Regio Forderungen nach härterer Gangart

Alexandra Günzschel
Der Wolf ist eine geschützte Art. Foto: pixabay

Der Südschwarzwald hat sein erstes Wolfsrudel. Das bringt auch Bedenken mit sich.

Lange Zeit waren es nur drei männliche Tiere, die den Südschwarzwald durchstreiften. Doch zu Beginn des Jahres lief ein Wolfspärchen in eine Fotofalle bei Schluchsee. Mittlerweile steht fest: Der von Experten erwartete Nachwuchs hat sich eingestellt. Der Südschwarzwald hat sein erstes Rudel.

Auch wenn bisher nur ein Welpe sicher nachgewiesen werden konnte – am 27. Juli tappte das Jungtier in eine Fotofalle – bedeutet dies für die die hiesige Wolfspopulation eine Zäsur. Grundsätzlich seien eine Etablierung des Wolfs in Baden-Württemberg und auch weitere Rudel zu erwarten, erklärt dazu die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg mit Hauptsitz in Freiburg (FVA).

Ein Umstand, der insbesondere bei Landwirten für Verunsicherung sorgt, zumal vor einer Woche fünf tote Schafe in Todtnau aufgefunden wurden. Dies könnte der erste größere Fall eines Wolfsrisses im Landkreis Lörrach sein. Der eindeutige Nachweis steht noch aus.

Fachgerechter Grundschutz

Der Südschwarzwald ist Teil des Fördergebiets Wolfsprävention Schwarzwald. Risse von besonders gefährdeten Tieren, wie Schafen, Ziegen oder Schalenwild aus landwirtschaftlicher Gehegehaltung innerhalb eines solchen Gebiets sind nur dann erstattungsfähig, wenn die Tiere zum Zeitpunkt des Übergriffs fachgerecht geschützt waren. Als fachgerechter Grundschutz gelten effektive elektrifizierte Zäune, Herdenschutzhunde, Stallungen oder eine Behirtung.

Innerhalb des Fördergebiets übernimmt das Land andererseits die Materialkosten für die Installation von Herdenschutzmaßnahmen bei der Schaf-, Ziegen- und Gehegewildhaltung sowie für Abkalbe- und Abfohlweiden, auch eine Beteiligung an den Unterhaltskosten für Herdenschutzhunde wird gewährt.

Bedenken ernst nehmen

In dieser Situation fordern CDU-Politiker aus der Region bereits jetzt eine härtere Gangart. So war Sabine Schweizer von der CDU-Landtagsfraktion in der Region Schluchsee zu Gast. Ihr Fazit aus vielen Gesprächen: „Im Südschwarzwald zeigt sich die unverzichtbare Rolle der Landwirte: Eine Offenhaltung der Steillagen, die Aufrechterhaltung von Artenvielfalt und Biodiversität bis in den letzten Winkel und die damit verbundene hohe touristische Attraktivität der Region – das alles wäre ohne Landwirte und Weidetierhaltung schlicht nicht denkbar.“ Deshalb müsse man die Bedenken der Landwirte vor Ort ernst nehmen: „Wir dürfen kein Tier über alle anderen stellen. Jeder Landwirt, der wegen des Wolfs aufhört, wird nicht wieder zurückkommen“, erklärt Schweizer.

Die CDU-Landtagsabgeordnete des Wahlkreises Waldshut-Rheinfelden, Sabine Hartmann-Müller, verweist zudem auf die Kosten. „Angesichts der wachsenden Wolfspopulation muss das Land immer mehr Geld für die Prävention und den Ausgleichsfonds aufbringen. Das sind Steuergelder, die wir im Falle einer aktiven Bejagung an anderer Stelle sinnvoller einsetzen könnten“, findet sie und nennt auch Zahlen: „Im Jahr 2022 wurden durch den Ausgleichsfonds Wolf in Baden-Württemberg Entschädigungen in Höhe von 9395 Euro ausgezahlt. Hiervon entfielen 6985 Euro auf den Landkreis Waldshut.“

„In Brandenburg gibt es mit fast 50 Rudeln jedes Jahr rund 1000 gerissene Nutztiere. Das werden wir für Baden-Württemberg nicht akzeptieren“, betont auch Schweizer. Zufrieden zeigt sie sich indes mit dem neuen Herdenschutzkonzept für Rinder, bei dem unter bestimmten Voraussetzungen eine kompakte Herdenführung oder wehrhafte Alttiere als ausreichender Wolfsschutz angesehen werden. Denn keiner könne ein Interesse daran haben, dass der gesamte Südschwarzwald zugezäunt wird.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete für Waldshut und den Hochschwarzwald, Felix Schreiner, bedauert, dass sich die Bundesregierung bei dem Thema gegen sämtliche Maßnahmen sperre. „Eine härtere Gangart beim Wolf ist überfällig. Der Wolf sollte künftig rechtlich nicht mehr als eine streng geschützte Art gelten“, sagt Schreiner und verweist unter anderem auf das Beispiel Schweden.

Die drei CDU-Politiker sind sich einig, dass es rechtlich einfacher als bisher möglich sein müsse, Wölfe aktiv zu bejagen.

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