Neuenburg am Rhein Das Thema Innenstadt „neu“ denken

Alexander Anlicker
Daniela Saurer Foto: zVg/Frank Thelen Fotografie

Interview: Die Neuenburger Bürger wählen am Sonntag, 19. März, einen neuen Bürgermeister. Wir haben alle drei Kandidaten zu Themen befragt, welche die Bürger beschäftigen.

Als zweite Kandidatin hat Daniela Saurer die Fragen unserer Zeitung beantwortet.

Die Sanierung der Schlüsselstraße ist so gut wie abgeschlossen. Wie wollen Sie für die Zukunft attraktive Geschäfte entlang von Schlüssel- und Müllheimer Straße ansiedeln?

Bei der Ansiedlung von Geschäften im Stadtzentrum von Neuenburg am Rhein muss mittel- bis langfristig gedacht werden. Viele Objekte gehören privaten Eigentümern, die ihre eigene Vorstellung von deren Entwicklung haben. Die Stadt hat in dem Bebauungsplan „Ortsmitte II“ geregelt, dass zum Beispiel bei Vermietungen für die Nutzung die Zustimmung der Stadt benötigt wird. Über dieses Instrument kann die Stadt Einfluss nehmen, welche Geschäfte angesiedelt werden beziehungsweise welche nicht. Dieses sollte immer in enger Abstimmung mit den Eigentümern erfolgen. Im Einzelfall ist zu prüfen, ob die Stadt die Gebäude erwirbt und diese selbst entwickelt. Generell ist das Thema Innenstadt meiner Auffassung nach „neu“ zu denken. Dieses bedeutet, anderweitige Nutzungen zu prüfen, welche Kaufkraft und Wirtschaftlichkeit bringen.

Die Landesgartenschau ist vorbei. Wie soll es mit dem Gelände hinsichtlich Unterhalt und Veranstaltungen weitergehen? Soll das Nepomukfest tatsächlich von der Innenstadt an den Rhein ziehen?

Durch die Landesgartenschau 2022 sind schöne Anlagen am Rhein entstanden, die nicht nur von der eigenen Bevölkerung, sondern auch für die Weiterentwicklung des Tourismus- und Eventmanagement genutzt werden sollten. Durch den erleichterten Weg aus der Stadtmitte zum Rhein können in den Rheingärten stattfindende Veranstaltungen besser angebunden und von Besuchern zu Fuß beziehungsweise mit dem Fahrrad leicht erreicht werden. Da ist auch bezüglich des Nepomukfestes einiges möglich. Ich würde da aber nichts überstürzen und das Fest zumindest die nächsten Jahre in der Stadtmitte lassen. Das muss gut überlegt und mit den betroffenen Vereinen besprochen sein.

Im Gemeinderat ist die mögliche Ansiedlung eines Logistikers an der Hans-Buck-Straße umstritten. Wie soll sich die Stadt in Sachen Industrie- und Gewerbeansiedlung künftig positionieren?

Im Industrie- und Gewerbegebiet in Neuenburg am Rhein ist in jüngster Zeit viel Unruhe entstanden mit der Ansiedlung von Logistikunternehmen, die mit einem erheblichen Verkehrsaufkommen bereits langjährig bestehende florierende Dienstleistungsbetriebe mit guter Steuerkraft tangieren. Hier muss zwischen Neuansiedlungen und dem Schutz der bestehenden Betriebe abgewogen werden. Es darf keine Industrie geplant werden, die mit einer negativ beeinflussenden Nutzung (Emission/Immission) in Konflikt stehen. Ebenso darf in die Natur nur so gering wie möglich eingegriffen werden. Selbstverständlich benötigt die Stadt Gewerbeeinnahmen. Es sollte geachtet werden, dass bei der Ansiedlung auch Unternehmen angeworben werden, die umweltfreundlich sind und qualifizierte Ausbildungs- und Arbeitsplätze anbieten, nicht nur für unsere eigene Bevölkerung, sondern auch für qualifizierte Zuwanderer.

Am nördlichen Ortsrand von Neuenburg soll das 22,5 Hektar große Baugebiet „Mittlere Riese“ entstehen, auch um den Freiburger Wohnraumbedarf zu decken. Braucht Neuenburg so ein großes Baugebiet, auch mit Blick auf eine notwendig werdende Erweiterung von Kindertagesstätten und Schulen?

Es wurde in den letzten Jahren viel gebaut in Neuenburg am Rhein, die Stadt hat umfangreiche Bauvorhaben hinter sich. Bei der zukünftigen Bauentwicklungsplanung, beispielsweise bei der „Mittleren Riese“, sollte auf eine Entwicklung mit Augenmaß geachtet werden, sodass die Infrastruktur mitwachsen kann und die Stadt nicht ihren Charakter verliert.