Müllheim Rettungswagen fehlt Personal

Alexander Anlicker
Der Rettungsdienst steht vor großen Herausforderungen: Kürzere Hilfsfristen und eine zunehmende Zahl von Einsätzen erfordern zusätzliches Personal. Foto: zVg/DRK KV Müllheim

Die Themen Fachkräftemangel und Digitalisierung sind für den neuen Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Müllheim, Fabian Delugas, die größte Herausforderungen.

Seit dem Ausscheiden der langjährigen Geschäftsführerin Gerlinde Engler Anfang Juli trägt Fabian Delugas als neuer Geschäftsführer die Verantwortung für die knapp hauptamtlichen 200 Mitarbeiter des Kreisverbands Müllheim des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). „Ich bin froh, dass ich mich dreieinhalb Jahre einarbeiten konnte und alle Mitarbeiter kenne“, sagt er zu Beginn des Gesprächs mit unserer Zeitung.

„Der Personalmangel ist in aller Munde“, kommt er gleich auf die größte Herausforderung zu sprechen. „Das tritt uns in vielen Bereichen, sowohl was die Pflege und den Rettungsdienst angeht als auch in der Verwaltung“, betont er. Der Kreisverband werde daher künftig nicht nur Berufsausbildungen in der Pflege und dem Rettungsdienst sondern auch im Verwaltungsbereich anbieten, ergänzt er. Der Fachkräftebedarf sei in den nächsten Jahren gar nicht zu decken, fürchtet er. Das Thema Digitalisierung sei daher laut Delugas ein weiterer Schwerpunkt. Mobiles Arbeiten gehe nicht in allen Bereichen, aber da wo es möglich ist, soll es den Mitarbeitern angeboten werden.

LeNa

„Maximal steigenden Bedarf“ sieht Delugas angesichts der demographischen Entwicklung auch im Bereich der Wohlfahrtspflege: „Wer kümmert sich in Zukunft um alte Menschen?“ Neue Wege beschreitet der Kreisverband hier mit dem Projekt LeNa (Lebensqualität in der Nachbarschaft). Dieses soll Senioren „Betreutes Wohnen“ zu Hause ermöglichen. Ein Tablet ermöglicht den Senioren per Videotelefonie Kontakt mit Rotkreuz-Mitarbeitern oder Familienangehörigen aufzunehmen. Das bundesweit erste und bislang einzigartige Pilotprojekt findet in Zusammenarbeit mit Amazon statt. Aktuell beteiligen sich 43 Senioren am Projekt. „Die ersten Erfahrungen sind gut“, berichtet Delugas und verweist auf die Kaffeekränzchen, die per Alexa und Videokonferzen stattfinden. Weiteres Ziel ist eine enge Verzahnung des Projekts mit dem Hausnotruf. „Oftmals geht es beim Hausnotruf nicht um Notfälle, sonder um Gesprächsbedarf“, berichtet der Kreisgeschäftsführer.

Pflege

„Wie es in der Pflege weitergeht, weiß ich nicht. Wir fahren auf Sicht“, erklärt Fabian Delugs und ergänzt: „Wir investieren viel in die Personalbeschaffung, leider ohne Ergebnis.“ Die Pflegedienste, nicht nur die des Roten Kreuzes, seien ausgelastet, berichtet er.

Rettungsdienst

„Auch im Rettungsdienst macht uns der Personalmangel zu schaffen“, sagt der Kreisgeschäftsführer und berichtet, dass es dadurch auch zu Fahrzeugausfällen kommt, weil diese nicht besetzt werden können. Sorge bereitet ihm die geringe Planungssicherheit mit Blick auf die Hilfsfristen. „Eine Verkürzung der Hilfsfrist bedeute ein Drittel mehr Fahrzeuge“, weiß Delugas. Solange die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht feststehen, lägen die Planungen für eine bauliche Erweiterung auf Eis. Nötig wäre eine bauliche Erweiterung der Rettungswache um weitere Aufenthalts- und Umkleideräume am Standort Müllheim oder möglicherweise auch die zusätzliche Stationierung eines Fahrzeugs in Neuenburg, sagt er. Apropos rechtliche Rahmenbedingungen: Das neue Berufsbild des Notfallsanitäters habe nicht den gewünschten Erfolg gebracht. „Die Notfallsanitäter lernen viel und dürfen wenig“, sagt er und verweist darauf, dass etwa ein Drittel der Notfallsanitäter den Beruf wechselt. Diese seien geschult, um Leben zu retten, dürften sich aber oftmals mit Kleinigkeiten wie einer Bronchitis herumschlagen.

Ehrenamt

Im Bereich des Ehrenamts werde von der Bürgern beim DRK oft nur der Bevölkerungsschutz und die Blutspende wahrgenommen, stellt Delugas fest. „Ich sehe viel Potenzial in der Wohlfahrts- und Sozialarbeit“, sagt er. In diesem Zusammenhang will er das Gespräch mit den Ortsvereinen suchen und betont„Diese sind für mich ein ganz wichtiges Spiegelbild des DRK“.

Corona

„Ich finde, Corona ist noch nicht vorbei“, antwortet Delugas auf die Frage nach einer möglichen neuen Welle im Herbst. „Wir sind gut gerüstet“, sagt er mit Blick auf die Bevorratung mit Schutzmaterial. Sorgen bereiten ihm jedoch mögliche Personalausfälle aufgrund von Corona-Infektionen angesichts der ohnehin angespannten Personalsituation.

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