^ Nachruf: Das Operieren war sein Lebenselixier - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Nachruf Das Operieren war sein Lebenselixier

Werner Müller
Günter Zabel war lange Jahre auch in Afrika engagiert. Foto: zVg/Privat

Ein begnadeter Chirurg und ein bescheidener Mensch: Zum Tod von Ehrenbürger Günter Zabel.

Große Trauer in der Markgrafenstadt: Ihr Ehrenbürger Günter Zabel ist tot. Der begnadete Hand- und Plastische Chirurg und langjährige Chefarzt des Kreiskrankenhauses Schopfheim ist am 30. Dezember im Alter von 80 Jahren nach längerer Krankheit gestorben.

Chirurg mit Leib und Seele

Günter Zabel war Chirurg mit Haut und Haaren. Schon als Schüler half er ihn den Ferien im örtlichen Krankenhaus aus und war überglücklich, wenn er dabei auch einmal einen kurzen Blick in den OP-Saal erhaschen konnte.

Und auch als er 2009 seinen Chefarzt-Kittel nach 28-jähriger, höchst erfolgreicher Tätigkeit am Kreiskrankenhaus Schopfheim an den Nagel hängte, frönte er seiner chirurgischen Leidenschaft im Ruhestand unermüdlich weiter: Noch elf Jahre lang, bis 2020, operierte Zabel in der Kinderabteilung am Elisabethen Krankenhaus – als „Aushilfe“, wie er einmal in typischer Bescheidenheit sagte. Er operierte, wo immer es ging und so lange seine Augen und seine Hände noch mitspielten.

Günter Zabel erblickte am 4. Mai 1943 in Radolfzell das Licht der Welt. Nach Abitur und Studium der Medizin in Essen arbeitete er in den 70er-Jahren als Facharzt für Chirurgie, ehe er 1981 auf Betreiben von Bürgermeister Klaus Fleck am damals noch städtischen Krankenhaus Schopfheim die Leitung der neuen Abteilung für Hand- und Plastische Chirurgie übernahm – und aus dieser eine Paradeabteilung formte, die schon bald einen ausgezeichneten Ruf auch weit jenseits der Stadtgrenzen genoss. Patienten von überall her pilgerten nach Schopfheim, um sich, wie es seinerzeit hieß, „vom Zabel“ operieren zu lassen.

Engagement für Ärmere

Für seine Patienten war der Handchirurg von frühmorgens bis spätabends auf den Beinen. Doch das war ihm nicht genug. Auch außerhalb seiner Dienstzeiten im Krankenhaus konnte Günter Zabel das Skalpell nicht einfach aus der Hand legen. Mehr als 30 Jahre lang opferte er einen (Groß)Teil seines Urlaubs, um Menschen in den armen Ländern dieser Welt mit seiner chirurgischen Kunst zu helfen.

Im Auftrag von Interplast Germany und gemeinsam mit seiner Frau Marianne, einer ausgebildeten OP-Schwester, operierte Zabel in Asien, Afrika und Südamerika teilweise unter schwierigsten äußeren Bedingungen Kinder und Erwachsene, die unter Brandnarben und Gaumenspalten, Geschwüren und Kriegsverletzungen litten – und verbesserte damit auch ihre Chance auf ein eigenständiges, würdevolles Leben.

Diese OP-Einsätze waren Günter Zabel und seiner Ehefrau Marianne, die dafür einst auch die Interplast-Sektion Schopfheim gegründet hatten und 25 Jahre lang leiteten, über Jahrzehnte hinweg ein „Herzensanliegen“.

Kommunalpolitisch aktiv

Und als ob das alles nicht genug wäre: Zwischen OP-Tisch und Familienleben – die Zabels haben zwei mittlerweile erwachsene Kinder – gab es sogar noch ein kleines bisschen Platz für die Kommunalpolitik. Günter Zabel war für die CDU 25 Jahre lang als Kreisrat aktiv und warf nicht zuletzt bei den unzähligen Debatten über die Klinikstrukturen im Landkreis sein Fachwissen in die Waagschale.

Solch beispielloser Einsatz auf vielen Ebenen bleibt auf Dauer nicht unbemerkt. Aus diesem Grund konnte selbst Günter Zabel, der persönlich nur sehr ungern im Mittelpunkt stand und um sein Wirken wirklich kein großes Aufhebens machte, nicht vermeiden, unfreiwillig doch im Rampenlicht zu stehen. So bekam er 2003 ob seiner OP-Einsätze in aller Welt das Bundesverdienstkreuz verliehen. Interplast Germany ernannte ihn gemeinsam mit seiner Frau Marianne zum Ehrenmitglied. Die Ärztekammer zeichnete ihn mit der Albert-Fraenkel-Medaille aus. Und die Stadt Schopfheim ernannte ihn zum Ehrenbürger.

Orden hin, Ehren her: Das Operieren allein war das A und O für Günter Zabel, es war sein Lebenselixier. Dass er vor drei Jahren altershalber damit aufhören musste, schmerzte ihn um so mehr – und traf seinen Lebensnerv. Gesundheitlich angeschlagen, lebte er die vergangenen drei Jahre noch zurückgezogener als zuvor. Zum Schluss schloss sich für Günter Zabel der Kreis: Verbrachte er die letzten zwei Wochen seines Lebens nach den Worten seiner Frau Marianne doch „in seinem Haus“ – im Kreiskrankenhaus Schopfheim nämlich, wo er im Beisein seiner Familie friedlich einschlafen konnte.

Eine öffentliche Trauerfeier für den Ehrenbürger der Stadt wird es übrigens nicht geben – darauf hat Günter Zabel noch zu Lebzeiten bestanden. Er mochte keine großen Reden – er operierte lieber im Stillen.

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