Regio Viele Nachtflüge trotz Verbot

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Nicht alle Flüge am Foto: Michael Werndorff

Die Bürgerinitiative Südbadischer Flughafenanrainer kritisiert nächtlichen Lärm.

Vor einem Jahr trat am EuroAirport ein Nachtstartverbot in Kraft. „Geplante Starts nach 23 Uhr sind ab dem 1. Februar 2022 verboten“, wurde seinerzeit angekündigt. „Die Formulierung ließ Schlupflöcher erahnen“, sagt Jürgen Fingerle von Bürgerinitiative Südbadischer Flughafenanrainer (BISF). „Dass sie so gravierend ausfallen würden, konnte allerdings kein Anrainer vorhersehen, denn eigentlich war die Hoffnung, dass der Nachtfluglärm deutlich zurückgeht.“

Nur an 68 Tagen keine späten Starts

Mehr als 1000 Starts wurden der BISF zufolge in diesen ersten zwölf Monaten trotz des Verbots nach 23 Uhr durchgeführt. Nur an 68 Tagen habe es keine Starts nach 23 Uhr gegeben. Insbesondere in den Sommermonaten, von Juni bis September, sei das Verbot mehr als löchrig gewesen mit 482 Nachtstarts, von denen 253 nach 23.10 oder später – bis nach Mitternacht – durchgeführt wurden.

Im Oktober haben Anrainerverbände den Flughafen dann darauf aufmerksam gemacht, dass die Lärmwerte nach 23 Uhr gestiegen statt gefallen seien. Doch erst im Dezember gesteht der Flughafen den Lärmzuwachs ein, wie Fingerle berichtet.

Die BISF spricht daher von einem „Pseudo-Nachtstartverbot“ und kritisiert, dass es seitens des Flughafens lediglich vage Versprechungen gebe, ob und wann sich die Situation verbessern soll.

„Es ist nicht trivial genaue Zahlen zu zeitlicher und regionaler Belastung zu bekommen, da der Flughafen nichts dazu publiziert“, erklärt Fingerle. „Wir haben uns die Mühe gemacht, über die gesamte Zeit aus verschiedenen Quellen die Daten zu den Nachtstarts zusammenzusuchen.“

Dabei kam die BISF zu dem Ergebnis, dass die Hälfte der nächtlichen Belastung über Deutschland abgewickelt wird. Dabei werde der deutsche Luftraum auch für Destinationen genutzt, die im Süden oder Westen liegen; für die das deutsche Gebiet also nicht notwendigerweise überflogen werden müsste, haben die lärmgeplagten Anwohner festgestellt.

Der BISF zufolge lassen sich die Nachtstarts in zwei Kategorien aufteilen: Die Mehrzahl seien Frachtflüge, sogenannte Vollfrachter, wie sie auf keinem anderen Schweizer Flughafen eingesetzt würden. Diese seien zum Teil alt und laut. Passagierjets seien mit neun Prozent – in den Sommermonaten bis zu 48 Prozent – in der Minderzahl.

Allerdings gebe es einen gravierenden Unterschied. Die Verspätung der Frachtflieger liege über die gesamte Zeit gemittelt bei 22 Minuten, die Passagierjets bringen es auf mehr als anderthalb Stunden.

An Luftraumüberlastung könne es demzufolge nicht liegen, wenn die Fracht sogar nach 23 Uhr noch recht pünktlich starten kann, meint Fingerle. Er plädiert dafür, diese Starts einfach vorzuverlegen.

Landeerlaubnis trotz absehbar später Ankunft

Bei den Passagierjets liege der Fall anders. „Da gibt man einer Billigfluglinie zum Beispiel die Landeerlaubnis, obwohl man bereits beim Start in Pristina erkennt, dass eine Ankunft in Basel vor 23 Uhr unmöglich ist. Den Start zurück nach Pristina erlaubt man dann auch noch nach 24 Uhr.“ Strafen würden nur helfen, wenn sie so gravierend wären, dass die Airlines auf diese späten Starts verzichten würden, meint Fingerle.

Effektivere Mittel zur Einhaltung der Nachtruhe

„Der Flughafen und die Aufsichtsbehörden könnten effektivere Mittel anwenden, um die Nachtruhe einzuhalten.“ Den Behörden und der Politik auf deutscher Seite sollte das nicht entgehen.

Es würden alle Anrainer davon profitieren – nicht nur jene auf deutscher Seite. Zudem könnte ein Stück Glaubwürdigkeit zurückgewonnen werden, heißt es in der Mitteilung der BISF.

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