Nach Netto-Schließung Lebensmittel-Laden gesucht

Gerald Nill
Der Schopfheimer Bauausschuss setzt sein Zeichen und votiert gegen die Aufgabe eines Lebensmittel-Sortiments in der Schopfheimer Innenstadt. Foto: Anja Bertsch

Der Bauausschuss votiert mit deutlicher Mehrheit gegen einen Waren-Discounter als Nachfolger von Netto in der Scheffelstraße. Verhindern lässt sich das Projekt aber wohl nicht.

Der Bauausschuss votiert mit deutlicher Mehrheit gegen einen Waren-Discounter als Nachfolger von Netto in der Scheffelstraße. Verhindern lässt sich das Projekt aber wohl nicht.

Der Netto-Markt in der Innenstadt schließt Mitte des Jahres und der Eigentümer möchte nun einem Anbieter von Non-Food-Artikeln an der Scheffelstraße 6 die Tore öffnen. Der Bauausschuss setzte aber ein klares Zeichen und votierte mit deutlicher Mehrheit gegen die Umwidmung der Fläche – auch wenn die Ansiedlung eines Waren-Discounters letztlich wohl nicht verhindert werden kann.

“Sehr bedauerlich, dass Netto schließt“

Technischer Beigeordneter Thomas Schmitz schlug bereits in seiner Einleitung des brisanten Themas den Ton an, der den Nerv traf: Es sei „für uns und für die Bürger der Innenstadt sehr bedauerlich, dass Netto schließt“. Der Hauseigentümer hätte gerne wieder einen Lebensmittel-Anbieter gehabt und seine Fühler ausgestreckt, berichtete Schmitz. Die Fläche sei aber für heutige Ansprüche zu klein oder das Angebot passe einfach nicht, so hätten die Absagen gelautet.

Erfolglose Suche nach Nachmieter

Ein Dreivierteljahr nach erfolgloser Suche für einen Nachmieter habe der Eigentümer nun einen Non-Food-Anbieter gefunden und präsentiert. Mittels einer Bauvoranfrage wolle er nun die Meinung der Stadt Schopfheim einholen. Schmitz befand, ein Leerstand sei „weder dem Eigentümer noch uns zuzumuten“, auch wenn dadurch letztlich das Angebot an fußläufig erreichbaren Lebensmitteln sinke und die Konkurrenz für den angestammten Einzelhandel eher wachse.

Für die Verwaltung stellte Jochen Sutter, Bauamt, klar: „Es handelt sich um keine bauliche Veränderung. Die Verkaufsfläche in der Scheffelstraße 6 bleibt mit 850 Quadratmetern gleich.“ Das Objekt liege im „Kerngebiet“ von Schopfheim und von daher sei das angegebene Sortiment von Hausrat bis Textil, von Heimwerkerbedarf bis Spielzeug zulässig.

Kuri fordert Innenstadt-Konzept

„Unserer Auffassung nach ist die Ansiedlung genehmigungsfrei“, schloss Sutter und nahm der anschließenden Diskussion etwas Wind aus den Segeln. Für die CDU meinte denn auch Bau-Experte Thomas Kuri, dass aus baurechtlicher Sicht nichts gegen den Antrag spreche. Er regte aber angesichts mangelnder Interessenten für die City-Lage an, die Stadt müsse nun ein „Innenstadt-Konzept“ erstellen. Es müsse definiert werden: „Welche Gewerbe wollen wir hier haben, um Attraktivität zu haben?“

Innenstadtnahe Einkaufsmöglichkeit fehlt

Langenaus Ortsvorsteher Walter Würger berichtete, er sei „von vielen Bürgern auf die bevorstehende Netto-Schließung angesprochen worden“. Die Schließung sei ein Verlust, denn viele Innenstadt-Bewohner kämen mit Rollator oder Kinderwagen zum Einkaufen. Felix Straub schloss für die Grünen an, dass die Einkaufswege nun zu Aldi und Hieber führten und regte einen Zebrastreifen an. Für die SPD stieß Thomas Gsell ins selbe Horn. Wenn die Lebensmittelläden aus der City verschwänden, seien alle gezwungen, weitere Wege zu laufen. Er erinnerte daran, dass überall in den Randlagen immer größere Supermärkte entstehen. Er malte das Schreckgespenst, dass es irgendwann nur noch Tattoo-Läden, Optiker und Friseure in der Innenstadt gebe.

Thomas Schmitz widersprach, da habe die Stadt schließlich auch noch mitzureden: „Wir wollen qualitätvolle Nutzung und Aufenthaltsqualität.“

Auch Jürgen Fremd, Grüne, folgte ausdrücklich der Anregung Kuris, ein City-Konzept zu erstellen. Schmitz pflichtete schließlich bei: „Ja, in dem Bereich müssen wir stärker aktiv werden.“

Keine Handhabe gegen Waren-Discounter

Bei der anschließenden Abstimmung ließ der Ausschuss eine kleine Bombe platzen, indem er den Antrag auf Umwidmung des Sortiments mit großer Mehrheit ablehnte. Schmitz rieb sich die Augen: Nur eine Stimme dafür, aber drei Enthaltungen und drei Gegenstimmen sind letztlich ein deutliches Zeichen, auch wenn die Pläne in der Scheffelstraße dadurch letztlich kaum verhindert werden.

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