^ Neuenburg am Rhein: Wenn das Einsatzfahrzeug in der Scheune steht - Nachrichten - Verlagshaus Jaumann

Neuenburg am Rhein Wenn das Einsatzfahrzeug in der Scheune steht

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Dass das DLRG-Einsatzfahrzeug in einer Scheune untergestellt ist, überraschte den CDU-Landtagsabgeordneten Patrick Rapp (r.) bei seinem Besuch bei der DLRG-Ortsgruppe Müllheim-Neuenburg. Mit dabei waren auch die DLRG-Bezirksvorsitzende und SPD-Landtagsabgeordnete Gabi Rolland (v. li.), Neuenburgs Bürgermeister Jens Fondy-Langela und der Ortsgruppenvorsitzende Alexander Schropp. Foto: Jutta Schütz

Der CDU-Landtagsabgeordnete Patrick Rapp informiert sich bei der DLRG-Ortsgruppe Müllheim-Neuenburg über den Wasserrettungsdienst und die Unterbringung des Einsatzfahrzeugs. Die Wasserretter finanzieren ihre Ausrüstung selbst.

Wenn ein Einsatzfahrzeug in einer alten Scheune und ein weiteres Fahrzeug behelfsmäßig daneben parken muss, weil es kein entsprechend modernes Gerätehaus gibt, dann verschlägt dies auch einem Landtagsabgeordneten, in dem Fall Patrick Rapp (CDU), mal kurz die Sprache. Rapp war zur Besuch bei der Ortsgruppe Müllheim-Neuenburg der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Dabei kam auch der gewünschte Neubau einer Wasserrettungswache zur Sprache.

Mit vor Ort waren die Vorsitzende des DLRG-Bezirks Breisgau und Landtagsabgeordnete der SPD, Gabi Rolland, Neuenburgs Bürgermeister Jens Fondy-Langela, Sebastian Grozinger als Einsatzleiter der Ortsgruppe, Felix Strobel, Präsident des DLRG-Landesverbands, Mirko Bahr, Einsatzleiter des DLRG-Bezirks Breisgau und der stellvertretende Kreisbrandmeister und Gesamtkommandant der Feuerwehr Neuenburg, Andreas Grozinger.

Rapp schaute ungläubig, als ihn Aktive der DLRG-Ortsgruppe in der Dekan-Martin-Straße  1, dem Standort ihres Einsatzfahrzeugs, empfingen. Die von der Stadt Neuenburg 2015 zur Verfügung gestellte alte Scheune ist als Fahrzeug-Unterstand besser als nichts, war aber eigentlich nur als Notlösung gedacht gewesen. Der „Schopf“ und das angrenzende Wohnhaus sollen nun aber abgerissen werden. Deshalb ist die Ortsgruppe auf Grundstückssuche in Müllheim oder Neuenburg, denn nur durch einen Neubau kann man adäquate Räumlichkeiten für die Aktiven und die Einsatzfahrzeuge schaffen. Wenn das künftige Grundstück möglichst nahe der häufigsten Einsatzgebiete liege, sei dies vorteilhaft, hieß es. Auch sonst sei die räumliche Situation mit Vereinsräumen und Lagermöglichkeiten „sehr überschaubar“, sprich modernen Anforderungen nicht mehr entsprechend, gaben die Aktiven an Rapp weiter.

Bürgermeister sichert Unterstützung zu

Jens Fondy-Langela sicherte ebenfalls seine vollste Unterstützung für die Grundstückssuche zu und verwies darauf, „dass die französischen Kollegen ein großes Interesse an einer dem Rhein nahen DLRG-Gruppe haben“, denn deren nächste Wasserretter säßen in Mulhouse, informierte er. „Für den Neubau gibt es Fördermöglichkeiten, für den Kauf eines Grundstücks aber nicht und bei den hohen Grundstückspreisen bei uns, wissen wir nicht, wie man den Kauf finanzieren soll“, erklärte Gabi Rolland. Man sei hier eine starke DLRG-Gruppe, die besondere Aufgaben wahrnehme.

Jeder Aktive stecke überdies viel privates Geld in die Ausrüstung und viel Zeit in die Ausbildung, erklärten Schropp und Felix Strobel. Sie verwiesen auf eine als Strömungsretter ausgerüstete Puppe, bei der an Anzug, Schuhen, Helm und Rettungsweste jeweils Preisschilder hingen, sodass Rapp einen Eindruck von den einzelnen Kosten, die bisher privat mit bis zu 1300 Euro finanziert werden, bekam. Der Wunsch ist, dass sich der Staat an den Ausrüstungskosten beteiligt. Nicht nur im Wasserrettungsdienst ist die Ortsgruppe aktiv, sie bietet auch Schwimmkurse an. Auch da sind die Ehrenamtlichen für die Allgemeinheit im Einsatz, denn „immer weniger Kinder können nach der Grundschule überhaupt noch oder nur einigermaßen sicher schwimmen“, sagte Rolland.

Zehn bis 15 Alarmierungen im Jahr

Rapp war beeindruckt und hakte nach, wie oft die Retter angefordert werden. Mittlerweile seien es über das Jahr verteilt zehn bis 15 Alarmierungen, hatten die Aktiven zusammengezählt. Rapp stellte fest, dass die moderne Gesellschaft und Politik viel in Sachen Wertschätzung verlernt habe und vieles als selbstverständliche Leistung betrachte, was nur mit Ehrenamtlichen funktioniere, vom Sport- oder Musikverein über die Feuerwehren und Bergwacht bis hin zur DLRG.

Rapp sicherte zu, dass er DLRG-Themen wie die Kosten für Ausrüstung, Förderung auch bei Grundstückskauf und auch Tagesbereitschaft „in Ausschüsse und den Landtag bringen möchte“ – dabei könne man sich an den Vorgaben für die Freiwilligen Feuerwehren orientieren, überlegte er. Voraussetzung sei, dass die DLRG mit ihm in engem Kontakt bleibe. Rolland schlug provokativ vor, dass „die Retter der DLRG in voller Montur und mit Ausrüstung sich mal im Foyer des Landtags präsentieren und sich so in Erinnerung bringen“.

Rapp versprach die Wasserretter zu einem parlamentarischen Abend einzuladen, bei dem alle Fraktionen anwesend sind und bei dem man in der Diskussion dann auf die Bedeutung der DLRG aufmerksam machen kann“.

Informationen zur Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft

Lebensretter:
In Deutschland werden pro Jahr circa 1300 Menschen durch die Ehrenamtlichen der DLRG gerettet. Die meisten davon, knapp 90 Prozent, aus Flüssen und Seen. 500 bis 600 Menschen ertrinken pro Jahr in Deutschland, weil sie nicht schwimmen können, ihre eigene Schwimmfähigkeit überschätzen oder Gewässer mit Strömungen und Strudeln unterschätzen.

Sicherheit:
 Baden-Württemberg ist ein Urlaubsland mit vielen Flüssen und Seen. Die DLRG wird deshalb auch für das Sicherheitsgefühl von Touristen, die an Seen und Flüssen urlauben, immer wichtiger. Mit 50 Millionen Euro will Baden-Württemberg den Bevölkerungsschutz und Rettungsdienste fördern. Die Summe wird je zur Hälfte verteilt. Aber nur ein kleiner Teil an die DLRG. So erhält der Landesverband Baden nur 200 000 Euro in diesem Jahr. 

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