Heitersheim Platz für dringend benötigten Wohnraum frei, argumentiert die BIM.

Dass das Projekt „ein Fass ohne Boden“ sei, wie die Gegenseite glaubhaft machen wolle, lässt die BIM nicht gelten. Zu einem konkreten Vergleich der Zahlen und Fakten ist es offenbar aber noch nicht gekommen.

Verträge mit Investoren stehen kurz vor Abschluss

Der Orden als Eigentümer sieht keinen Gesprächsbedarf, da die Verträge kurz vor Abschluss stünden, berichtete Fünfgeld. Und Martin Löffler, der sich bekanntlich als neuer Bürgermeister für Müllheim beworben hat, habe ein für kommenden Montag diesbezüglich geplantes Treffen mit der BIM ohne Nennung von Gründen und ohne Angebot eines Alternativtermins abgesagt. „Wir haben hier eine Jahrhundertchance für Heitersheim, die wir nutzen sollten“, betonte Fünfgeld. Andernfalls bestehe die Möglichkeit, dass die von Hodeige und seinen Partnern angestrebte Kommanditgesellschaft ihre Anteile beliebig weiterverkauft und das Schloss auf Jahrhunderte „in fremde Hände“ geraten könne.

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