Müllheim „Runder Tisch“ soll es richten

Alexander Anlicker
Schon vor Beginn der Gemeinderatssitzung machte die Bürgerinitiative im Foyer des Rathauses mit Gesang auf ihr Anliegen aufmerksam. Foto: Alexander Anlicker

Eichwald: Forstverwaltung, Bürgerinitiative und Nabu werden gemeinsam beraten.

Müllheim - Den Müllheimer Eichwald erhalten: In diesem Ansinnen sind sich die Stadt Müllheim als Waldbesitzer sowie die Bürgerinitiative „Rettet den Eichwald“ und der Naturschutzbund (Nabu) einig. Nur bei der Frage, wie das gehen soll, gehen die Meinungen auseinander. Ein runder Tisch mit Experten der Forstverwaltung und Experten von Bürgerinitiative und Nabu soll es nun richten.

„Wenn wir entsprechende Erkenntnisse gewinnen, werden wir den Forsteinrichtungsplan ändern“, erklärte Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich.

Schon vor Beginn der Gemeinderatssitzung machte die Bürgerinitiative im Foyer des Rathauses mit Gesang auf ihr Anliegen aufmerksam. Während der Sitzung fanden die Aktivisten noch nicht mal alle Platz im Ratssaal und harrten im Flur aus. Schon seit Wochen beschäftigen die Baumfällarbeiten im Eichwald die Müllheimer Bevölkerung.

Auf der Tagesordnung stand am Mittwoch nun ein Sachstandsbericht zum Thema Eichwald. Professor Ulrich Schraml (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg), Dr. Karl-Ludwig Gerecke (Leiter des Kreisforstamts im Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald), Forstdirektor Michael Kilian (stellvertretender Leiter des Forstbezirks Staufen), Johannes Beck (Leitender Forstdirektor im Regierungspräsidium Freiburg) sowie Revierförster Jens-Uwe Strauch legten ausführlich das Forsteinrichtungswerk und dessen Ziele dar.

Die Experten

Professor Schraml machte deutlich, dass ein idealer Erholungswald eine „gepflegte Wildnis“ sei. Das aktuelle Verjüngungsverfahren mit kleinräumigem Arbeiten ermögliche es, ein Wechselspiel aus unterschiedlichen Sinneseindrücken herzustellen. „Die Dinge, die wir im Eichwald gesehen haben, entsprechen den Standards“, lautete Schramls Fazit.

„Wenn Sie heute 100 Hektar Eichwald einzäunen und nichts machen, haben sie in 100 Jahren keine 100 Hektar Eichwald mehr“, sagte der Leitende Forstdirektor Johannes Beck auch mit Blick darauf, dass der Eichenanteil im Müllheimer Eichwald von 85 Prozent im Jahr 1845 auf aktuell unter 50 Prozent zurückgegangen ist.

Trotz der Verjüngungsmaßnahmen werden – nur im Wirtschaftswald – die Flächen mit mehr als 200 Jahre alten Eichen von 64 Hektar im Jahr 2015 auf 84 Hektar im Jahr 2025 ansteigen und im Jahr 2045 sogar auf 87 Hektar. Dies trotz des Einschlags von 25 Hektar pro Jahr. Hinzu kämen 22 Hektar Eichenbestände als sogenanntes Waldrefugium sowie 19 Hektar, auf denen nur extensiv bewirtschaftet wird und im Jahrzehnt nur zwei bis drei Bäume pro Hektar entnommen werden.

Die Multifunktionalität mit den Feldern Bewirtschaftung, Erholung und Naturschutz erfordere Kompromisse, sagte Beck und betonte, dass der Müllheimer Forsteinrichtungsplan fast schon ein idealer Kompromiss sei. „Es gibt keinen Grund vom Forsteinrichtungsplan abzugehen.“

Kreisforstamtsleiter Gerecke verwies darauf, dass ein Nebeneinander von jung und alt zur Vielfalt beitrage.

Die Kritiker

„Vor uns liegen zwei Modelle für den Eichwald“, sagte die Sprecherin der Bürgerinitiative Kathryn Babeck. Zum einen das aktuelle Forsteinrichtungswerk und zum anderen das Konzept der Bürgerinitiative, das sich der „Multifunktionalität“ verpflichtet sieht. Konkret geht es der Bürgerinitiative darum, den Alteichenbestand zu erhalten. Sie forderte einen sofortigen Fällstopp, damit nicht weitere Fakten geschaffen würden.

Als Sprecherin des Naturschutzbunds forderte Lilly Nockemann, den Aspekt der ökologischen Funktion in den Vordergrund zu stellen. Sie verwies darauf, dass die alten Bäume für Höhlenbrüter wichtig seien. Sie nannte unter anderem sechs im Eichwald heimische Spechtarten sowie die Bechsteinfledermaus.

Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich war sich am Ende mit der Mehrheit der Ratsmitglieder zwar einig, dass es aktuell keinen Anlass gebe, das Forsteinrichtungswerk zu ändern, zumal die Fällsaison jetzt zu Ende sei. Jedoch soll das Thema an einem runden Tisch weiter beraten werden.

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