Natürlich steht der Gedanke dahinter, wie das Zusammenleben von der Corona-Pandemie beeinflusst wird. Im Frühjahr hatte das Ganze ja auch ein utopisches Potenzial. Die Menschen waren solidarisch: Man fuhr die Wirtschaft herunter, um die Schwächeren zu schützen. Das war bis dahin unvorstellbar. Und das löste Gedankenprozesse aus: Man muss nicht in der Welt herumfliegen, man könnte auch anders leben, sich auf Anderes fokussieren. Zum anderen wollten wir betrachten, was die Pandemie mit Europa macht und wie sie es verändert. Wie wird nach den vielen nationalen Alleingängen das Verhältnis der Europäer untereinander beeinflusst? Dann kam das krasse Erlebnis der Grenzschließung und die Anschlussfrage: Was bedeutet diese Abschottung der Grenzen für die Menschen, die draußen bleiben müssen? Und schließlich die Frage: Wie beeinflusst diese Pandemie unsere privaten Beziehungen. Darüber wollten wir sprechen und diskutieren. Und auch darüber, was das Ganze global bedeutet.
Spannende und wichtige Themen. Wieso verschieben Sie das ganze Programm nicht einfach ins nächste Jahr? Die Aktualität bleibt sicher leider erhalten.
Ich freue mich über die Möglichkeit, die Schwerpunktveranstaltungen im Januar nächsten Jahres ins Literaturhaus-Programm zu übernehmen, vielleicht gebündelt in einer Woche. Es sind so tolle Gäste, dass wir das unbedingt noch bringen müssen. Wie genau die digitalen Formate aussehen werden, überlegen wir noch. Das Programm komplett ins nächste Jahr zu übertragen, finde ich schwierig. Bis dahin gibt es sicherlich wieder neue spannende Ansätze und neue Literatur, die es verdient, in den Fokus gerückt zu werden.
Könnte man Corona auch als Chance für die Literatur sehen? Die Nachfrage nach Büchern steigt ja offensichtlich.
Zum Teil ist das sicher so. Die Umsätze sind in einigen Ländern wirklich gestiegen. Das ist natürlich ein Trost: All diese tollen Bücher, die wir beim Festival gerne vorgestellt hätten, kann man kaufen und in Ruhe zu Hause lesen. Ganz entspannt – und ohne Maske.
Informationen rund um das digitale Angebot des Literaturfestivals gibt es im Internet unter www.buchbasel.ch