Neuenburg Die Sichel ans Scheunentor gehängt

Weiler Zeitung

„Sichlehenki“: Ältestes deutsches Erntedankfest wiederbelebt / Trachtengruppen und -kapellen mit dabei

Das Dutzend ist voll: Seit zwölf Jahren lädt der Heimat- und Dorfpflegeverein zur „Sichlehenki“ oder Sichelhenke ein.

Von Alexander Anlicker

Neuenburg-Steinenstadt. In der Rheinebene markierte früher der Bartholomäustag am 24. August traditionell das Ende der Getreideernte, in Dörfern und auf Bauernhöfen wurde dies mit der Sichelhenke, dem ältesten deutschen Erntedankfest gefeiert, in manchen Orten wurden auch Bartholomäusmärkte abgehalten. Der Name kommt daher, dass die Bauern, Knechte und Mägde ihre Sicheln zum Abschluss der Ernte ans Scheunentor gehängt haben. Der Heimat- und Dorfpflegeverein in Steinenstadt hat vor zwölf Jahren die „Sichlehenki“ wieder ins Leben gerufen.

Höhepunkt war einmal mehr der Brauchtumsumzug durchs Dorf gestern Mittag. Neben zahlreichen Mägden und Knechten mit bäuerlichen Utensilien gab es auch Markgräfler Trachten zu sehen. Mit dabei waren die Trachtengruppen aus Hügelheim und Kandern, der Heimatverein Auggen sowie die Schliengener Landfrauen. Zudem gab es zahlreiche Oldtimer-Traktoren, aber auch Pferdekutschen zu bewundern. Für Musik sorgte die Trachtenkapelle Steinen-stadt.

Hochbetrieb herrschte am Samstag und Sonntag auf dem Kirchplatz sowie im großen Zelt auf der Kirchstraße. Bereits am Samstagabend herrschte gute Laune, wie Karin Waiz, Schriftführerin des Heimat- und Dorfpflegevereins, berichtet. Die Markgräfler Blaskapelle habe für Stimmung gesorgt und es wurde bis in den frühen Morgen gefeiert. Sie und ihre Vorstandskollegen zeigten sich zufrieden und freuten sich über die traditionell warmen Temperaturen: „Wir haben schönes Wetter, es könnte nicht besser sein“, sagt Waiz.

Am Sonntag sorgten die Kapellen „Wilde 13“ aus Zienken sowie am Abend die örtliche Trachtenkapelle für musikalische Unterhaltung. Letztere übernahm gemeinsam mit dem Heimat- und Dorfpflegeverein auch die Bewirtung mit warmen Speisen und kühlen Getränken, während die Ehrenamtlichen der katholischen Bücherei mit Bauernhofeis und Waffeln für den süßen Nachtisch sorgten.

Einblick in frühere Zeiten

Spannend sind immer wieder auch die Stände, die einen Einblick in frühere Zeiten geben. Die Bauernhofküche stand vor dem Gemeindehaus. Hier gab es für einen kleinen Obolus nicht nur „Gschweldi mit Ziger und Anke“ (Pellkartoffeln mit Quark und Butter) oder „Buurebrot mit Guetseli“ (Bauernbrot mit Marmelade). Hier wurde auch noch richtig Hand angelegt und gezeigt, wie Butter geschlagen oder wie Wäsche mit dem Waschbrett geschrubbt wird.

Erstmals mit dabei war die „Ideenschmiede Steinen-stadt“, die vor der Grundschule Kinderschminken angeboten hat. Die Ideenschmiede sind junge kreative Frauen, die sich dem Heimat- und Dorfpflegeverein angeschlossen haben. „Wir sind sechs Mamis. Die Gruppe ist entstanden, als wir für den Kindergarten St. Martin ein Spendenkässle gebaut haben“, berichten Jana Icke und Nicole Haberstroh, während sie Kindern nebenbei Einhörner auf die Wange malen. Die „Ideenschmiede“ trifft sich alle drei Wochen freitags ab 19.30 Uhr im katholischen Gemeinderhaus zum gemeinsamen Basteln und Werken. Am 6. September findet hier auch ein – bereits ausgebuchter Kurs für „Lettern“ (Schönschreiben) statt.

Sie wollen auch selbst noch dazu lernen und alte Handarbeitstechniken erhalten, berichten die beiden kreativen Damen. So hätten sie bereits einige ältere Steinen-städterinnen gefunden, die im nächsten Jahr beispielsweise Häkeln und Stricken an Jüngere weitergeben wollen.

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