Regio Stark ins Jubiläumsjahr

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Das Familienunternehmen mit Sitz in Reinach, Schweiz erzielte 2022 mit fast 16 000 Beschäftigten mehr als 3,3 Milliarden Euro Umsatz. Foto: zVg/Endress+Hauser

Endress+Hauser gibt eine erfreuliche Jahresbilanz bekannt

In diesem Jahr blickt Endress+Hauser (E+H) auf sein 70-jähriges Bestehen zurück. Darauf wies Pressesprecher Martin Raab zu Beginn der Bilanzpressekonferenz in Basel hin. Da passte es gut, dass der Weltkonzern eine positive Bilanz für das vergangene Jahr präsentieren konnte.

Trotz angespannter Beschaffungs- und Logistikketten hat der Spezialist für Mess- und Automatisierungstechnik so viele Sensoren ausgeliefert wie noch nie, hieß es. Auftragseingang, Umsatz und Beschäftigung erreichten Höchstwerte.

„Wir sind so gut gestartet wie noch nie“, berichtete Vorstandschef Matthias Altendorf. Doch dann verdüsterte Russlands Angriff auf die Ukraine die Aussichten. Drohender Energiemangel, hohe Inflation, angespannte Liefer- und Logistikketten sowie die Corona-Lockdowns in China sorgten für Herausforderungen. Dennoch erwies sich das Geschäft im Rückblick als stabil.

Weltweit Wachstum

Der Nettoumsatz der Firmengruppe stieg um 16,4 Prozent auf 3,351 Milliarden Euro. Das organische Wachstum – ohne Währungseinflüsse – bezifferte Finanzchef Luc Schultheiss mit 11,6 Prozent. Das Unternehmen lieferte weltweit mehr als 2,9 Millionen Messgeräte aus – zu 84 Prozent pünktlich. „Endress+Hauser hat über Jahre leistungsfähige Produktions- und Logistiknetzwerke aufgebaut“, betonte Altendorf.

In Amerika und Asien entwickelten sich die Verkäufe dynamisch, in Europa und Nahost stark, nur in Afrika ging das Geschäft zurück. China behauptete sich trotz rückläufiger Entwicklung als umsatzstärkster Markt vor den USA, beide inzwischen mit deutlichem Abstand zu Deutschland, der Nummer drei.

Klaus Endress, scheidender Präsident des Verwaltungsrats Foto: zVg

Investitionen getätigt

240,5 Millionen Euro investierte E+H vergangenes Jahr in neue Gebäude und Anlagen – 24,7 Prozent mehr als im Vorjahr. In fünf Jahren floss damit mehr als eine Milliarde Euro in eine bessere Infrastruktur, wie zu erfahren war. Derzeit werden Vorhaben im Umfang von 500 Millionen Euro umgesetzt. Die vier größten Projekte betreffen die Standorte Maulburg (Deutschland), Suzhou (China), Jena (Deutschland) und Greenwood (Indiana/USA).

Vergangenes Jahr brachte E+H 43 Produkte neu auf den Markt. 242,4 Millionen Euro, rund 7,2 Prozent des Umsatzes, wandte die Firmengruppe für Forschung und Entwicklung auf. Zudem konnte das Unternehmen 235 Erstanmeldungen bei Patentämtern in aller Welt vorweisen.

Den Rückblick trübt die Schließung des russischen Vertriebs als Folge der Sanktionen nach dem Angriff auf die Ukraine. Ein Ausfuhrverbot für Messtechnik entzog dem Russland-Geschäft die Grundlage. 170 Arbeitsplätze gingen dadurch verloren. Zum Jahresende zählte das Familienunternehmen weltweit 15817 Mitarbeiter – ein Plus von 700 Stellen. Etwa ein Drittel davon entfällt auf die Region Basel.

Auch neue Ausbildungsplätze wurden geschaffen. Die Quote liegt derzeit bei 3,2 Prozent. Fünf Prozent aller Stellen sollen künftig für Praktikanten, Studenten und Trainees reserviert sein. In diesem Zusammenhang erwähnte Altendorf auch das neue Schülerforschungszentrum in Maulburg sowie das „Innovation Lab“ in Greenwood, USA.

Vorstandschef Matthias Altendorf wird der neue Präsident Foto: zVg

Starkes Ergebnis

Währungseinflüsse und Preiserhöhungen beflügelten den Umsatz der Firmengruppe, belasteten aber das Ergebnis. Weil der betriebliche Aufwand stärker stieg als der Umsatz, wuchs das Betriebsergebnis lediglich um 9,1 Prozent auf 473,7 Millionen Euro. E+H erreichte damit einen „sehr respektablen Wert“, befand Schultheiss. Finanziell steht das Familienunternehmen solide da: 2022 erreichte die Eigenkapitalquote 80 Prozent. Die Firmengruppe ist praktisch schuldenfrei.

Wechsel im Verwaltungsrat

Klaus Endress wandte sich bei der Konferenz zum letzten Mal an die Presse. Ende 2023 wird er altershalber als Präsident des Verwaltungsrats aufhören. Altendorf wird sein Nachfolger werden. Ihn wiederum wird Peter Selders ersetzen, der das Kompetenzzentrum für Füllstands- und Druckmesstechnik in Maulburg leitet. Als zweiter Vertreter der Familie wird Steven Endress im Verwaltungsrat Platz nehmen.

Klaus Endress betonte, dass 2022 – den Verlust durch die Finanzlage herausgerechnet – erneut ein Jahr mit Bestwerten war. Sein persönlicher Dank galt allen, die dafür hervorragende Arbeit geleistet haben.

Die Gründer wären stolz darauf, wie sich Endress+Hauser entwickelt hat, sagte er. Die Familie werde auch weiter prägend auf das Unternehmen einwirken. „Die Arbeit wird uns nicht ausgehen, so lange wir den Fokus weiter auf die Kunden richten“, blickte Endress zuversichtlich in die Zukunft.

Die Firmengruppe erwartet zwar, dass sich die derzeit gute Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte abschwächen wird, rechnet aber auch für dieses Jahr mit einem Wachstum im zweistelligen Prozentbereich. Daran geknüpft ist der Aufbau von weltweit 500 Arbeitsplätzen.

Nachhaltige Ziele

Im Jubiläumsjahr lädt E+H mehr als 1000 Kunden, Partner und Fachleute nach Basel ein, um über den nachhaltigen Umbau der verfahrenstechnischen Industrie zu diskutieren.

Die Firmengruppe ermittelte als Grundlage für eine Klimastrategie den Kohlendioxid-Fußabdruck entlang der Wertschöpfungskette. E+H hat sich das Ziel gesetzt, bis 2050 die Emissionen auf Netto-Null zu senken. „Wir sind Teil der Lösung und nicht des Problems“, sagte der designierte Präsident des Verwaltungsrats, Matthias Altendorf.

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