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Müllheim Sichere Flugbahn gewährleisten

Weiler Zeitung

Naturschutz: DB-Projektleiter stellen die Fledermaus-Brücke an der Hügelheimer Runs bei Müllheim vor

Ein Monument für die Fledermäuse ist nun in Müllheim fertiggestellt. Dabei handelt es sich um eine Brücke, die den nachtaktiven Säugetieren einen sichere Querung über die künftig viergleisige Bahnstrecke Karlsruhe-Basel gewährleisten soll. Um die Fledermäuse über die Brücke zu leiten, gilt es vieles zu beachten, wie die Projektleiter der Deutschen Bahn beim Termin vor Ort erklärten.

Von Alisa Eßlinger

Müllheim . Bereits von Weitem ist das „Ein-Feld-Brückenbauwerk“ über den Feldern bei Müllheim zu erkennen. Durch den Ausbau der Strecke Karlsruhe-Basel von zwei auf vier Gleise, steigt das Risiko für Fledermäuse, mit einem Zug zu kollidieren, denn durch die Verbreiterung der Bahnstrecke können die Tiere nicht mehr die alte Unterführung der Hügelheimer Runs nutzen.

Daher wurde im vergangenen Jahr mit dem Bau der Fledernmausbrücke begonnen. „Das Projekt konnten wir nur in Sperrpausen realisieren. Die Nachtarbeiten wurden zwischen November und März durchgeführt, da die Tiere sich in der Zeit im Winterschlaf befinden und sonst nachtaktiv sind“, berichtet Arbeitsgebietsleiter Stefan Lauber. Während der Bauarbeiten kam es durch den Sturm „Sabine“ und Covid-19 zu Verzögerungen, daher hatte sich de Maßnahme um einen Monat verzögert, fügt Lauber hinzu. Die Kosten für die Baumaßnahme belaufen sich auf rund 1,6 Millionen Euro.

Das acht Meter hohe Bauwerk besteht aus Spannbeton und ist 31 Meter lang und elf Meter breit. Die insgesamt 16 Meter langen Gabione n an den Seiten des Bauwerks sollen zum einen die Böschung schützen und zum anderen das unerlaubte Klettern auf die Brücke verhindern.

Nahrung in der Nähe

Zwar soll der Massivbau den Erschütterungen und dem Druck von zwei gleichzeitig durchfahrenden Zügen standhalten, dennoch wird dieser kein grauer Betonklotz bleiben. „Die 40 Hektar große Fläche auf und um das Bauwerk soll noch naturgerecht ausgekleidet werden“, sagt Lauber. „Durch einen Magerrasen kann der Flugweg der Tiere verkürzt werden, denn dieser ist reich an blühenden Kräutern und Blumen sowie an offenen Bodenstellen, sodass Insekten angezogen werden, erklärt Umweltsachverständiger Oliver Toth. Um Nahrung zu finden, müssen dann die Fledermäuse weniger weit fliegen. Dies hat einen zusätzlichen Effekt auf die Fledermäuse, denn durch kürzere Wege zum Nahrungsraum, verbrauchen sie weniger Energie und werden dadurch vitaler und widerstandsfähiger, erklärt Toth weiter.

Um die Flugbahn neu zu strukturieren verlaufen 2,5 Meter hohe Wände trichterförmig auf die Brücke hinauf. Im Bereich der Böschung sollen diese noch begrünt werden und sind über die Bahnstrecke mit Holz verkleidet.

Im Zuge des Projekts ist auch eine neue Unterführung nördlich des Bauwerks entstanden, um den dort fließenden Bach und damit auch die Flugbahn der Fledertiere umzuleiten. „Bei der Maßnahme wurde auch auf mögliche Hochwasser rücksichtgenommen“, sagt Lauber. Dieser Neubau ist breiter und birgt nach obenhin Platz für Falsch-Flieger. In diesem Falle könne er dann auch als Ergänzung zur Brücke dienen, fügt Toth hinzu.

Direkt daneben befindet sich eine Fußgängerunterführung sowie ein Wirtschaftsweg parallel zu den Gleisen.

Flugbahn umstrukturieren

Das erste Ziel ist erreicht: Das Bauwerk steht. Ausstehend sind nun noch die Landschaftsbegleitarbeiten. Im Umfeld der Brücke sollen noch Orientierungshilfen für die Fledermäuse geschaffen werden, damit sie den Weg über die Brücke auch finden. Denn Fledermäuse orientieren sich mit Hilfe von Ultraschallsignalen. Die reflektierenden Echos von Bäumen und Sträuchern entlang des Baches, aber auch technische Strukturen wie Lärmschutzwände und Zäune weisen ihnen den Weg, erklärt Toth. Dabei dürfen die Leitelemente nicht mehr als 40 Meter auseinanderstehen, denn sonst verlieren die Flugtiere ihre Orientierung.

Sobald diese Umleitung funktioniert, werden auch künftige Generationen der Fledermäuse den neuen Weg wählen, so Toth. Bis Ende dieses Jahres soll alles fertiggestellt werden. Aber der Abriss der alten Unterführung wird erst nächstes Jahr ab Ostern vorgenommen. Bevor die Hügelheimer Runs umgeleitet werden kann, muss das Bauwerk mit der neuen Unterführung für den Baches fertiggestellt werden, erklärt Lauber.

Brücke trifft auf Kritik

Die Bahn erntet auch Kritik an dem neuen Bauwerk. Häufig werde die Frage gestellt, warum der „hohe Aufwand für Fledermäuse“ betrieben wird, sagt der DB-Sprecher für Großprojekte, Michael Bressmer. Es ist ganz einfach: Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens für den Abschnitt Müllheim-Auggen forderte die zuständigen Naturschutzbehörde, die Wechselwirkungen der Fledermäuse zwischen den FFH-Gebieten (Flora-Fauna-Habitat) „Markgräfler Rheinebene von Neuenburg bis Breisach“ und „Markgräfler Hügelland mit Schwarzwaldhängen“ zu untersuchen. Dabei kam heraus, dass entlang der Hügelheimer Runs eine überregional wichtige Flugstrecke von Fledermäusen verläuft. „Das gesamte Konzept ist nun ein Output von einem langwierigen und interaktiven Prozess, um die beste Möglichkeit zu entwickeln“, sagt Lauber.

Grundlage sind das EU-Recht „Natura 2000“ und dem Bundesnaturschutzgesetz mit dem „Tötungsverbot“. Daher galt es einen Ausgleich für den ökologischen Eingriff durch den Bahnausbau zu finden.

Schließlich befinden sich dort besondere Fledermaus-Aufkommen, unter anderem auch gefährdete und strenggeschützte Arten, wie die Wimperfledermaus. In dem Gebiet haben Gutachter neun verschiedene Arten mit jeweils rund 100 bis 800 Tieren geschätzt. Durch den Aus- und Neubau der Strecke wird sich künftig das Verkehrsaufkommen erhöhen und somit auch die Kollisionsgefahr mit Fledermäusen, erklärt Toth. „Die plötzlich heranfahrenden Züge sind für die Fledermäuse zu schnell, um sie zu orten. Daher ist es wichtig, dass das Tötungsrisiko sich nicht signifikant erhöht“, fügt er hinzu.Gemeinsam mit dem Regierungspräsidium Freiburg entstand der „Arbeitskreis Grünkonzept“. Laut Bahn mit dem Ziel, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in regional bedeutenden Umweltprojekte zu verwirklichen.

Weitere Informationen: Ein Dialogveranstaltung zum Ausbau der Rheintalbahn findet am 25. September von 13 bis 18 Uhr und am 26. September von 10 bis 17 Uhr statt. Das Projketteam der Deutschen Bahn wird dabei anwesend sein, um die Maßnahmen vorzustellen und mit den Bürgern zu diskutieren. Schwerpunkt wird dabei die Gestaltung des Müllheimer Bahnhofs

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