Neuenburg Weltweite Radiowerbung für LGS

Alexander Anlicker

Funkamateure: DARC-Ortsverband A47 Markgräflerland ist mit Sonderrufzeichen „DF22LGS“ on Air

„CQ CQ CQ von Delta Foxtrott 22 Lima Golf Sierra“, ruft Tobias Holzreiter am Sonntagnachmittag ins Mikrofon. Der Ruf ist auf der Frequenz 7 143 Kilohertz in ganz Europa zu hören. Kurze Zeit später meldet sich ein Funkamateur aus Düsseldorf. Während des kurzen Gesprächs weist Tobias Holzreiter sein Gegenüber auf den Anlass des Sonderrufzeichens „DF22LGS“ hin: die noch bis 3. Oktober stattfindende Landesgartenschau in Neuenburg am Rhein.

Von Alexander Anlicker

Neuenburg am Rhein. Unsere Zeitung hat sich mit Tobias Holzreiter vom Ortsverband A47 Markgräflerland des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC) unterhalten.

Frage: Was hat es mit dem Sonderrufzeichen „DF22LGS“ auf sich?

Ein Amateurfunk-Sonderrufzeichen wird von der Bundesnetzagentur auf Antrag für besondere Anlässe wie beispielsweise Jubiläen, Messen und ähnliche Veranstaltungen vergeben. Sie sind bei den Funkamateuren beliebt.

Frage: Warum hat der Ortsverband A47 das Sonderrufzeichen beantragt?

Jeder der mehr als 1000 im DARC organisierten Ortsverbände hat die Möglichkeit, bei besonderen Veranstaltungen ein Sonderrufzeichen zu beantragen. Für unseren Verein ist die Landesgartenschau 2022 in Neuenburg eine besondere Veranstaltung, die wir gerne unterstützen und für die wir mit Hilfe des Sonderrufzeichens werben wollen.

Frage: Wer nutzt dieses Sonderrufzeichen?

Im Ortsverband Markgräflerland haben wir zur Zeit 33 aktive Mitglieder, die das Sonderrufzeichen abwechselnd nutzen. Es gibt unterschiedliche Betriebsarten: Von Morsetelegrafie über Sprechfunk bis zu computergestützten digitalen Betriebsarten ist alles möglich.

Frage: Heute Nachmittag standen die Gesprächspartner quasi Schlange, um mit „DF22LGS“ zu sprechen. Warum kommt es zu dem so genannten „Pile up“?

Zu einem „Pile up“ kommt es dann, wenn viele Anrufer ihren Ruf gleichzeitig starten. Heute haben wir eine Dipolantenne mit zwei mal zehn Metern Länge in 18 Metern Höhe benutzt. Das ist eine vergleichsweise gute Antenne, mit der wir in ganz Europa deutlich zu hören waren. Die Empfangsrapporte haben gezeigt, dass jeder der rund 120 Gesprächspartner uns wie einen Radiosender klar und deutlich empfangen hat. Mit einem solch deutlichen Signal bekommt man sehr schnell Aufmerksamkeit und man erhält plötzlich viele Anrufe. Die Motivation der Anrufer ist unterschiedlich. Es gibt Funkamateure, die Verbindungen mit Sonderstationen „sammeln“, um zum Beispiel ein Diplom zu erlangen. Andere freuen sich über eine stabile Kurzwellen-Funkverbindung. In diesem Moment ist es dann ein Wettbewerb unter den Anrufern, mit der Sonderstation eine Verbindung aufzunehmen.

Für uns als Operator an der Sonderstation ist es dann eine Herausforderung, ein Rufzeichen eines Anrufers zu identifizieren. Jeder kennt das Phänomen von einer Geburtstagsfeier. Wenn viele Leute gleichzeitig reden, ist es schwierig, einen einzelnen zu verstehen. Es braucht hier ein geschultes Gehör, Disziplin und eine entsprechende Betriebstechnik, um mit jedem einzelnen und nacheinander ein vollständiges Gespräch abzuwickeln. So ein Wettbewerb bringt auch einen großen Spaß, da man nie weiß, wer als nächstes anruft.

Frage: Das Sonderrufzeichen ist vom 1. November 2021 bis 31. Oktober 2022 in der Luft. Wie viele Funkverbindungen (QSOs) haben Sie bis jetzt in Ihrem Logbuch stehen?

Bislang haben wir mehr als 1000 Verbindungen im Logbuch stehen. Wir werden die Aktivitäten noch einmal verstärken. Wir rechnen damit, gegen Ende der Landesgartenschau zwischen 5000 und 10 000 Gespräche mit einer sogenannten QSL-Karte bestätigt zu haben. Eine QSL-Karte ist eine physische Postkarte, die jeder Gesprächspartner weltweit für seine Verbindung (QSO) mit unserem Sonderrufzeichen „DF22LGS“ erhält.

Frage: Welches ist der am weitesten entfernte Ort, wo man die Landesgartenschau in Neuenburg jetzt kennt?

Das ist Almaty in Kasachstan. Von Neuenburg ist das zirka 4400 Kilometer entfernt.

Frage: Warum präsentiert sich der DARC-Ortsverband Markgräflerland auf der Landesgartenschau?

Mit unserer Präsentation auf der Landesgartenschau wollen wir zwei Ziele erreichen. Zum einen wollen wir mit unseren Möglichkeiten für die Landesgartenschau aktiv werben. Das tun wir mit unserem Funkbetrieb aktiv auf Kurzwelle und Ultrakurzwelle vor und während der Landesgartenschau. Zum anderen möchten wir auf den Amateurfunkdienst aufmerksam machen, der für Völkerverständigung, Weiterbildung, technische und wissenschaftliche Experimente sowie Notfunk steht.

Jeder von uns setzt sich aus persönlichem Interesse mit den Themen auseinander. Viele von uns engagieren sich auch in Hilfsorganisationen wie Feuerwehr, DRK oder DLRG. Das erfolgt alles ehrenamtlich. Gewerbliche oder wirtschaftliche Interessen verfolgen wir dabei keine.

Frage: Was ist an Aktivitäten auf der LGS geplant?

Als Aktivitäten haben wir einige interessante Dinge geplant. Sicherlich werden wir klassischen Funkbetrieb vor Ort vorführen. Das reicht von Morsetelegrafie über Sprechfunk bis zu modernen computergestützten digitalen Betriebsarten.

Daneben werden wir versuchen, über den geostationären Amateurfunksatelliten QO-100 eine Funkverbindung zur Neumayer Forschungsstation in der Antarktis herzustellen.

Wir wollen auch moderne Funkanwendungen wie beispielsweise „LoRa“ vorführen und es für die Standortübermittlung benutzen. Dafür wollen wir einen Wetterballon vom Landesgartenschau-Gelände starten lassen und den Weg mitverfolgen.

Der 47-Jährige ist in Neuenburg aufgewachsen und hat schon als Grundschüler mit CB-Funk begonnen. Seit 1992 ist er lizenzierter Funkamateur und Mitglied im Ortsverband A 47 Markgräflerland des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC). Er ist gelernter Bankkaufmann und arbeitet als Projektmanager für ein Schweizer Versicherungsunternehmen in Basel.

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