Neuenburg Immer mehr flauschiger Nachwuchs

Dorothee Philipp
Mit dem Ring der Vogelwarte weltweit identifizierbar: ein junger Steinkauz des Jahrgangs 2019 aus dem Markgräflerland. Foto: Dorothee Philipp

Naturschutz: Wieder mehr Steinkäuze im Markgräflerland. Maßnahmen zur Bestandserfassung.

Neuenburg am Rhein - 30 Jahre lang galt der Steinkauz (Athene noctua) im Markgräflerland als ausgestorben. Schließlich konnte in der Nähe von Auggen wieder ein Bruterfolg mit fünf Jungen gemeldet werden. Zwei Jahre später hat sich der Bestand deutlich vergrößert.

21 Jungvögel in fünf Bruten zählte der Biologe Helmut Mett aus Neuenburg, der für die Vogelwarte Radolfzell die Beringungen durchführt. Die letzte Brut mit vier Jungen beringte er am Mittwoch. Die Wiese im Raum Neuenburg ist gut geeignet als Lebensraum für die kleinen Eulen, die nachts auf Mäusejagd gehen: Der Landwirt hat sie schon gemäht. Zwei alte Obstbäume stehen da, im einen hängt die Kauzröhre, in der das Gelege aufgezogen wurde, der andere gleich nebenan dient den Altvögeln als Tagesquartier, wenn es ihnen in der Brutröhre zu eng wird.

„Die sehen alle tiptop aus“, freut sich Mett als er dem letzten Nestling den Ring verpasst hat, auf dem Datum und Beringungsort in Chiffren eingraviert sind. Das Futterangebot war offenbar gut. Zehn bis zwölf Mäuse verputzt so eine kleine Kauzfamilie jeden Tag.

Umfassende Ausbildung

„Käuze beringen darf man nicht nur, weil man das gerne macht“, sagt Mett. Ein mehrtägiger Lehrgang mit viel Theorie und auch mit praktischen Übungen an Kleinvögeln gehört zu dieser Ausbildung, außerdem muss man sich für jede Vogelart extra qualifizieren.

Beringt werden Vogelarten, an denen die Ornithologische Gesellschaft Baden-Württemberg besonderes Interesse hat, weil sie selten geworden sind und weil man ihre Entwicklung dokumentieren möchte. Ein Elterntier der am Mittwoch beringten Brut stammt aus Mappach, wie Mett bei der Kontrolle der Brutröhre ablesen konnte. Das andere trägt keinen Ring, ein „No-Name“. Auch einer der jungen Käuze dieses Jahrgangs 2019 ist Mett „durch die Lappen gegangen“. Als er mit den Ringen anrückte, waren von den fünf Jungvögeln nur noch vier zu Hause.

Jahrelange Bemühungen

Dass es im Markgräflerland wieder Steinkäuze gibt, ist den unermüdlichen Bemühungen vieler Menschen zu verdanken, die jahrelang in geeigneten Bäumen Brutröhren aufgehängt und diese regelmäßig kontrolliert und gewartet haben. Verschwunden ist der Steinkauz im Markgräflerland, weil er in der ausgeräumten Landschaft keine Brutmöglichkeiten mehr gefunden hat: Hohlräume in alten Bäumen, die sich beispielsweise in abgebrochenen Ästen entwickeln. Im mittleren Markgräflerland betreut Helmut Mett selbst rund 30 solcher künstlicher Röhren, um weitere zehn bis 15 kümmert sich ein Stab von treuen Helfern.

Im gesamten Markgräflerland hängen ungefähr 180 bis 200 Steinkauzröhren. Alle haben ein Etikett mit dem Nabu-Logo und der Telefonnummer von Mett. So können die Grundstückseigner Kontakt aufnehmen, etwa wenn ein Baum gefällt werden muss oder die Röhre beschädigt wurde. Auch Totfunde von Steinkäuzen sollten an diese Nummer gemeldet werden.

Zahlreiche Behausungen

„Die Eigentümer sind alle sehr offen, wenn ich sie frage, ob man auf ihrem Grundstück eine Kauzröhre installieren kann“, erzählt Mett. Die Konstruktion dieser pro Stück etwa 100 Euro teuren „Wohnungsangebote“ hat einen raffinierten Einstieg der dem Marder, Hauptfeind des Steinkauzes, keine Chance lässt, ins Innere zu gelangen.

Ein Drittel der Behausungen war in diesem Jahr von Staren bezogen, in weiteren zehn Prozent hatten es sich Meisenpärchen mit ihrem Nachwuchs gemütlich gemacht. Und manchmal findet Mett auch Hornissen- oder Wespennester.

Regelmäßige Kontrollen

Den ersten Rundgang zu den Brutröhren unternimmt er schon im Februar. Da kann er sehen, ob sich ein Kauz darin aufgehalten hat, eine kleine Nestkuhle im eingestreuten Sägemehl verrät ihm das. In der ersten Maiwoche dann eine weitere Inspektion, die zeigt, ob Eier oder schon Jungvögel da sind. Die Beringung zwischen Ende Mai und Juni ist dann der Lohn für den Einsatz: Mit Leiter, Werkzeugkasten und einem Eimer mit frischem Sägemehl geht es zu den Brutbäumen, meist ist eine kleine Schar von Interessierten dabei.

Besonders die Kinder bestaunen die kleinen flaumigen Wesen mit den großen gelben Augen. Eine letzte Kontrolle im Spätherbst oder Winter gilt dann dem „Hausputz“, einer frischen Einstreu, und der Reparatur der Röhren.

Gemeinsame Freude

Mett will gerade wieder auf die Leiter steigen, um die frisch beringten Käuzchen in ihre Röhre zu setzen, da kommt der Landwirt auf dem Fahrrad. Für ihn steigt Mett gerne noch einmal herunter und nimmt einen der kleinen Vögel aus dem Transportsäckchen. Der Landwirt freut sich mit ihm über das gesunde Tierchen.

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