Projekt am Schopfheimer THG Dem Elektroschrott auf der Spur

Gerald Nill
Eine „Rohstoff-Expedition“ unternahmen Schüler, Lehrer und Eltern am Theodor-Heuss-Gymnasium mit dem Ökonomen Tobias Schleicher vom Öko-Institut Freiburg und nahmen Laptops auseinander. Foto: Gerald Nill

In einem Workshop nahmen die Schüler am Theodor-Heuss-Gymnasium Altgeräte auseinander und kamen so dem Elektroschrott auf die Spur. Wichtige Erkenntnis: Ziemlich erschreckend, wie viel Umweltschäden durch Handy, Laptop und PC entstehen.

Mit Bildern und Filmsequenzen nahm Tobias Schleicher vom Öko-Institut Freiburg seine Zuhörer mit nach Afrika. Im Kongo werden die Rohstoffe, die die IT-Alleskönner brauchen, überwiegend noch mit mittelalterlichen Methoden von Hand abgebaut. Kobalt braucht man für die Hochleistungsbatterien, informierte Schleicher. Iridium verteilt das Licht gleichmäßig auf dem Display. Auch Palladium und Gold stecken in PC und Co., ebenso Zinn und Kobalt. „In einem Altgerät befindet sich mehr Gold als in jedem Gesteinsbrocken einer Goldmine“, machte der Ökonom deutlich.

Schockierende Szenen

Schockierend wirkte eine Szene, in der Minenarbeiter in letzter Sekunde aus einem verschütteteten Stollen kriechen. Entsprechend hoch ist die Todesrate in solchen Minen, die durch die Korruption der Länder, die Bestechungsgelder von Rohstoff-Giganten wie Glencore aus Zug in der Schweiz und die Not der Arbeiter vor Ort gefördert werden.

Kurz streifte Tobias Schleicher auch das Thema der raschen Überalterung von Geräten, weil keine Updates mehr erfolgen, Teile kaputt gehen oder meist einfach nur, weil ein schickes neues Modell auf den Markt kommt. Schleicher zitierte eine Erhebung über weggeworfene Altgeräte, wonach nur ein Viertel wirklich kaputt war, aber zwei Drittel dem Nutzer schlicht nicht mehr gefielen. Um so wichtiger ist das gewissenhafte Recycling der alten Computer. „Leider ist die Sammelquote unter 40 Prozent gesunken“, berichtete der Experte. „Wir lagen schon mal bei 44 Prozent.“

Das Innenleben eines PCs

Aber wie sieht ein Computer überhaupt von innen aus? Die Teilnehmer des Erasmus-Programms nahmen sich Schutzhandschuhe und Brillen, Schraubendreher und Zange und öffneten in Gruppen defekte Geräte, um sich ein Bild aus dem Innern zu verschaffen und auch die Teile zu trennen. Nachdem sie den Bogen heraus hatten, wie herum sich Schrauben überhaupt drehen, fiel Schülerinnen aus Stufe 10 der Akku, dann Kabel, Festplatte und Laufwerk in die Hände. Säuberlich in verschiedene Wertstoff-Fraktionen getrennt, sind die Bestandteile richtig wertvoll. Da aber die Lohnkosten hierzulande zu hoch sind, werden die Altgeräte einfach geschreddert und nur teilweise verwertet. Oder sie landen in Afrika, wo sie angesichts haarsträubender Arbeitsbedingungen zu Krankheit, Tod und immenser Umweltverschmutzung führen. Schleicher zeigte schlimme Bilder vom dioxinhaltigen Abfackeln von Kabeln, um an Kupfer zu kommen und Aufnahmen vom primitiven Einschmelzen von Blei, verbunden mit der makabren Frage, ob der Arbeiter wohl noch lebt.

Für nachhaltige Nutzung

Die Reste der Wohlstandsgesellschaft stranden schließlich an den Lagunen der Meere, wo die wertlosen Plastikgehäuse der PCs sich meterhoch auftürmen.

Den Teilnehmern des Erasmus-Seminars am THG war klar, dass sie die weltweiten Fehlentwicklungen nicht ändern können. Aber der Workshop vermittelte den Wert der technischen Helferlein, warb für eine nachhaltige Nutzung und zeigte die Kehrseite der Wegwerfgesellschaft.

Vortrag und Workshop fanden im Rahmen der EU-geförderten Erasmus+-Reihe unter dem Titel „Eine Rohstoffexpedition: Was ist da drin – woher – wohin? Den Lebenszyklus eines Laptops „auseinandergenommen“ statt. Zuvor wurden im Rahmen des Erasmusprogramms bereits die Themengebiete Ernährung und psychische Gesundheit behandelt.

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