Neuenburg am Rhein Versicherung gegen Hochwasser

ov
Die diesjährige Fridolinkerze haben Michael Rudolf (von links) und Sabine Linde-Rudolf gestiftet. Die Kerze wurden von Dekan Peter Berg geweiht. Foto: zVg/Stadtarchiv Neuenburg

Die Neuenburger Fridolinskerze wurde von Michael Rudolf und Sabine Linde-Rudolf gestiftet und ins Säckinger Fridolinmünster gebracht.

Im Jahr 1627 schlossen Bürgermeister und Rat von Neuenburg eine Art „Hochwasserversicherung“ ab: „zue abwenthung des Rhein=Fluss“ – also zur Abwendung von Rheinhochwasser – erhoben die Stadtväter den heiligen Fridolin zu ihrem Stadtpatron und gelobten, ihm zu seinem Festtag am 6. März jedes Jahr eine zehn Pfund schwere Kerze zu stiften und diese nach Bad Säckingen zu bringen, wo der Heilige im sechsten Jahrhundert ein Kloster errichtet hatte und, wo seine Gebeine aufbewahrt werden.

Leider ist der Beschluss, mit dem Bürgermeister und Rat den heiligen Fridolin 1627 zum Stadtpatron erhoben, nicht erhalten. Die Neuenburger wissen nur deshalb davon, weil der Neuenburger Stadtpfarrer Johann Jacob Christen der Jüngere 80 Jahre später begann, sich einen Überblick über den Festkalender seiner neu übernommenen Kirche in Neuenburg zu verschaffen. Zu diesem Zweck legte er auf Basis von älteren Aufzeichnungen seiner Vorgänger ein sogenanntes Jahrzeitbuch an. Darin beschrieb er beliebte Heiligenfeste im Jahreskreis, die in der Stadt gefeiert wurden, darunter auch den Festtag des heiligen Fridolin.

Nach den Aufzeichnungen von Stadtpfarrer Christen war Fridolin in Neuenburg schon seit dem Mittelalter besonders verehrt worden. Zum Festtag des Heiligen fand jedes Jahr eine Prozession statt, die an allen größeren Kirchen in Neuenburg vorbeiführte.

Schon zu Pfarrer Christens Zeiten mussten die Stadtväter allerdings an ihr Gelübde gegenüber dem heiligen Fridolin erinnert werden, weil es in den Wirren des Spanischen Erbfolgekriegs in Vergessenheit zu geraten drohte. Zwar hätten sich im Jahr 1708 anstelle der Stadtväter Menschen aus dem Volk gefunden, die Geld für die Fridolinskerze gespendet hätten, doch sei die Stadt dadurch nicht von ihrem Gelübde gegenüber dem Heiligen entbunden, wie der Stadtpfarrer tadelnd bemerkte.

Im Jahr 1994 wurde der über die Jahrhunderte in Vergessenheit geratene Brauch von dem damaligen Ratsschreiber Winfried Studer wiederentdeckt. Seither hat Studer in jedem Jahr Kerzenstifter aus der Neuenburger Bürgerschaft gewinnen können. Die diesjährige Fridolinskerze haben Michael Rudolf und Sabine Linde-Rudolf gestiftet. Sie wurde am 2. März von den beiden Stiftern nach Bad Säckingen gebracht, vom Dekan des dortigen Münsters Peter Berg in einer Andacht geweiht und am Schrein des heiligen Fridolin aufgestellt.

  • Bewertung
    0

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading