Neuenburg Helfende Hand in schwierigen Zeiten

Claudia Bötsch
Der gemeinnützige Verein „SOS werdende Mütter“ mit Sitz in Neuenburg unterstützt und fördert Menschen, die durch Schwangerschaft in eine Notsituation geraten sind. Foto: sba

„SOS werdende Mütter“ unterstützt Schwangere und Familien in Not. Hilfe zur Selbsthilfe.

Neuenburg am Rhein - Hilfe für Schwangere und Familien in Not: Der gemeinnützige Verein „SOS werdende Mütter“ mit Sitz in Neuenburg leistet sowohl materielle als auch menschliche Unterstützung. Das heißt, der Verein hilft nicht nur mit Kleiderspenden aus, sondern unterstützt auch dabei, Lösungen und Wege aus persönlichen Krisen zu finden.

Das Ziel ist immer die „Hilfe zur Selbsthilfe“, macht Birgit Ehrhard im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich. Sie ist im neunten Jahr Vorsitzende des Vereins, der 1995 als Privatinitiative in Neuenburg gegründet wurde. Seit rund 15 Jahren ist Ehrhard bei „SOS werdende Mütter“ engagiert – für sie eine „absolute Herzenssache“, denn: „Kinder sind unser wichtigstes Gut und gleichzeitig schwächstes Glied der Gesellschaft. Sie sollen so sorgenfrei wie möglich aufwachsen“, beschreibt Ehrhard die Motivation für ihr Ehrenamt.

Drei Kleiderstuben

Mittlerweile sind es vor allem Familien mit mehreren Kindern, die in Not geraten sind, und überwiegend Alleinerziehende, die der Verein unterstützt. Das Einzugsgebiet ist relativ groß und reicht von Efringen/Schliengen bis Schallstadt. Der Verein unterhält insgesamt drei Kleiderstuben in Neuenburg, Norsingen und Breisach, die aus Spenden bestückt werden. Aus dem Bericht bei der Jahreshauptversammlung des Vereins wurde deutlich, dass hilfesuchende Familien die Unterstützung zum Teil über einen längeren Zeitraum benötigen. Übereinstimmend berichteten die Kleiderstuben von einer deutlichen Zunahme der Hilfesuchenden mit Migrationshintergrund und Menschen, die Zuflucht in Deutschland suchen. Da der Verein in jeder Hinsicht unabhängig sei, bestehe das Hilfsangebot selbstverständlich für alle Familien mit Unterstützungsbedarf, unabhängig von Herkunft oder religiöser Überzeugung.

Ein „Türöffner“

Die Kleiderstuben fungieren als „Türöffner“, weiß die Vorsitzende aus Erfahrung. „Vielen Leuten fällt es einfacher, auf diesem Weg Hilfe von außen zu suchen, als direkt eine Beratung anzusteuern.“ Im persönlichen Gespräch werde dann oft deutlich, dass es neben der materiellen Not noch an ganz anderer Stelle „brennt“.

Der Verein schenkt den Hilfebedürftigen ein offenes Ohr. „Die Diskretion steht dabei an oberster Stelle“, sichert Ehrhard zu.

Vielfältige Schicksale

Die Ehrenamtlichen sind mit vielfältigen Schicksalen konfrontiert: sei es das 14-jährige schwangere Mädchen oder die Mutter in Not, die sich vom gewalttätigen, alkoholkranken Vater ihrer Kinder trennen will. „Wir unterstützen aber auch kinderreiche Familien, bei denen der Papa vielleicht als Handwerker arbeitet und das Geld einfach nicht reicht. Hier helfen wir mit der Kleiderkammer aus.“

Der Verein reicht eine helfende Hand, wenn Frauen durch eine Schwangerschaft in eine tiefe Krise stürzen. „Im ersten Moment bricht da alles zusammen. Die Frauen fallen in ein schwarzes Loch und sehen allein keinen Ausweg.“ Dies habe sie oft erlebt, berichtet Ehrhard. In solchen Situationen sei es wichtig, für die Frauen „da zu sein und Ruhe zu bewahren“. Der Blick von außen sei elementar, dann lasse sich auch eine Lösung finden, ist Ehrhard überzeugt. „Diese Frauen brauchen eine neutrale Person, die sie an der Hand nimmt und mit ihnen durch die Krise geht.“

Leitgedanke Nächstenliebe

Der Verein habe im vergangenen Jahr erneut bewiesen, „dass mit Mut, Offenheit und Respekt auch schwierige Vereinsbelange konstruktiv bewältigt werden können“, wurde im Jahresbericht deutlich. Vor diesem Hintergrund starte man gestärkt und motiviert ins neue Jahr: Dem Leitgedanken folgend, aus Nächstenliebe Schwangeren, Familien und Alleinerziehenden in Not zu helfen.

Um „lösungsorientiert helfen zu können“, ist der Verein auch vielfältig vernetzt. Darunter fällt die Zusammenarbeit mit karitativen Institutionen, Kommunalverwaltungen, Helferkreisen der Flüchtlingshilfe, der Ehrenamtsbörse der Stadt Müllheim, dem Förderverein Frauen in Not Freiburg sowie mit Stiftungen.

Als ein immer drängenderes Problem erleben die Vereinsmitglieder die Wohnungsnot im Markgräflerland. Für sozial Schwache gebe es fast keine bezahlbaren Wohnungen, so Ehrhard. „Hier können wir allerdings kaum helfen. Da sind uns auch die Hände gebunden.“

Im Rahmen der Jahreshauptversammlung fanden auch Vorstandswahlen statt. Als Vorsitzende wurde Birgit Ehrhard wiedergewählt, Tanja Dilger zur zweiten Vorsitzenden sowie Susanne Breig als Schriftführerin. Das Amt der Beisitzerinnen besetzen weiterhin Brigitte Gutgsell und Silvia Giesin. Kassierer Nicolas Ehrhard sowie die Kassenprüferinnen Kati Dischinger und Heidi Vetter wurden ebenfalls für die kommende Amtsperiode wiedergewählt.

Der Vorstand freut sich über weitere Ehrenamtliche. „Wir wollen den Verein gerne verjüngen“, so Ehrhard. Dies sei jedoch sehr schwierig, beschreibt sie die bisherige Suche nach neuen Mitstreitern.

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