Musikverein Binzen Jugendorchester ist zusammengewachsen

Jennifer Ningel
Das Jugendorchester tritt am Sonntag zum letzten Mal zusammen auf. Foto: zVg

Seit Jahrzehnten dirigiert Andreas Kalchschmidt immer wieder das Binzener Jugendorchester. Nun ist der Vorstand des Musikvereins unter seinem Vorsitz zu dem Entschluss gekommen, die bestehende Formation aufzulösen – nicht zum ersten Mal.

Die aktuelle Formation des Jugendorchesters des Musikvereins Binzen löst sich auf. Zum Abschluss spielen die Musiker unter ihrem Dirigenten Andreas Kalchschmidt noch ein letztes Konzert am Sonntag, 22. Oktober, 15 Uhr, in der Gemeindehalle in Binzen. Wie es zu dem Entschluss kam, die jetzige Formation aufzulösen, und was er dabei empfindet, erzählt Kalchschmidt im Gespräch.

Es ist das letzte Konzert dieser Formation des Jugendorchesters. Welche Gefühle weckt das bei Ihnen als langjähriger Dirigent?

Ich habe gemischte Gefühle. Zum einen ist es schade, die bestehende Formation aufzulösen. Zum anderen freue ich mich aber auch auf das Konzert. Das Thema ist „Filmmusik“ und es wird die Highlights aus der Filmmusik der vergangenen 50 Jahre bieten. Besonders ist es auch dahingehend, dass die meisten Stücke von den jungen Musikern selbst ausgesucht wurden. Normalerweise macht das der Dirigent. Dieses Mal habe ich die Wünsche einfach so übernommen.

Wieso wird die bestehende Formation des Jugendorchesters aufgelöst?

Wir haben 20 Kinder in drei Jahren Corona-Pandemie „verloren“. Damit haben wir nicht mehr die Stärke für das hohe Niveau, dass das Orchester hat. Auch soll mit dieser Entscheidung die Doppelbelastung der Musiker entschärft werden. Nur fünf der 32 Mitglieder des Jugendorchesters spielen nicht im Aktivorchester mit. Jetzt gibt es also einen Neustart mit den Musikern aus der Bläserklasse. Würden wir diesen nicht machen, wäre die Leistungsspanne zu groß. Einige wären unterfordert, andere überfordert.

Wie lief der Entscheidungsprozess ab?

Die Entscheidung, die Formation aufzulösen ist über die vergangen anderthalb Jahre gefallen. 2022 haben wir mit dem Muttertagskonzert einen Neustart mit der Formation gehabt. Vor Corona hatten wir dabei 44 Musiker im Jugendorchester, beim Neustart nur rund 30. Das Konzert an sich war ein großer Erfolg, und wir haben dann über Werbung und Kooperationen mit anderen Musikvereinen versucht, neue Musiker zu finden. Nur zwei oder drei sind tatsächlich geblieben. So sind wir zwar jetzt spielfähig, aber nicht so, wie wir es wollen. Wir haben zum Beispiel nur zwei statt fünf Trompeter. Dieses Jahr haben wir die Auflösung also erneut auf den Prüfstand gestellt und sind zu dem Schluss gekommen, einen Schnitt zu machen. Das ist aber nicht das erste Mal, dass wir so eine Entscheidung getroffen haben. In den vergangenen 25 Jahren haben wir dies zwei- oder dreimal getan. Dann wurden die Musiker in das Aktivorchester übernommen. Jetzt ist es halt etwas beschleunigt.

Seit Jahren dirigieren Sie die jungen Musiker. Wie kam es dazu?

Ich bin eigentlich kein Dirigent. Seit 1995 bin ich Vorsitzender des Musikvereins und damals haben mein Stellvertreter und ich überlegt, wie wir das mit den neuen Musikern machen wollen. Wir haben die Jugendarbeit vorangetrieben und ich war dann erstmal pro forma Dirigent. Die Dirigentenrolle für das Jugendorchester habe ich dann an den Dirigenten des Aktivorchesters übergeben. Als die beiden früheren Dirigenten dann gegangen sind, habe ich diese Rolle immer wieder übernommen. Unser jetziger Dirigent Stephan Jourdan ist Berufsmusiker und kann das Jugendorchester deswegen nicht dirigieren. Also mache ich das, obwohl es neben meinen anderen Verpflichtungen zeitlich schwierig ist.

Was begeistert Sie am meisten an der Arbeit mit den jungen Musikern?

Was ich toll finde, ist der Zusammenhalt unter den Musikern, wie immer alle mitgenommen werden und wie die jüngeren von allen Altersklassen aufgenommen werden. Das bestehende Jugendorchester, das nicht nur Kinder und Jugendliche umfasst, ist richtig zusammengewachsen. Das ist nicht überall so. Da können wir schon stolz drauf sein. Mir gefällt auch die tolle Erfahrung und die Arbeit mit den Leuten. Die allgemeine Ansicht, dass Jugendliche nicht mitmachen wollen, kann ich nicht bestätigen. Wenn man sie fordert, dann entstehen tolle Sachen. Auch die vielen tollen Konzerte finde ich toll. Besonders die Jahreskonzerte sind ein Highlight.

Zur Person

Andreas Kalchschmidt
ist 58 Jahre, Familienvater und Inhaber der Kupferschmiede Kalchschmidt in Binzen.

Seit 1974
ist er Mitglied des Musikvereins Binzen. Den Vorsitz des Musikvereins hat er 1995 übernommen. Davor war er unter anderem Jugend- und Notenwart.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading