^ „Pink Art“: Junges Flair in der Kulturfabrik - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

„Pink Art“ Junges Flair in der Kulturfabrik

Jürgen Scharf
Ein Werkbeispiel von Chris Göttel aus der Ausstellung. Foto: Jürgen Scharf

Chris Göttel und der Kunstverein wollen mit der „Pink-Art“-Ausstellung in der Kulturfabrik und einer Vernissage der etwas anderen Art vor allem jugendliches Publikum anlocken. Das Experiment ist geglückt.

Chris Göttel bringt mit dieser Schau ein junges Flair in die städtischen Galerieräume. Die Ausstellung soll einen urbanen Charakter haben und individuelle, soziokulturelle und tagesaktuelle Themen der Zeit behandeln.

Elektro-Beats vom DJ

Gerit Koglin vom Kunstverein war bei der Pink-Art-Party als DJ in Aktion. Foto: Jürgen Scharf

Wer die Opening-Party besuchte, erlebte den Maler Gerit Koglin vom Kunstvereinsvorstand in ungewohnter Funktion als DJ hinter einer großen Musikanlage. Er legte elektronische Beats auf, aber nicht so laut wie im Technoclub, damit sich die Leute noch unterhalten und „chillen“ konnten.

Auch optisch macht die Ausstellung einen anderen Eindruck. Viele Bilder stehen auf dem Boden, lehnen an der Wand, und große Formate sind nur angeklammert. Die schwarz bemalten Stellwände gehen auf eine Idee von Göttel zurück. Das sieht recht cool aus, schafft Kontraste und raffinierte Wirkungen, so dass man im Kunstverein überlegen könnte, diese schwarzen Wände zu belassen. Die unkonventionelle Präsentationsart vermittelt einen industriellen Look, was auch der Grundhaltung von Göttels Kunst entspricht.

Dadaistisch inspiriert

Seine Arbeiten sind ein ästhetisches Experimentieren im Stil der Nachfolge des Neo-Dada. Der Künstler ist von dadaistischen Zufällen inspiriert. Von Haus aus gelernter Grafiker und Art-Direktor bei einer Basler Werbeagentur, mischt Göttel gerne verschiedenste Medien wie Malerei, Fotografie, Collage, Zeichnungen mit neuen Darstellungsformen, Übermalungen und Texten, die ins Bild eingeschrieben sind. So ergeben sich neue Kontexte.

Intuitive Malerei

Chris Göttel in seiner „Pink-Art“-Ausstellung in der Kulturfabrik. Foto: Jürgen Scharf

Göttel packt viel in seine Bilder hinein an Sinneswahrnehmungen und Gefühlswelten. Es ist eine intuitive Malerei, locker und konventionslos, gern auch im Montagestil mit vielerlei Figuren und Motiven. Die Quellen, die er nutzt, sind Hochglanzmagazine, Werbefotos, oft banal, aber nicht ohne Reiz, weil die Botschaft eine andere ist.

Wenn man sich die Bilder genauer anschaut, dann gibt es auch ein Déjà-vu-Erlebnis. Die blonde Dame mit dem Pappbecher und dem Strohhalm kommt einem doch bekannt vor! Genau, sie hing schon in der Blind-Date-Ausstellung des Kunstvereins, in der die Schöpfer anonym blieben.

Sprache des jungen Lebens

Die Farbe Pink taucht oft in dieser Schau auf. Sie steht für „Fun“, Spaß, ist trendy und fröhlich, spricht die Sprache eines jungen Lebens. Gleich am Eingang zieht das Bild eines tätowierten Frauenarms die Blicke auf sich. Man erkennt noch Körpersilhouette und Spitzenhemd, und mitten auf dem Arm prangt ein pinkfarbener Klecks. Auffallend auch der „Pink Tree“, ein Baum mit pinkfarbenem Anstrich, der verkehrt herum abgebildet ist – ein Zeichen dafür, dass die Welt auf dem Kopf steht. Die titelgebende „Pink-Party“ zeigt einen bemalten und collagierten Pappteller als Überbleibsel eines Festes.

Skurrilität und Hintersinn

Die gemalten Sujets sind oft skurril, lustig, originell, auch mal hintersinnig, etwa „Space Smile“, die Figur mit dem lachenden Gebiss im roten Mund. Zwei großformatige Arbeiten sind sehr gestisch und wild-chaotisch, auf anderen entdeckt man Spuren der modernen Wegwerfgesellschaft wie Zigarettenkippen und Eis. In „Jump“ und „Slip“ springen junge Männer ins Bild, was dynamisch und ausgeflippt rüberkommt.

Szenen teils irreal

Immer wieder tauchen Schriften auf in den Werken, besonders an der Stirnwand in einer verfremdeten Fotoreihe, die Göttel zusammen mit seinem Künstlerkollegen, dem Fotografen Markus Ruf, geschaffen hat. Die Szenen mit den Models muten teils irreal an, ebenso wie die darüber geschriebenen Sprüche und Texte. Also einmal etwas andere Kunst.

Ausstellung „Pink-Art“ bis 24. Juni, Kulturfabrik Schopfheim, Johann-Karl-Grether-Straße 2; Mi, Sa, So 14-17 Uhr. Eintritt frei.

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