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Neuenburg Zünder der Fliegerbombe entfernt

Alexander Anlicker

Entschärfung unter besonderen Bedingungen / Nur 60 von 1800 Personen nutzen Unterbringung

Neuenburg am Rhein -  Wo sollen sich die rund 1800 evakuierten Personen während der Bombenentschärfung aufhalten, wenn in Corona-Zeiten ein Abstandsgebot gilt? Für viele war das am Wochenende die spannendere Frage, als die eigentliche Entschärfung der Fliegerbombe im Neuenburger Wuhrlochpark.

Nur 60 der insgesamt 1800 von der Evakuierung betroffenen Bürger haben am Ende die angebotene Unterbringung im Schulzentrum an der Zähringerstraße genutzt. Darunter rund 20 weniger mobile Senioren, die vom Fahrdienst beziehungsweise Krankentransport des Deutschen Roten Kreuzes Gebrauch gemacht haben.

„Müssen wir alle in die Realschule kommen?“, „Wie ist das mit Abstand halten in Corona-Zeiten?“ oder „Was ist mit Haustieren?“, seien die Fragen gewesen, die Betroffene am Bürgertelefon oder bei Facebook gestellt hätten, berichtete Bürgermeister Joachim Schuster am Sonntagmittag in einem Pressegespräch. Niemand musste zur Behelfsunterkunft kommen, die meisten hätten das schöne Wetter zum Wandern, für Radtouren oder zum Besuch von engen Familienangehörigen genutzt, berichtete der Rathauschef.

Anlaufstelle im Schulzentrum

Bei gerade einmal 60 Nutzern waren die Corona-Vorgaben von 20 Quadratmetern pro Person leicht einzuhalten. Vor der Schule fand zudem eine Sichtung durch das Rote Kreuz statt, bei dem Fieber gemessen wurde und Erkältungssymptome abgefragt wurden. Eine Person sei aufgrund der unklaren Lage in der Sporthalle untergebracht worden, wie dies auch vorgesehen war. Das Gesundheitsamt des Landkreises hatte im Vorfeld auch mitgeteilt, dass es im 500-Meter-Radius um die Fundstelle der Bombe aktuell keine Corona-Infizierten gebe.

Die Bombe sei bereits am Mittwoch bei Sondierungsarbeiten im Wuhrlochpark in einer Tiefe von viereinhalb Metern gefunden worden. Das künftige Landesgartenschaugelände am Wuhrloch sowie das Areal der geplanten neuen Kindertagesstätte wird derzeit von der Firma Terrasond auf Kampfmittel hin untersucht. Im Bereich des eigentlichen Landesgartenschaugeländes zwischen Rhein und Autobahn waren bereits mehr als sechs Tonnen Granaten und Munition gefunden und geräumt worden, was die Stadt bislang rund zwei Millionen Euro gekostet habe. Geld das andernorts für die Gestaltung der Landesgartenschau natürlich fehle, wie der Bürgermeister feststellte.

Die Vorbereitung und Evakuierung

Als erste Maßnahme wurde bereits am Mittwoch ein privater Sicherheitsdienst mit der Bewachung der Bombe beauftragt. Eigentlich habe man zunächst gehofft, dass man auf eine Evakuierung des Hochgestades verzichten kann, berichtete Feuerwehrkommandant Andreas Grozinger, der Kampfmittelräumdienst habe jedoch aus Sicherheitsgründen den 500-Meter-Radius festgelegt. Daraufhin seien die betroffenen Bewohner über ein Flugblatt in den Briefkästen informiert worden.

Aufgrund der guten Teilnahme der Bevölkerung sei man am Sonntagmorgen dem Plan der Zeit weit voraus gewesen, berichtete Bürgermeister Schuster.

Am Morgen wurde beim Kreisgymnasium ein Lagezentrum für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst eingerichtet. Ab 8.30 Uhr hat die Polizei mit 120 Kräften der Einsatzabteilung jedes Haus überprüft, anschließend habe der Polizeihubschrauber mit der Wärmebildkamera das Areal nochmals abgeflogen.

Kurz nach 10 Uhr war das betroffene Gebiet geräumt und freigegeben, so dass der Feuerwerker Sven Rasehorn vom Kampfmittelräumdienst Baden-Württemberg mit der Entschärfung der 500 Kilogramm schweren amerikanischen Fliegerbombe beginnen konnte. Diese verfügte über zwei mechanische Zünder am Kopf und am Ende. Bereits eine halbe Stunde später war der Spuk vorbei, beide Zünder entfernt und die Bombe damit entschärft, die anschließend nach Böblingen abtransportiert wurde.

Insgesamt 287 Einsatzkräfte waren am Sonntagmorgen bereits früh auf den Beinen. Darunter: 132 Polizeibeamte, 78 Feuerwehrleute, 72 Helfer vom Roten Kreuz (DRK) sowie fünf Helfer von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).

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