Ortsnamen in Steinen Namen erzählen von alten Zeiten

Maximilian Müller
Der Egertenweg an der „Alten Weberei“ Foto: Maximilian Müller

Ortsnamen haben ihre Wurzeln tief in der Vergangenheit und sind nicht immer leicht zu verstehen. Um beispielsweise Wolfischbühl und Häfnet zu erklären, braucht es Experten, die sich mit dem Alemannischen und der Geschichte auskennen.

Eine solche Expertin für den Lörracher Raum ist Inge Gula, die einen Blick auf die Orts- und Straßennamen in Steinen geworfen hat und deren Ausführungen dazu in der Ortschronik von 1982 erschienen sind.

Mit Topf auf falscher Fährte

Bestes Beispiel ist der Begriff Häfnet, wie er bei der Häfnet-Jungfrau und dem Häfnet-Brunnen auftaucht. Während viele den Namen mit dem süddeutschen Hafen, also dem Topf, assoziieren, geht er laut Gula auf das mittelalterliche Wort „heven“ samt einem alemannischem Suffix zurück. Die Bedeutung wären dann ganz einfach Erhebung.

An Tiere denkt der eine oder andere auch beim Wolfischbühl. Ist es der Wolf? Der Fisch? Ein bisschen Tier steckt laut Gula schon drin, aber über zwei Ecken. Denn der Bühl – eine rundliche Erhebung – stand wohl im Zusammenhang zu einem Menschen namens Wolf. Man denke also eher an den „Wolfschen Bühl“.

Mit der Zeit verschliffen

Auf die falsche Fährte lockt auch der Hummelberg bei Weitenau. Denn der hat nichts mit Insekten zu tun, sondern eher mit Hunger. Hungerberg ist als Ortsbezeichnung in Süddeutschland recht häufig und beschreibt einen wenig nutzbaren Ort, der entweder zu nass oder zu trocken war. Es könnte auch sein, dass es ein Ort war, an dem das Vieh eine Zeit lang absichtlich nichts zu fressen bekam. Wie dem auch sei: Der Name Hungerberg wurde immer mehr zu Hummelberg verschliffen.

Neuere Straßen und Baugebiete sind häufig nach Matten, also Wiesen benannt, beispielsweise die Hut- oder die Moosmatt. Die Hutmatt verweist darauf, dass dort früher Vieh gehütet wurde, während Moos die Bedeutung Moor hatte.

Mehrere Namen

Viele Namen hat das Gebiet „Alte Weberei“ mittlerweile, auch in jüngerer Zeit wechselte er, manche sprechen immer noch vom Quelle-Areal. Älter ist die Bezeichnung Belzi. Eine Erklärung lautet, dass die Arbeiter der Fabrik dort „Belzmüller“ genannt wurden: Sie waren so schmutzig vom Reinigen der Webstühle, dass es aussah, als trügen sie einen Pelz. Gula schreibt, dass der Sinn des Namens nicht mehr bekannt sei. Sie verweist aber darauf, dass Arbeitersiedlung oft einen negativen Spitznamen bekommen haben, und auf die Belzgasse in Müllheim, die mit „beldse“, einem Wort für Stehlen, in Verbindung gebracht wird.

An dem Gebiet vorbei führt übrigens der Egertenweg. Und nein, Egerten sind keine E-Gärten zum Aufladen des E-Autos, sondern ein altes alemannisches Wort für Brachen.

Beste Wiese in Gemarkung

Im Gegensatz dazu hat die Brühlstraße ihren Namen von dem alten Wort für Wässerwiese. Sie gelten als die besten und feuchtesten Wiesen einer Gemarkung. Der Namen des Schwammerich ist da schon leichter zu deuten. Es handelt sich laut Gula tatsächlich um einen Bach, der stark schwemmt. Und der Kreuselbeergraben hat seinen Namen ebenfalls von den Kräusel-, also den Stachelbeeren.

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