Müllheim Rund 3000 Abstriche seit April

Alisa Eßlinger

Corona I: Schwerpunktpraxis jetzt in Werderstraße / 20 Corona-Tests pro Tag/ Impfungen stehen bevor

Müllheim  - Um die Corona-Pandemie zu bekämpfen, braucht es eine gute Arztpraxis, findet der Müllheimer Bürgermeister Martin Löffler. Zu einem wichtigen Schritt im Kampf gegen das Virus gehört es auch, so viele Menschen wie möglich zu testen. Die Schwerpunktpraxis (CSP) in Müllheim ist für diese Tests und die Schritte danach zuständig. Zuvor war sie in einem Sparkassen-Gebäude untergekommen, nun musste die Praxis wegen baulicher Maßnahmen umziehen.

Im April war die Arztpraxis von Bernd Gugel dem Aufruf der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) gefolgt. Sie suchte nämlich Praxen, die sich bei den Tests verstärkt engagieren. „Wir waren damit die erste CSP im Landkreis und sind bis jetzt immer noch die größte“, sagt Gugel. Erfahrungen hatte die Praxis am Schillerplatz bereits im März beim Test-Standort in Schlatt gesammelt. „Zu Beginn war geplant, dass wir die CSP ein bis zwei Monate führen. Jetzt werden wir sie bis voraussichtlich Sommer 2021 fortsetzen“, informiert Gugel.

Seit Ostern war die CSP in dem Sparkassen-Gebäude „Villa Kräuter“ untergekommen. „Unser Ziel war es, Müllheim zu stärken. Die Stadt kann sich glücklich schätzen, dieses Zentrum mit den Fachleuten zu haben“, sagt Ulrich Feuerstein, Direktor der Sparkasse Markgräflerland. Allerdings konnte das Sparkassen-Gebäude wegen der Baumaßnahmen am Sparkassenpark nicht mehr genutzt werden.

Gute Räume gefunden

Im November wurde die CSP ins städtischen Gebäude an der Werderstraße 46 verlegt. „Es war der Sparkasse und uns wichtig, schnell gute Räume für die Praxis zu bekommen. Und nun haben wir eine schnelle und pragmatische Lösung gefunden“, sagt Löffler. Vorteil des Hauses an der Werderstraße sei laut Gugel, dass es sehr nahe am ÖPNV liege. Denn besonders die kranken und immobilen Menschen sollen in der CSP betreut werden.

Neben dem räumlichen Problem galt es auch, die Herausforderung des Praxisablaufs zu meistern, zumal Gugels Praxis am Schillerplatz weiter läuft. Um die Doppelbelastung zu bewältigen, hatte Gugel weitere Ärzte eingestellt, sodass für die Praxis und die CSP je zwei Fachkräfte zur Verfügung stehen. „Mit uns vier Ärzten und dem hohen Einsatz des ganzen Teams können wir das gut managen“, sagt Gugel.

3000 Patienten getestet

Um die vielen Patienten unter einen Hut zu bekommen, kämen diese teilweise erst zwischen 20 und 22 Uhr. „Wir wollen sie nun mal nicht nur krankschreiben, sondern auch untersuchen. Schließlich gibt es nicht nur Covid 19, sondern auch noch andere Krankheiten.“ Das Einzugsgebiet reicht von Freiburg über Bad Krozingen bis nach Rheinfelden.

„Gerade die Kollegen, die keine Corona-Tests ausführen, schicken ihre Patienten auch zu uns“, erklärt Gugel. So nimmt das CSP-Team im Durchschnitt bis zu 20 Abstriche in der Woche vor. Insgesamt wurden seit April rund 3000 Patienten in der Praxis getestet. „Es überrascht uns immer wieder, wer von den Patienten positiv, aber auch negativ getestet wird. Man kann das nicht einschätzen“, sagt Ärztin Christina Rempesz.

Die Kernzeit für die CSP ist zwischen 11 und 13 Uhr – die Mittagspause des Praxisteams. Das CPS-Team kümmere sich auch um Sonderfälle, wie zum Beispiel Menschen ohne Versicherung sowie Asylbewerber oder Flüchtlinge. Massenabstriche haben sie unter anderem im Gevita-Residenz-Pflegeheim oder im Flüchtlingsheim vorgenommen. Aktiv beteiligt sind Gugel und Rempesz ein bis zweimal pro Woche auch bei den Teststellen in Schlatt und Eschbach. Zudem übernimmt das Team Sondertests, zum Beispiel für das Diakonische Werk in Hügelheim oder in der Alemannen-Realschule.

Viel Zeit für Bürokratie

Der größte Aufwand bei den Tests entstehe durch die Verwaltung, sagt die medizinische Fachangestellte Nathalie Barufke. Denn die Patienten-Informationen müssten im Vorfeld alle vorliegen, damit es im Nachhinein keine Verwechslungen gibt. Insgesamt braucht das Team bis zu drei Stunden zur Vor- und Nachbereitung, fügt Gugel an.

Hinzu käme, dass das Telefon nicht mehr still stehe. „Je nach Fall müssen wir auch sehr viele Gespräche bezüglich Quarantäne führen“, erklärt er.

Allerdings kann man nicht einfach bei der CSP vorbeischauen, man braucht dafür eine Überweisung vom Hausarzt oder vom Gesundheitsministerium. Bei einem positiven Test werden die Patienten meistens in die Helios-Klinik eingewiesen und dort versorgt. Zur künstlichen Beatmung kommen sie nach Freiburg oder Karlsruhe, informiert Gugel.

Künftig übernimmt das CSP auch Impfungen

Das CSP-Team werde nun auch bei den kommenden Impfungen involviert sein. „Wir profitieren von unseren ersten Erfahrungen mit den Tests.“ Gugel sagt aber auch deutlich, dass die Corona-Pandemie noch viele Monate länger dauern wird. „Eine Massenimpfung geht nicht einfach von heute auf morgen.“ Nicht zu vergessen seien auch die Langzeitfolgen wie Müdigkeit und Erschöpfung oder der länger andauernde Verlust des Geschmackssinns, wie es das CSP-Team bei seinen Patienten bereits festgestellt hat. „Wir müssen positiv weiter nach vorne blicken.“

Die Impfungen laufen laut Gugel zukünftig nach Altersjahrgängen ab. Zuerst kommen Menschen 70 plus, dann diejenigen mit Vorerkrankungen. Im Zuge der Impfungen soll auch ein mobiles Team eingeschaltet werden, dass zu den Patienten nach Hause kommt.

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