Radweg Wieslet-Tegernau Sieben Jahre Planung – nun droht Aus

Gerald Nill
Seinerzeit durch die Regierungspräsidentin selbst angeregt, steht das Projekt des vier Kilometer langen Radwegs zwischen Tegernau und Wieslet in diesen Tagen auf der Kippe. Foto: Gerald Nill

In den nächsten 14 Tagen entscheidet sich, ob das Millionen-Projekt eines Radwegs im Kleinen Wiesental floppt oder toppt. Für die Gemeinde geht es um die Übernahme der Planungskosten. Der Ball liegt nun beim Regierungspräsidium.

Für Bürgermeister Gerd Schönbett ist klar, dass sich die Gemeinde die Planungskosten in sechsstelliger Höhe nicht leisten kann, auch wenn das Land die Baukosten, die zuletzt auf 3,2 Millionen Euro taxiert wurden, komplett übernimmt. Für die Gemeinde ist klar, dass das Regierungspräsidium liefern muss, um das Millionen-Projekt ins Rollen zu bringen.

Idee seit sieben Jahren

Rückblick: Die Idee eines Radwegs von Wieslet bis Tegernau ist inzwischen knapp sieben Jahre alt. Und das Projekt geht just auf eine Idee der Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer zurück, die bei einer Rundfahrt mit Bürgermeister Gerd Schönbett und Landrätin Marion Dammann das Vorhaben ins Gespräch brachte. Es wäre eine sinnvolle Sache, den umweltfreundlichen Zweiradverkehr im Kleinen Wiesental zu fördern.

Die Gemeinde griff den Spielball auf und strickte in Zusammenarbeit mit der RP-Außenstelle Bad Säckingen einen Projektantrag. In anfänglichen Überlegungen ging man noch von einer Bausumme von rund einer Million Euro für die vier Kilometer lange Strecke aus.

Komplexe Trassenplanung

Erste bürokratische Hürde war die Verpflichtung, dass der Radweg direkt an der Landstraße gebaut werden muss. Das ist aufgrund der Topographie des steilen Geländes aber nicht möglich. Dann aber hieß es aus dem Regierungspräsidium, dass Ausnahmen möglich seien.

Daraufhin ging die Gemeinde in die Feinplanung. Ein Ingenieurbüro entwarf 2022 eine Trasse für Radler, fand auch eine Lösung für den Engpass an der Streich Mühle und konzipierte auf dem Papier drei Überquerungen der Kleinen Wiese.

3,2 Millionen Gesamtkosten

Plötzlich hatte das Projekt einen Rahmen von drei Millionen Euro Baukosten. Die allgemeine Verteuerung am Bau eingerechnet, geht Schönbett heute eher von 3,2 Millionen Euro aus. Knackpunkt sind dabei die Nebenkosten für Planungen und Statik. Davon will das Land nur acht Prozent tragen – obwohl man realistischer Weise 20 Prozent veranschlagen müsste, wie Schönbett ausführte.

Hohe Kosten für Gemeinde

Umgerechnet auf den konkreten Fall: Bei 3,2 Millionen Euro Gesamtkosten müsse mit Nebenkosten von etwa 650 000 bis 700 000 Euro gerechnet werden; das Land übernimmt aber maximal 250 000 Euro (acht Prozent). „Das heißt, dass etwa 450 000 Euro an der Gemeinde hängen blieben“, verdeutlicht Schönbett. Für den Bürgermeister ist klar, dass dieser Betrag die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde weit übersteigt. In einer Zeit, in der mit der Feuerwehr um jeden Euro gerungen wird, „muss der Rest beim Radweg-Projekt kostenneutral sein“.

Es war anlässlich des Besuches des Ministerpräsidenten Kretschmann im Kleinen Wiesental vor knapp einem Jahr, als Schönbett die Regierungspräsidentin auf den Radweg und seine Finanzierungs-Krux ansprach. Da will der Bürgermeister die Zusage von Schäfer erhalten haben, dass aufgrund einer geänderten Verwaltungsvorschrift die Planungskosten für Radwege nun voll übernommen werden. Eine Aussage, die später vom Abteilungsleiter Straßenbau in Freiburg relativiert wurde: Die volle Kostenübernahme gelte nur für neue Projekte. Und neu abschließen könne man das Vorhaben im Kleinen Wiesental nicht.

Hoffen auf Bärbel Schäfer

Schönbett hat der Regierungspräsidentin jetzt eine Kostenaufstellung zugeschickt, über die wohl in den nächsten 14 Tagen entschieden wird. Nicht zuletzt, weil die Regierungspräsidentin im nächsten Monat in den Ruhestand tritt „hoffen wir, dass Freiburg eine Lösung findet“.

Auch die Landrätin ist in die Sache inzwischen einbezogen. Schließlich geht es vor allem um die Sicherheit der Radfahrer auf der teils sehr engen und kurvigen Strecke zwischen Wieslet und Tegernau. Dort sind nicht nur Alltagsradler und Freizeitpedaleure, sondern auch junge Schüler unterwegs. „Die Resonanz in der Bevölkerung ist positiv“, berichtete Schönbett dem Gemeinderat. „Sie will den Radweg haben.“ Das Gremium schloss sich dem Bürgermeisters an. Man müsse die Entscheidung in Freiburg abwarten. Dann geht’s weiter. Oder auch nicht.

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