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Müllheim Stadt und Handel optimistisch

Weiler Zeitung
Wie steht es in Zeiten von Corona um Weinbau, Gastronomie, Einzelhandel und Autobranche in Müllheim. Darüber informierten Andrea Engler (v. l.), Martin Buck, Peter Kirsch, Holger Lauer, Michael Berger und Bürgermeister Martin Löffler.Foto: Anlicker Foto: Weiler Zeitung

Coronavirus: Gewerbeverein zieht nach einem halben Jahr Pandemie Bilanz

Mit dem vierten Quartal beginnt für den Einzelhandel das wichtige Weihnachtsgeschäft. Angesichts der bereits seit mehr als einem halben Jahr andauernden Herausforderungen durch die Corona-Pandemie hat der Müllheimer Gewerbeverein am Donnerstag bei einem Pressegespräch Bilanz gezogen. Mit dabei waren auch Bürgermeister Martin Löffler und Wirtschaftsförderer Holger Lauer.

Von Alexander Anlicker

Müllheim. Die Mitglieder des Gewerbevereins seien trotz großer Unsicherheit, finanzieller Schwierigkeiten und Existenzängsten bisher verhältnismäßig gut durch die Zeit gekommen, berichtete der Vorstandssprecher Peter Kirsch.

„Während der viereinhalb Wochen Lockdown war sichtbar, wie leblos eine Innenstadt ohne Geschäfte aussieht“, sagte Kirsch. Vielleicht habe dies auch einige Kunden zur Internetseite kauf-lokal-muellheim.de geführt. Die im vergangenen Jahr gestartete Initiative habe sich, gerade in der ersten Phase der Pandemie, als geeigneter Kommunikationskanal erwiesen. Ende März konnte innerhalb kürzester Zeit unter der Überschrift „Die Müllheimer Firmen sind für Sie da!“ eine separate Seite eingerichtet werden, um dort über die Angebote der örtlichen Unternehmen zu informieren, die nach Hause liefern, telefonische Bestellungen anbieten und versenden oder andere Leistungen anbieten. In den ersten 14 Tagen im April wurden täglich 300 bis 400 Besucher sowie insgesamt 15 000 Seitenaufrufe verzeichnet.

Der Verein hat in den vergangenen Wochen seine Mitglieder zu ihrer Situation in der Corona-Pandemie befragt. Was die derzeitige Situation angehe, herrsche bei den Mitgliedern noch große Unsicherheit und Ungewissheit, wie sich die Lage weiter entwickle. Insbesondere wäre ein zweiter „Lockdown“ finanziell nur schwer zu verkraften, betonte Kirsch.

Positiv bewerteten die Mitglieder den Zusammenhalt, das Verständnis, die Unterstützung und Anerkennung durch die Kundschaft. Als Beispiel nannte Kirsch den Kauf von Gutscheinen während des Lockdowns. Im Dienstleistungsbereich sei zudem die Nutzung von Home-Office hilfreich gewesen.

Negativ wurde das Erstarken des Online-Handels bewertet sowie der große Mehraufwand durch die Hygienemaßnahmen, insbesondere für Gastronomen und Frisöre. Zuletzt habe auch das Unverständnis und die Unvernunft bei Kunden bezüglich des Masketragens zugenommen, hätten einzelne Gewerbebetreibende beobachtet.

Kirsch lobte die funktionierende Kommunikation zwischen Stadt und Gewerbeverein. Der Wirtschaftsförderer Holger Lauer habe laufend aktualisierte Vorschriften und Informationen an den Gewerbeverein weitergeleitet, damit die Mitglieder schnell informiert werden konnten, berichtete der Vorstandssprecher.

Die Sicht der Stadt

Müllheims Bürgermeister Martin Löffler wies darauf hin, dass die Zahl der Corona-Infektionen langsam aber sehr stetig ansteige. „Wir haben beim Handel und Gewerbe den Eindruck, dass es schon eingeübt ist“, sagte Löffler. Er denke nicht, dass es wieder zur Schließung im Handel kommt. „Bei der Gastronomie bin ich mir aber nicht sicher“, betonte er.

Insgesamt zeigte sich der Bürgermeister optimistisch, was die Kaufkraft der Einwohner angeht. Das Instrument der Kurzarbeit habe sich bewährt. Was die Gewerbebetriebe angehe, sei es im produktiven Bereich nicht zu größeren Verwerfungen gekommen, lautet die Einschätzung von Löffler. Langfristig gehe er von einer dynamischen Entwicklung aus, sagte Löffler und verwies auf verschiedene Baugebiete und Bauvorhaben in der Stadt. Müllheim werde bis 2028 beziehungsweise 2030 die Marke von 21 000 Einwohnern überschreiten, sagte der Rathauschef.

Die Hauptgeschäftsstraßen Wilhelm-, Werder-, Hauptstraße und Am Lindle zählen rund 200 Geschäfte und Gastronomiebetriebe auf zweieinhalb Kilometern länge, berichtete Holger Lauer. Nach dem Lockdown hätten alle Betriebe wieder geöffnet, berichtete er. Die aktuell drei bis vier Leerstände habe es bereits vor Corona gegeben, sagte Lauer.

Textil- und Modebranche

Die knapp fünfwöchige Geschäftsschließung habe die Modebranche ganz hart getroffen, berichtete Martin Buck. Keine Anlässe, keine Festlichkeiten und keine Businessmode bedeuteten auch keine Umsätze. Zugleich sei man in den Warenüberhängen ertrunken, sagte er. Auch wenn die Umsätze aus dem Frühjahr verloren seien, nehme die Branche seit Ende April langsam wieder an Fahrt auf. Buck sieht die Händler in einer kleinen Stadt sogar im Vorteil gegenüber größeren Städten.

Er hob auch die Solidarität unter den Einzelhändlern hervor, so veranstalte er mit drei weiteren Geschäften einen Lagerverkauf in Hügelheim.

Gastronomie

Die Trinkanlässe fehlen, stellte Winzerin Andrea Engler stellvertretend für Gastronomie und Weinbau fest. Wie gut die Winzer durch den Lockdown gekommen sind, hänge von den Vertriebskanälen ab. Wer seinen Wein überwiegend über die Gastronomie verkauft, habe ein größeres blaues Auge gehabt. Durch das lang anhaltend schöne Wetter im Sommer haben Gastronomie und Tourismus einiges aufholen können.

Automobilbranche

Die Autohäuser habe der Lockdown enorm getroffen, berichtete Michael Berger. Der Wegfall des Verkaufsgeschäfts im Frühjahr, der umsatzstärksten Zeit des Jahres sei nicht ganz so glücklich. Dieses Loch könne man nicht mehr auffüllen, sagte Berger.

Auch sei das Geschäft mit Kunden aus Frankreich noch lange nicht auf dem Niveau wie vor der Grenzschließung, berichtete er. Eine Einschätzung die auch andere Einzelhändler teilen.

Adventsaktion

Aktuell arbeite der Gewerbeverein eine Adventsaktion aus, berichtete Peter Kirsch und verspricht eine kleine , aber schöne Aktion, die coronoakonform stattfinden könne.

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