Podiumsdiskussion über assistierten Suizid Eine unumkehrbare Entscheidung

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Georg Pfleiderer Foto: Christoph Schennen

Am Ende des Lebens steht man vor großen Herausforderungen. Wenn das Leiden zu groß wird, überlegt man, ob man ihm per assistiertem Suizid ein Ende setzt. Vier Fachleute haben darüber auf Einladung des Evangelischen Sozialwerks diskutiert.

Welche Rolle spielen bei einem solchen Schritt Krankenpfleger und Ärzte? Über diese und andere Fragen zum Thema assistierter Suizid haben Pfarrer Martin Hamburger, der Arzt Martin Ehmer, Rotraut Heizmann-Schlenker und Susanne Kellner im Dietrich-Bonhoeffer-Saal diskutiert. Moderiert wurde die Veranstaltung, die vom Evangelischen Sozialwerk (ESW) organisiert wurde, vom Journalisten Robert Bergmann.

Nicht alleine lassen

In einem Impulsvortrag verdeutlichte Georg Pfleiderer, Ordinarius für Systematische Theologie/Ethik an der Uni Basel, die Position der Diakonie. Sie lehne ein regelhaftes Angebot des assistierten Suizids mit Gewinnerzielungsabsichten grundsätzlich ab. Sie respektiere aber die Autonomie des Menschen und lasse die Schwerkranken im Zugehen auf den selbstgewählten Tod nicht allein, ohne in irgendeiner Weise Assistenz bei der Selbsttötung zu leisten, wie es in ihrer Orientierungshilfe zum Umgang mit Wünschen nach Suizidassistenz heißt.

Mitarbeiter ist dabei

Martin Hamburger war 15 Jahre Leiter des Diakonischen Werks des Kirchenkreises Wuppertal. Er sagte, dass jeder, der sterben wolle, die diakonische Einrichtung, in der er untergebracht sei, nicht verlassen müsse. Der Sterbewillige dürfe dort auch Vertreter von Sterbehilfeorganisationen empfangen, ein Mitarbeiter der Diakonie sei bei diesen Gesprächen aber dabei.

Rotraut Heizmann-Schlenker, die in der Klinikseelsorge arbeitet, hält es für wichtig, Menschen, die nicht alleine sterben wollen, zu begleiten. Zu ihrem Alltag gehöre der Umgang mit sterbewilligen Patienten. „Es gibt Menschen, deren Weg ist suizidal, und die werden sich suizidieren. Das kann keiner verhindern.“

Bei klarem Verstand

Martin Ehmer lockerte die Veranstaltung mit seiner fröhlichen Art auf. Der Anästhesiologe und Geschäftsführer des Palliativnetzes Freiburg hob hervor, dass Tötung auf Verlagen verboten sei. Wer Sterbehilfe in Anspruch nehmen wolle, müsse bei klarem Verstand sein. Er respektiere, wenn sich ein Mensch mittels einer Freitodorganisation das Leben nehmen wolle. Mitarbeiter seines Teams begleiteten den Sterbeprozess durch eine externe Organisation aber nicht. Er wies darauf hin, dass jeder Sterbewillige bei einem selbstgewählten Tod seine Umgebung mitnehmen und diese gut vorbereiten müsse. Denn dies ziehe auch Ermittlungen der Kriminalpolizei nach sich.

Susanne Kellner schließlich schilderte die Situation mit ihrem Sohn, der eine seltene, neurodegenerative Erkrankung habe. Es gehe ihm den Umständen entsprechend gut und er habe sogar einen Tumor überlebt. Zu seinem Ende sagte sie: „Er macht das mit dem Himmel aus.“

Großer Zuspruch

ESW-Geschäftsführer Martin Mybes freute sich über den großen Zuspruch zur Veranstaltung. 130 Personen verfolgten die Diskussion. Er kündigte an, dass es eine Fortsetzung des Abends geben werde. Im Vorfeld gab es viel Zuspruch, aber auch viel Kritik an der Veranstaltung. 30 Podiumsgäste wurden angefragt, viele davon hätten aber abgesagt. Vielleicht ist das beim nächsten Mal anders.

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