Zusätzlichen Schwung in die Dramaturgie bringt Mama Bavarias Alter Ego „Famous Mary from Bavary“, die im hellblauen Bademantel verkatert ins helle Licht blinzelnd und mit schwerer Zunge lallend ihre Sicht der Welt erklärt. Etwa warum der Mensch in seiner langen Geschichte bis heute immer so unglücklich wie ein im Weckglas eingepferchtes Essiggurkerl ist.
Digitale Welt, Münchner Mietpreise, der Schädling Flächenfraß im Bayernland, verklemmte Sexualmoral, die gesellschaftliche Einöde, der das alte Wissen und die traditionellen Werte abhanden gekommen sind – Themen, mit denen die Kinseher lustvoll spielt. Ihre Kausalketten sind zum sich Wegschmeißen komisch. Am Ende eines solchen Exkurses hat man auch glasklar verstanden, warum in Bayern Kirche und Wirtshaus eine unauflösbare Symbiose eingegangen sind.
Aus Qigong-Übung wird ein Schuhplattler
Ein Bonbon hat sie sich für die Zugabe aufgehoben, wo sie als Mary von der Romanze mit ihrem Fleund Wan Tan berichtet. Bald wird klar: In der Welt hängt alles mit allem zusammen, so dass auch aus einer Qigong-Übung unversehens ein Schuhplattler werden kann. Und wie hübsch das klingt, wenn eine chinesische Quäkstimme mit orientalischer Dudelmusik im Hintergrund davon singt, dass sie halt so warn, die alten Littelsleut. Dazu lässt Mary blaue Seidentüchlein wehen, und das Verschmelzen der Kulturen ist perfekt.