Podiumsdiskussion Solarparks – pro und contra

Gerald Nill
Auch Solarparks verbrauchen Fläche. Das wurde zuletzt beim Spatenstich einer sieben Fußballfelder großen PV-Anlage in Fröhnd klar. Foto: Gerakd Nill

Ohne Solarparks in der Fläche funktioniert die Energiewende nicht. Diese Einschätzung vermittelte das Podium auf Einladung der SPD im Eichener Brauchtumsmuseum. Aber es gab auch zahlreiche kritische Stimmen.

Die Katastrophe im Ahrtal, aber auch lokale Starkregenereignisse zeigten die Notwendigkeit der Energiewende, führte Fraktionsvorsitzender Peter Ulrich in die Thematik ein. Ein Impulsreferat gab Schopfheims Technischer Beigeordneter Thomas Schmitz. Die Ausgangslage: Deutschland will bis 2040 klimaneutral werden.

Energiehungriges Land

Fakt ist, dass dieses „unglaublich energiehungrige Land“ mehr CO2 ausstößt als im Jahr 1990. Und jetzt sollen auch noch Autos und Heizungen elektrisch laufen. Schmitz’ Botschaft war sonnenklar: „Wir müssen unsere erneuerbaren Energien massiv ausbauen.“ Baden-Württemberg will zwei Prozent der Landesfläche für die Energieerzeugung ausweisen, 1,8 Prozent für Windenergie, 0,2 Prozent für Photovoltaik.

„Schopfheim hat mit großer Mehrheit das Klima-Papier beschlossen“, rief Schmitz in Erinnerung. Ebenfalls beschlossen sei, dass 15 000 Megawattstunden durch Photovoltaik in der Freifläche produziert werden sollen. Im Klartext: auf 15 Hektar – etwa 21 Fußballfeldern – überwiegend guten Ackerböden. Sofern die Landwirte mitspielen, schränkte Schmitz ein. „Wir sind jetzt an dem Punkt, dass die Eigentümer ins Spiel kommen, mit ihnen steht und fällt es.“ Bei der Frage, ob Landwirte ihre Flächen hergeben, spiele der Pachtpreis eine wichtige Rolle.

Kritische Stimmen

Schon kamen die ersten kritischen Anmerkungen des Publikums, dass Windkraft um ein Vielfaches effektiver sei als Photovoltaik und dass wertvolle landwirtschaftliche Fläche verloren geht.

Samira Böhmisch von der Stabsstelle Klimaschutz des Landkreises erklärte, dass Flächen an Autobahnen, auf Deponien und auf benachteiligten, steilen Feldern bevorzugt für Solarparks ausgeschaut werden.

Tobias Tusch, Geschäftsführer von EWS bekam Gelegenheit, vom jüngst erfolgten Spatenstich an Deutschlands steilstem Solarpark in Fröhnd zu berichten. Auf die Nachfrage zu Abschaltungen durch Netzüberlastung konnte Tusch antworten, dass die EWS-Windräder am Rohrenkopf nur zu 0,2 Prozent wegen Netzüberlastung abgestellt werden müssen.

Dominik Zöller, Projektentwickler für PV-Anlagen zum Beispiel an der A 98 bei Eimeldingen, berichtete von Schwierigkeiten mit dem Baurecht, teils aus Unerfahrenheit der Sachbearbeiter. „Das macht den Prozess langwierig“, schilderte der Praktiker.

Dächer vs. Freiflächen

Moderatorin Martina Hinrichs hakte bei Samira Böhmisch nach: „Brauchen wir wirklich die Freifläche oder reichen die Dächer?“ Antwort: An der Freifläche führe kein Weg vorbei. „Wir stehen erst ganz am Anfang.“

Ein kritischer Zuhörer merkte an, dass an drei bis vier Monaten eines Jahres weder die Sonne noch der Wind zur Verfügung steht. Man müsse parallel nach Energiespeicher-Möglichkeiten suchen. Dazu Tusch ganz deutlich: „Die Speicherfrage darf nicht den Ausbau verhindern.“ Ein anderer Zuhörer störte sich an geforderten Zäunen rund um Solarparks. Ein Gast aus Niedersachsen berichtete, dass die Bauern dort von der Pacht kräftig profitieren. Aber was ist mit dem Programm für Streuobstwiesen, wollte ein anderer wissen.

Am Ende fragten sich die Diskutierenden, ob die Solarparks auf Feldern Fluch oder Segen für die Landwirte seien. Klar ist: Jede Fläche kann nur einmal vergeben werden.

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