Neuenburg Vom Pfadfinder zum Zyniker

Alexander Anlicker

„Nachgefragt“: Harald Schmidt hat Spaß daran Anordnungen zu befolgen

Mit seiner „Die Harald Schmidt Show“ war Harald Schmidt Wegbereiter für viele Late-Night-Shows und sicher auch ein Vorbild für die Talkshow AG „Nachgefragt“ am Kreisgymnasium Neuenburg. Dort war der Künstler am Dienstag in der voll besetzten Aula zu Gast und stellte sich den Fragen von Clara Bartl und Estelle Giller.

Von Alexander Anlicker

Neuenburg am Rhein. Einmal mehr bewies die Talkshow-AG ein gutes Händchen bei der Wahl des Gastes und der ausgesuchten Fragen. Nach mehr als zwei kurzweiligen Stunden Unterhaltung gab es verdienten Beifall für Schmidt und die beiden 17-jährigen Moderatorinnen.

Nach einer kurzen Begrüßungsrunde ließ Fabian Renkert den Lebenslauf des Schauspielers, Entertainers, Kabarettisten und Moderators beziehungsweise den Werdegang des fünffachen Vaters vom Pfadfinder zum Zyniker Revue passieren

Routiniert und charmant löcherten Bartl und Giller den 64-Jährigen mit Fragen, etwa zu seiner Tätigkeit als Schirmherr der Deutschen Depressionshilfe, für die er unter anderem den Podcast „Raus aus der Depression“ macht. Er finde das Thema sehr interessant und wichtig, sagte Schmidt. Er selbst würde aber eine Depression nie öffentlich machen, antwortete er auf die Frage der Moderatorinnen. Überhaupt ist Schmidt, der schon seit mehr als 44 Jahren im Rampenlicht steht, sehr zurückhaltend, was sein Privatleben angeht Dies betrifft sowohl Fragen zu seiner Familie als auch zur Gesundheit, wie etwa die Frage nach seinem Impfstatus. „Manchmal erfinde ich Antworten“, sagt Schmidt. Er habe Spaß daran, Anordnungen zu befolgen, meinte der 64-Jährige und ergänzt: „Kauf dir ein Neun-Euro-Ticket und setze dich in den Regionalzug, nur so kommt Spaß in den Alltag“.

„Ich überlege mir sehr genau, was ich sage“, sagte Schmidt, der sich mit seiner Show den Spitznamen „Dirty Harry“ erworben hat. Zu unrecht, wie zwischen den Zeilen herauszuhören war, aber er habe das Etikett zu seinem Vorteil genutzt, erklärte er.

„Täglich die Tagesereignisse zu kommentieren“, antwortete Schmidt auf die Frage, was das Neue an der „Harald Schmidt Show“ gewesen sei. Einen legitimen Nachfolger sieht Schmidt nicht, auch nicht Jan Böhmermann. Es sei ein Unterschied ob man das täglich mache, oder einmal in der Woche 17 mal im Jahr, sagte er. „Wir hatten auch goldene Zeiten, wo Lothar Matthäus eine 17-jährige geheiratet hat“, ergänzte er.

Zwischendurch blitzte auch der scharfe Zyniker hervor, etwa beim Thema Talkshows. „Die Talkshow von Anne Will könnte auch ein Parkuhr moderieren“, sagte Schmidt. Er selbst gehe – abgesehen vom Nachtcafé, das seine Mutter schaue, nur in Talkshows wo er der einzige Gast sei. Man wisse sonst nie, welche Kamera gerade auf einen gerichtet ist.

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