Müllheim Stadt will ordentlichen Bahnhof

Weiler Zeitung
Das Müllheimer Bahnhofsgebäude muss bekanntlich dem dritten und vierten Gleis weichen.Foto: Alexander Anlicker Foto: Weiler Zeitung

Rheintalbahn: Entwurf des Bahnhofsgebäudes überzeugt nicht / Wunsch nach beheiztem Wartebereich

Als Überdachung mit eingeschobenen Doppelgaragen bezeichnete CDU-Fraktionssprecher Jürgen Nafz die Pläne der Bahn für das künftige Müllheimer Bahnhofsgebäude. Aus Sicht der Müllheimer Gemeinderäte ist bei der Gestaltung des Bahnhofs noch Luft nach oben, wie bei der Vorstellung der Pläne durch die Bahn deutlich wurde.

Von Alexander Anlicker

Müllheim. Der Ausbau der Rheintalbahn stand im Mittelpunkt der jüngsten Sitzung des Müllheimer Gemeinderats. In einem Tagesordnungspunkt gaben die Bahnvertreter einen Sachstandsbericht über den Planungs- und Ausführungsstand im Planfeststellungsabschnitt 9.0, stellten den Entwurf für den künftigen Bahnhof vor und informierten über die Lärmschutzwände sowie die geplante Dialogveranstaltung am 25. und 26. September im Müllheimer Bürgerhaus.

Ein weiterer Tagesordnungspunkt befasste sich mit der Stellungnahme der Stadt für das Planfeststellungsverfahren im Abschnitt 8.4 sowie dem Beitritt zur Bürgerinitiative MUT (Menschen- und Umweltfreundliche DB-Trasse) Markgräflerland.

Müllheims Bürgermeister Martin Löffler erinnerte zu Beginn daran, dass die Bahn – nach der erfolglosen Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss – Baurecht habe.

Laufende Baumaßnahmen

Stefan Lauber, Projektleiter für den Planfeststellungsabschnitt 9.0 zwischen der Hügelheimer Runs im Norden und der Gemarkungsgrenze zwischen Auggen und Schliengen im Süden, informierte über den aktuellen Stand der Bauarbeiten. Der Bereich sei in zwei Bauabschnitte unterteilt, der erste Abschnitt umfasst überwiegend die Gemarkung Auggen sowie die zehn großen Ingenieurbauwerke, davon seien sechs bereits im Bau. Fertiggestellt sei die Brücke Fischerpfad südlich von Auggen sowie die Fledermausbrücke zwischen Müllheim und Hügelheim. Dort seien nur noch landschaftspflegerische Begleitmaßnahmen erforderlich.

Bis Anfang 2021 soll auch der neue Durchlass der Hügelheimer Runs unter dem Bahngleis fertiggestellt sein. Weit fortgeschritten ist auch der Neubau der Eisenbahnüberführung Zienkener Weg, nach deren Fertigstellung soll die bestehende Brücke über die Bahngleise abgerissen werden. Bis Februar 2021 soll auch die Brücke Kleinfeldele auf Gemarkung Auggen fertiggestellt werden.

Der zweite Bauabschnitt umfasst den Neubau der Brücke der Bundesstraße B 378 (Autobahnzubringer) über die Bahn, die Kreisstraße nach Neuenburg sowie die neue Zufahrt zum Müllheimer Bahnhof mit den Parkplätzen auf der Westseite, das künftige Bahnhofsgebäude sowie die neue Trasse, die auf der Ostseite an Stelle des bestehenden Bahnhofsgebäudes verläuft.

Christoph Klenert, Beauftragter für Außenbeziehungen im Großprojekt Karlsruhe-Basel der DB Netz, erläuterte die Entwürfe für den künftigen Bahnhof mit Bahnhofsgebäude und Bahnhofsumfeld.

Bahnhof

„Wir wollen schon etwas erreichen, was die Müllheimer anschauen wollen“, sagte Klenert mit Blick auf das Bahnhofsgebäude. In der Abwägung sei entschieden worden, dass die neuen Gleise auf der Ostseite verlegt werden sollen, erläuterte er. Als Ersatz habe die Bahn ein „großes Bahnhofsdach“ geplant. Darunter sollen sich ein Wartebereich, ein Kiosk, ein kleiner Shop für Reisebedarf sowie ein Bahnschalter befinden, berichtete Klenert.

Beim Thema Lärmschutz verwies der Bahnvertreter darauf, dass der optimierte Schallschutz über das gesetzliche Maß hinausgehe. Geplant seien drei Schallschutzwände auf einer Länger von 3,6 Kilometern, die im Bahnhofsbereich bis zu 6,50 Meter hoch werden.

Klenert lud die Bürger zur Dialogveranstaltung am 25. und 26. September ein, wo sie die Möglichkeit haben ihre Ideen und Wünsche zur Gestaltung des Bahnhofs und der Lärmschutzwände vorzubringen.

Die Gemeinderäte

Stadtrat Michael Nutsch (Freie Wähler) bedauerte in seinem Statement, dass trotz der vielen Mittel, welche die Stadt investiert habe, keine intelligentere Lösung komme. „Wir sollten schauen, dass wir einen ordentlichen Bahnhof bekommen“, gab Bürgermeister Löffler die Zielrichtung vor.

„Ich will jetzt nicht, dass der neue Bahnhof grün gestrichen wird“, meinte CDU-Fraktionssprecher Jürgen Nafz. Zugleich fand er die Bezeichnung Gebäude für den Entwurf übertrieben und bezeichnete ihn als „Überdachung mit eingeschobenen Doppelgaragen“. „Den unbeheizten Wartebereich finde ich nicht in Ordnung“, sagte Nafz. Es würden 1,6 Millionen Euro für eine Fledermausüberführung ausgegeben, „das sollte uns der Mensch auch wert sein“, betonte er. Dies sei der Standard, der vom Bund so vorgegeben werde, hielt Klenert entgegen und ergänzte, dass der Wartebereich beim Bahnhofsgebäude eher dem Busverkehr zuzuordnen sei.

Michael Herbstritt (CDU) mahnte einen weiteren beheizten Wartebereich auf den Bahnsteigen an. Wartebereiche gebe es auch auf den Bahnsteigen, erläuterte Klenert, allerdings unbeheizt, weil diese sonst zur Übernachtung genutzt werden.

Gemeidnerätin Dora Pfeifer-Suger (Grüne) vermisste im Entwurf den Platz für ein Café und erinnerte daran, dass sowohl der bestehende Buchladen und auch die Bäckerei Interesse gezeigt hätten im neuen Bahnhof einzuziehen.

Abschnitt 8.4

Ein weiterer Tagesordnungspunkt war die Stellungnahme zum Planfeststellungsverfahren im Abschnitt 8.4, der den Ortsteil Hügelheim betrifft (wir berichteten). Baudezernentin Franka Häußler fasste die wichtigsten Punkte der Stellungnahme, einschließlich der eingearbeiteten Anregungen aus dem Hügelheimer Ortschaftsrat zusammen.

Diese wurde vom Gemeinderat einstimmig gebilligt und die Verwaltung damit beauftragt noch einige Änderungen vorzunehmen. Unter anderem geht es darum, dass die Bahn plant, die leiseren Personenzüge in der Tieflage unter den lauten Güterzügen hindurchzuführen. Die Bahn begründet dies mit der maximalen Steigung von sechs Promille. Bei der Unterfahrung der Dreisam bei Freiburg rechnet die Bahn allerdings mit einer Steigung von elf Promille. „Wenn das in Freiburg geht, dann geht das auch bei Hügelheim“, betonte Ortsvorsteher Martin Bürgelin.

Beitritt zur MUT

Mehrheitlich beschloss der Gemeinderat den Beitritt zur Bürgerinitiative MUT, dagegen stimmten die grünen Gemeinderäte Gabriele Seehaus, Dora Pfeifer-Suger, Benjamin Suger und Martin Richter. Ihr Fraktionskollege Jörg Pflieger enthielt sich.

Man habe es der MUT zu verdanken, dass der Knoten von Seefelden nach Hügelheim verschoben worden sei, meinte Fraktionssprecher Martin Richter. Dem hielt SPD-Stadträtin Myriam Egel entgegen, dass es die Stadt Müllheim war, die der MUT nicht beitreten wollte.

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